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Ein Freund sagte mir einmal, dass Schreiben wie Malen mit Worten ist. Der Entwurf besteht aus breiten Pinselstrichen in kräftigen Farben, jedoch erst zarte Pastelltöne und feine Linien ergeben zusammen die Portraits auf den Leinwänden des Lebens. Und jedes dieser Leben hat tausende von Schattierungen, bietet ungleich viele Ansichten von verschiedenen Standpunkten.
In jedem Leben gibt es Momente, Stunden und Tage – oft auch ganze Jahre – die besonders sind, ob im Guten oder im Schlechten. Ein Betrachter mag solche Eindrücke nicht wahrnehmen, aber für den Betreffenden verändern sie alles. Oder sie festigen das, was er selber wahrnimmt.
Die Autorin Bettina Dyes setzt in ihrem Erzählband "Mathias" eine äußerst nuancenreiche Palette ein, die sie meisterhaft zu nutzen weiß. Denn ihre Geschichten erzählen von besonderen Zeiten, von intensiven Augenblicken. Oder sie breiten sogar ein ganzes Lebensgemälde aus, alles in lebendigen Farben.
Eine der Geschichten handelt von Frau Taube, die sich vom Schlaraffenland verabschiedet. Beeindruckend auch die Erzählung dieses alten Mannes, der sich neuen Zeiten stellen muss und der im feinen, aber scheinbar unzerreißbaren Geflecht des dörflichen Netzes gefangen ist. Einsamkeit ist nicht immer gewählt, jedenfalls nicht immer von einem Menschen selbst.
Und es gibt Geschichten von den großen Kriegen, den Kämpfen der Frauen in dieser Zeit und dem Erleben der Männer. Die eindringliche Geschichte von Mathias, die dem Band den Titel gegeben hat, ist ruhig, aber von einer Intensität, die den Leser gefangen nimmt. Immer sind es die Details, die alles so vertraut machen, so lebendig. Kleinigkeiten, die wir nie alle begreifen werden, die aber doch einen Weg bis tief in unsere Seele finden.
Bettina Dyes lässt bei uns Lesern ein Bild nach dem anderen auftauchen – wir können eigene Erinnerungen einflechten oder einfach einen Gobelin mit Sonnenblumen bewundern.
Da befreit sich eine Frau durch einen beherzten Sprung von ihrer Wut und bekommt Verlorenes zurück. Ergreifend auch, wie sich ein freundliches Leben ausbreitet, das in Demenz endet. Und eine Begegnung, die auf völlig angemessene Weise erst in vielen Jahren wirklich abgeschlossen wird, lässt Raum für viele Gedanken. Bei allen Geschichten in diesem Erzählband ist viel Raum dafür.
Das Lesen dieses Buches von Bettina Dyes ist ein sehr nachdenkliches Vergnügen, vor allem für Menschen, die am Leben selber in allen seinen Facetten interessiert sind. Und die eine schöne Sprache zu schätzen wissen.
Von dem unscheinbaren Buchcover soll man sich nicht täuschen lassen, denn "Mathias" ist kein Buch, das man nur einmal liest. Und dann dürfen auch zwei, drei Tränen fließen.
Der Erzählband "Mathias und andere Erzählungen vom Leben" wurde im Februar 2020 via Books on Demand veröffentlicht. Das Taschenbuch umfasst zehn Kurzgeschichten auf 144 Seiten, zusätzlich gibt es die Erzählungen von Bettina Dyes auch als E-Book.
© "Schreiben ist wie Malen mit Worten": Eine Rezension von Izabel Comati und Winfried Brumma (Pressenet), 02/2021.
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