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Der Autor Uwe Hermann ging in seinem 2017 veröffentlichten mitreißenden SciFi-Thriller "Versuchsreihe 13" der Frage nach, ob Menschen in die Schöpfung eingreifen dürfen. In seinem neuesten Werk "Userland – Berlin 2069" stellt Hermann nun eine weitere Zukunftsvision zur Debatte: Kann man Körper und Geist trennen?
Man schreibt das Jahr 2069 und die Welt hat sich sehr verändert. Noah Lloyd sitzt in seiner schäbigen Wohnung und versucht, die Trauer über den Tod seiner Frau Rena mit Bier zu verdünnen.
Von tatsächlichem Tod kann man allerdings nicht sprechen, denn geniale Programmierer haben einen Weg gefunden, die Essenz des menschlichen Geistes zu speichern und anderswo hochzuladen. SPHÄRE heißt dieser Ort, eine virtuelle Welt, in der die Essenz wieder zu einem Menschen "mit Körper" wird. Verlassen kann er diese Welt allerdings nicht mehr.
Echt ist das alles natürlich nicht, aber es ist ein Leben, in dem viel möglich ist. Ein gesunder Körper und wahrscheinlich "never ending party". Das stellen sich die Bürger auf jeden Fall so vor und wollen unbedingt in der Sphäre leben. Das ist allerdings nicht gerade billig, wie Lloyd weiß. Er hat sich praktisch lebenslang verschuldet, um seiner Frau dieses virtuelle Leben zu ermöglichen, bevor sie starb. Gewollt hatte sie das nicht wirklich, doch Lloyd glaubte nun einmal, ihr das schuldig zu sein. Ironischerweise ist Goliath sein Arbeitgeber. Genau die Firma, welche die Sphäre erst möglich gemacht hat.
Das könnte nun alles noch sehr lange Zeit so weitergehen für Lloyd: das Bier, die Trauer und der Job bei Goliath. Doch dann wird er zur Firma gerufen, weil es einen Zwischenfall gegeben hat. Eindringlinge haben Schaden angerichtet, und sie haben seinen Zugangs-Code benutzt. Und dann wird es aberwitzig und turbulent, denn für Lloyd heißt es nun: trau, schau, wem. Schnell wird er verdächtigt und gejagt. Lloyd trifft Insider, die ihm mehr, als er vielleicht wissen wollte, über die Sphäre erzählen, und er erfährt, dass manche Leute die Grenzen überschreiten. Als Lloyd versucht, seine Frau in der Sphäre zu kontaktieren, weil er ihre Hilfe benötigt, ist nicht mehr klar, wer nun eigentlich wer ist. Wird es ihm gelingen?
Uwe Hermann beschreibt in seinem neuen Buch eine Zukunftsvision, die sehr gut eine Weiterführung des virtuellen Lebens bis zur letzten Konsequenz sein kann. Nämlich die eines Zweitlebens oder der möglichen alternativen Existenz nach dem Tod. Diese unglaubliche Verkehrung, diese Einmischung in die natürlichen Gegebenheiten können nicht ohne Folgen bleiben. Wie diese aussehen könnten, malt der Autor spannend und sehr realistisch aus.
Wie gewohnt bei Hermann packt die Story sofort und bleibt auf jeder, wirklich jeder Seite spannend. Die Figuren in "Userland – Berlin 2069" sind größtenteils authentisch gezeichnet und mit ausreichend Humor ausgestattet.
Die logisch aufgebaute Handlung endet in einem dynamischen Showdown, aus meiner Sicht mit zu viel Geballere, das nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Das phantasievolle Titelbild und der Buchumschlag wurden vom "Meister der Illustrationen" persönlich gestaltet: nämlich von Timo Kümmel.
Wir würden uns riesig freuen, Uwe Hermanns temporeichen SciFi-Thriller eines Tages als Spielfilm auf der Leinwand sehen zu können.
"Userland – Berlin 2069" wurde als Taschenbuch (240 Seiten) vom Atlantis Verlag Ende Juli 2019 veröffentlicht (ISBN 978-3864026744). Den SciFi-Thriller gibt es zudem als E-Book im Online-Buchhandel.
Hinweis: Lesen Sie auch unsere Rezension zu "Versuchsreihe 13". Ein SciFi-Thriller von Uwe Hermann.
© "Kann man Körper und Geist trennen?". Eine Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 10/2019.
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