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Lesen Sie diese Geschichte ab dem I. Teil:
Wenn ein geliebtes Tier stirbt
Juli 2014. Die Socke ist nun schon eineinhalb Jahre bei uns und niemand kann sich mehr so richtig erinnern, wie es ohne sie gewesen ist. Noch immer ist sie verspielt, freundlich, und bereit, alles und jeden zu lieben.
Mit dem Kater Nanouk geht sie in schönster Kumpelhaftigkeit um, nur leider ist der schöne Kerl sehr selten zu Hause. Für die Socke hat er nicht allzu viel Zeit, wenn er da ist – schließlich ist es Sommer und die Nächte sind lau. Mit dem Schmusen hat Nanouk es nicht allzu sehr, ein freundliches "um-die-Beine-streichen" und ein ebenso freundliches Schnurren müssen reichen für die Menschen ... so zwischen Futter und Ausschlafen. Mit der Socke wird kurz gerauft, in aller Freundschaft natürlich, dann geht der Kater wieder seiner Wege.
Irgendwer – vielleicht sogar ich – hatte dann die Idee, ein junges Kätzchen ins Haus zu holen. Eines, das von vornherein beschmust und beknuddelt wird. Nanouk kam sehr spät zu uns, er war schon eine gefestigte Persönlichkeit.
Mit Katzen ist es wie mit Hunden: braucht man eine, sind sie selten wie vierblättrige Kleeblätter. Aber schließlich kam ein Anruf – und kurz darauf ein kleines, schwarzes Katzenkind. Das verschüchterte kleine Mädchen – darum handelte es sich nämlich – wurde nach der Ankunft in einem gut gepolsterten und rückzugsgerechten Karton belassen. Zwar konnte das Kätzchen ihre kleine Burg verlassen, man wollte ihm aber selber überlassen, wann.
Socke war hingerissen. Die erste Nase "Eau de Chat" genügte, um sie völlig hinzureißen. "Man muss aufpassen, dass die Socke der Kleinen keine Angst einjagt", war das Motto der Stunde. Und es dauerte nicht lange, da schlich sich das schwarze Kätzchen aus ihrer Schachtel, um nach Katzenart ihre Umgebung zu prüfen.
Das winzige Tierchen saß mitten auf dem Küchenfußboden – und Socke, die nur auf diesen Moment gewartet hatte, schnupperte an der Kehrseite des Neuankömmlings. Da fuhr das Kätzchen herum und fauchte den für seine Begriffe riesigen Hund an. Socke machte einen gewaltigen Satz und prallte an den Schrank. Wer hier also wem Angst machte, war ziemlich schnell festgelegt.
Selbstverständlich vergaß das trotz dem Anraunzer hoch erfreute Hundemädchen den Zwischenfall sehr schnell und ließ den Karton nicht aus den Augen. Auch in der Nacht nicht, in der das Kätzchen samt Rückzugsburg im Schlafzimmer blieb und selig schlummerte.
Zwischenzeitlich hatte der Familienzuwachs auch einen Namen bekommen: Liliput. Dieser hübsche Vorname wurde allerdings schon am nächsten Morgen geändert, denn der kleine schwarze Frühaufsteher hatte seine Scheu über Nacht völlig verloren.
Während ich noch nach der Kleinen suchte, fuhr sie mir mit ausgefahrenen Krallen an die Waden, buckelte seitwärts und verschwand. Mein spitzer Schrei musste der Ninjakatze gut gefallen haben, denn dieses Spiel wurde ihr nicht langweilig. Socke war begeistert, denn hier war am Morgen endlich einmal so richtig etwas los. Es rappelte hier, klackerte da – die typischen Geräusche, die entstehen, wenn eine junge Katze ihren Lebensraum unter Kontrolle bringt. Bereitwillig ließ sie sich allerdings einfangen und an ihr Futterschüsselchen setzen. Unfreundlich war sie ja keineswegs – nur gnadenlos verspielt und beispiellos frech.
Ihre Attacken und ihr Übermut trugen Liliput dann auch ihren Namen ein: Luzifera. Das steht ihr auch sehr gut, sie ist nicht der Typ Katze, die für einen Fotokalender mit süßen Kätzchen taugt. Kohlrabenschwarz ohne ein einziges weißes Haar – bis jetzt jedenfalls – hat sie nicht einmal den obligatorischen weißen Brustfleck. Wahrscheinlich gehört sie eher in die Kategorie "Begleiter einer magisch begabten Person". Tatsächlich dauerte es nicht einmal zwei Tage, bis Socke und Luzifera zusammen auf der Decke lagen und sich begeistert balgten. Die Katze liebt es, mit Socke Fangen zu spielen oder auch: "Ich beiße Dir den Kopf ab". Das Kätzchen verschwindet fast im Maul der Socke, die zärtlich auf ihr herumknatscht. Luzifera revanchiert sich, indem sie den Hund anspringt und "erlegt".
Ab und zu hört man ein zufriedenes Schnurren oder ein zufriedenes Seufzen aus der Tierecke, wenn beide ein Schläfchen machen. Konrad Lorenz ging davon aus, dass es zwischen den beiden Spezies nur eine Art Burgfrieden geben könne, der jederzeit gebrochen werden könnte. Wer aber Socke und Luzifera beobachtet, weiß das besser. Hier ist Empathie im Spiel, wirkliche Zuneigung. Hund und Katze genießen das Zusammensein und haben schnell gelernt, die jeweilige Körper- und Lautsprache zu verstehen. Es gibt viele wahre Geschichten von solchen Freundschaften, auch zwischen anderen Arten.
Es einfach mit Pragmatismus zu erklären reicht nicht aus. Man neigt trotz aller Vorsicht leicht dazu, Tiere ein wenig zu vermenschlichen. Aber trotzdem sieht das hier tatsächlich nach Freundschaft aus. Schließlich verfügen wir Menschen im besten Falle auch über empathische Fähigkeiten und spüren das.
© Textbeitrag "Rassenschranken gibt es nicht" sowie Foto von "Socke" und "Luzifera": Winfried Brumma (Pressenet), 2014.
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