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Teil IX: Der Pfad zum Kreutzerbruch
Es waren nur wenige Meter bis zu den Bäumen, aber Mal kam die Strecke lang vor. Was passieren würde, wenn die vier Jungs ihn erwischen würden, konnte er sich vorstellen. Und diesmal wäre niemand in der Nähe.
Nicht, dass das einen großen Unterschied machen würde, wie Mal sich dachte – denn geholfen hatte ihm ja eigentlich auch mitten im Städtchen niemand. Aber immerhin hatte Frau Kabitzke den Krankenwagen gerufen. Wahrscheinlich hätte sie sich ja sogar eingemischt, wenn sie alles mitbekommen hätte.
Hier gab es aber keine Linda Kabitzke – und dass ein Krankenwagen notwendig werden würde, wenn ihn Justus und seine Blödmänner zu fassen kriegten, daran zweifelte Malcolm keine Sekunde lang.
Diese Gedanken rannten schneller durch seinen Kopf, als seine Beine auf dem Waldpfad entlang. Mal wünschte sich zum ersten Mal, dass er ein wenig mehr an Sport interessiert gewesen wäre. Aber das war eben nicht "sein Ding" gewesen. Leider – wie er jetzt in seiner Panik dachte.
Sehr weit war Mal nicht in den schattigen Wald gelaufen, aber er konnte nicht mehr rennen. Eigentlich mehr aus Angst, als aus Erschöpfung. Deshalb warf er sich geradezu hinter einen der dicken alten Bäume, die dicht an dicht den sehr schmalen Pfad säumten.
"So schmal ist mir der Weg gar nicht vorgekommen von außen", dachte Mal, während er vorsichtig um den Baumstamm herumlugte, schwer atmend und sich die Seite haltend.
Um ihn herum war es schattig, wenn auch von oben durch das Blätterdach der Bäume ein warmes Licht schien. Es war wie eine völlig andere Welt als die, aus der er geflüchtet war. Wirklich sehr, sehr anders, wie der Junge dachte. Der hell von der Sonne beschienene Feldweg war ein harter Kontrast zu diesem weichen Grün, in dem er sich befand. Mal schüttelte leicht den Kopf, denn so "bescheuert" dachte er sonst nicht. Straße war Straße und Bäume waren Bäume. War ja nicht so, dass er keinen Wald kannte. In Berlin hatte es natürlich Wäldchen in den Parks gegeben. Keine Frage.
Aber hier standen seine Füße auf einem richtig weichen, moosigen Boden. Es roch richtig gut, wie er fand. Und alles war irgendwie ... und da zuckte der Gedanke an Justus und seine Satelliten durch Mals Kopf. Ruckartig sah er nach vorne – dahin, wo der Pfad in den Wald geführt hatte – und bekam einen richtigen Schrecken, denn er stand mitten auf dem kleinen Weg, völlig ungetarnt und für jeden sofort zu sehen.
Er konnte sich überhaupt nicht erinnern, dass er hinter dem Baum hervorgegangen war. Und mit trockenem Mund starrte er nach vorne in den hellen Sonnenschein, wo vier Jungs standen und lautstark stritten.
Justus, mit sehr kurzen dunkelblonden Haarstoppeln, war der Größte und der Schlaksigste von den Vieren. Daniel ging als der mollige Typus durch, blond und mit ziemlichen Segelohren und ständig rotem Gesicht. Milan und Uwe sahen sich irgendwie ähnlich: braune Haare und ziemlich schlank, aber drahtig und mit dem Anflug von so etwas wie Muskelpaketen. Sie hatten in der Schule ja auch öfter damit angegeben, dass sie "trainierten". Außer Daniel sahen sie alle etwas älter aus, als sie waren. Wie Mal dachte, lag das vielleicht an den saublöden Tarnklamotten, die alle Vier ständig anhatten.
© "Malcolm – Der geheimnisvolle Waldpfad": Erzählung und Foto von Winfried Brumma (Pressenet), 2016.
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