Marla: Ich will nur Deinen Körper

Marla, die rotzfreche Amazone

Barbie Marla Portrait

Barbie Marla Portrait

Meine kleine Barbie-Sammlung wuchs, keine Frage. Aber ich ließ mir Zeit. Das Gesetz der Anziehung würde mit Sicherheit dafür sorgen, dass ich hier und da eine schöne Puppe finden würde. Und ich fand Marla.

Eine wunderschöne Afro-Amerikanische Barbie aus der "Beyond Pink Serie" – und genau das ist sie auch für mich gewesen: wirklich jenseits von Pink. Jede dieser Puppen hatte ein Musikinstrument. Bei Marla war es ein Board zum Umhängen, also eine Art Tastengitarre. Die Puppe konnte – bewegte man sie in den Hüften – mit einem Arm vor ihrer Gitarre wedeln und den Kopf drehen.

Die Funktion interessierte mich allerdings überhaupt nicht, sondern ihr Gesicht. Die volle Mähne mit den Silbersträhnen ist da eine schöne Draufgabe. Der Körper hatte externe Gelenke und eine starre Taille. Auf einen Nabel hatten die Hersteller verzichtet, was bei Barbies lange Zeit der Fall war. Wieso das so gehandhabt wurde, weiß ich nicht.

Marla vertrat in meiner noch kleinen Gruppe die rotzig freche Amazone, die sich einen Teufel um Konventionen schert und "ihr Ding macht". Sie ist auf gar keinen Fall der Typ für Barbie-Moden in Rosa oder Bleu. Sie trug schwarze Leggings und ein knappes neonfarbenes Top – dazu grüne offene Schuhe mit hohen Wedges.

Living Barbies und Fashionistas

Aber leider leierten die Gelenke über die Jahre doch sehr aus. So sehr, dass sich Marla nicht mehr auf ihrem Ständer halten konnte, ohne nach hinten zu kippen. Schade. Barbie-Körper sind aber oft miteinander kompatibel – solange sie einer Generation angehören, auf jeden Fall. Und so kann man herrlich "Body Switch" betreiben.

Barbie Marla Gitarrenspiel

Barbie Marla beim Gitarrenspiel

Die ersten Puppen hatten eine völlig andere Kopfbefestigung, die keine Neigung ermöglichte. Überhaupt waren diese Bodys in ihren Bewegungsmöglichkeiten sehr begrenzt. Abknickbare Knie und Arme, die ausgebreitet werden konnten, kamen erst später. So wie die drehbare Taille auch. Es gab zwar in den Siebzigern eine Puppe mit ganz vielen Bewegungsmöglichkeiten, die "Living Barbie" – aber irgendwie sah der Körper nicht so richtig homogen aus. Literatur

Spezielle Barbies mit externen Gelenken und großen Füßen mit flachen Sohlen kamen immer wieder auf den Markt. Diese Körper hatten etwas starr aussehende gestreckte Hände, die sehr gekünstelt wirkten. Der Durchbruch kam mit den Fashionistas, die wirklich sensationell beweglich waren. Und so einen Körper bekam dann Marla. So war sie ihrem Ruf als durchtrainierte Amazone zwar gerecht, aber insgesamt wirkte sie nun zu dünn. Zerbrechliche Oberschenkel und zarte Füßchen, vorgeformt für Heels, sind nicht das, was man bei ihr erwartet. Ihr alter Körper war schlank, aber nicht zierlich, und wirkte insgesamt wirklich wie durchtrainiert und unaufdringlich muskulös.

Körpertausch mit Made to Move Barbie

Aber die Lösung kam direkt von Mattel®: die "Made to Move Barbie". Dieser neue Körper schlägt an Bewegungsmöglichkeiten alles bisher Dagewesene. Die Füße können Heels und flache Schuhe tragen, weil sie beweglich sind. Die Gesamtlinie des Körpers ist zwar schlank, aber keineswegs so dünn wie bei den Fashionistas. Insgesamt wirkt es straffer und kräftiger. Und tatsächlich besorgte ich mir eine "Made to Move Puppe". Nur um sie ihres hübschen Körpers zu berauben, da Marla dringend einen brauchte.

Barbie Marla posiert

Barbie Marla posiert

Das Problem ist beim Körpertausch meist die Hautfarbe – man braucht den exakt gleichen Ton, den der Kopf auch hat. Und natürlich muss die Kopfbefestigung passen. Im Prinzip ist der Tausch sehr einfach, man muss nur einige Dinge beachten. Damit die Aufhängung nicht beschädigt wird, ist ein Fön hilfreich. Das Material des Kopfes wird auf diese Weise sehr weich und kann leichter entfernt werden.

Die "Widerhaken" am inneren Gestänge sollten entfernt werden, um den Kopf immer wieder leicht entfernen zu können. Ich mache das mit einem großen Nagelknipser.

Ich war so begeistert von der "neuen Marla", dass ich eine weitere meiner Puppen auch gleich mit einem neuen Körper beglückte. Und ich habe so das Gefühl, dass es mehr Fälle von "unheimlichem Körpertausch" geben wird.

Leider hat Mattel® seit einigen Jahren die Köpfe der Puppen um zehn Prozent vergrößert. Ich kann nicht nachvollziehen, warum das gemacht wurde, denn ich finde die älteren Puppen mit den kleineren Köpfen weitaus lebensechter. Trotzdem passt ein "Made to Move Body" auch zu den etwas älteren Köpfen. Auch die größeren und natürlich wirkenden Hände sind da kein Problem.

Barbie Marla spielt Gitarre

Barbie Marla spielt Gitarre

Natürlich ist so ein Tausch nicht immer möglich. Ganz einfach, weil so ein Körper nicht zu jeder Puppe passt. Zudem sollte manche Puppe ganz einfach so Original bleiben, wie sie hergestellt wurde. Eine alte TNT (Twist 'n Turn Barbie) würde durch so eine Operation wohl eher verlieren. Aber wo es möglich ist, bin ich grundsätzlich dafür. Mehr Bewegungsmöglichkeiten und ein verlängertes Leben sind Dinge, die auch ein 1:6 Model schätzt. Und ein Puppenspieler sowieso.

Der eine oder andere Sammler würde sich allerdings die Haare raufen.

© "Marla: Ich will nur Deinen Körper | Barbie Puppenmodels": Textbeitrag und Abbildungen: Izabel Comati (Pressenet), 2018.
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