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Bücher zum Thema "Was wäre, wenn das Dritte Reich den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte?" gab es schon einige. Bereits 1935 schrieb der amerikanische Autor Sinclair Lewis die (auf die USA bezogene, aber auf das Dritte Reich anwendbare) Polit-Satire "Das ist bei uns nicht möglich" (weitere wichtige Buchtitel haben wir am Schluss unserer Rezension aufgeführt).
Offenbar hat das Thema den Historiker und erfahrenen Autor Dr. Heiger Ostertag so stark beschäftigt, dass er einen eigenen Roman verfasst hat. Welche literarische Qualität sein Buch aufweist, schlüsseln wir nachfolgend auf.
Man stelle sich vor, Hitler hätte den Zweiten Weltkrieg gewonnen und das Deutsche Reich wäre nicht untergegangen. Wie sähe dieses Land, Deutschland, jetzt aus und wie würden die Menschen leben?
Genau da setzt der Autor Heiger Ostertag mit seiner Dystopie an. Man schreibt mittlerweile das Jahr 2023 und in Deutschland ist alles in Ordnung. Fast die gesamte Welt ist in irgendeiner Weise mit dem Land verbunden – als besetztes Gebiet oder als eine Art Vasallenstaat. Die Rassengesetze haben sich bestens bewährt, und so werden auch im Frieden slawische Menschen als Arbeitstiere missbraucht. Schließlich sind sie rassisch minderwertig und auch keineswegs zu höheren Dingen befähigt. Das wird nicht hinterfragt, denn es ist nun einmal so und außerdem ist es bequem. Die Welt ist befriedet, die Juden längst nach Madagaskar ausgesiedelt. Für die Menschen hat alles seine Ordnung.
Der junge Rudolf von Bracken aber, ein SS-Offizier und aus adliger Familie, hat eines Tages eine Begegnung der besonderen Art. Er nimmt die "Putze" im Wohnhaus wahr, eine junge Slawin. Die kurze Begegnung reicht, um in ihm etwas zu wecken, das er selber nicht so recht versteht, denn er hilft dem Mädchen, als es gesucht wird. Von da an überschlagen sich die Ereignisse und von Bracken gerät in einen Strudel von Wahrheiten, die er sich niemals hätte vorstellen können.
Seine engste Familie und viele Vertraute haben seit jeher Stellung bezogen in dieser verknöcherten, politischen Welt, die sich lange schon überlebt hat. Und mit einigen Freunden muss der junge Offizier abtauchen, denn er wird als Terrorist gesucht. Das ist lächerlich, denn nach wie vor glaubt er an das Deutsche Reich, wenn er auch in manchen Dingen leise Zweifel zulässt.
Es wird turbulent, sehr turbulent und auch lebensgefährlich – denn es gibt nicht nur eine Fraktion, die erbittert für ihre Ziele kämpft und dabei keinerlei Skrupel kennt. Was ist Wahrheit, und was ist Trug und Täuschung? Von Bracken findet sich nur schwer zurecht. Aber dann erfährt er etwas über die angebliche Umsiedlung der Juden. Und dann ist sehr viel anders als vorher.
Der Roman entwickelt sich zu einem unglaublich spannenden und rasanten Was-wäre-wenn-Thriller, der uns die ganze Widerwärtigkeit dieses Systems aufzeigt und der einen nicht loslässt. Gut und Böse verwischen sich zuweilen für den jungen Offizier, aber tut es das jemals wirklich? Böses gebiert nun einmal Böses, das ist eine Art Naturgesetz. Und gegen dieses Böse soll man kämpfen. Die Leser werden überrascht sein, wer auf der Gewinner- und Verliererseite steht.
Im abschließenden Nachwort erläutert der Autor seinen Roman und bietet historisch belegte Hintergrundinformationen, die es z. B. geschichtlich nicht versierten Lesern ermöglicht, manche Begebenheiten besser einzuordnen.
Fazit: Bei dem Buch von Heiger Ostertag handelt es sich um eines der besten literarischen Werke, die es überhaupt zu diesem Thema gibt. Und es wirkt gewaltig nach.
Für diesen Roman vergeben wir gerne das Prädikat "Hervorragend": Die historische Dystopie "Wenn der Führer wüsste...: 9. November 2023" wurde Mitte November 2021 vom Verlag SWB Media Entertainment herausgegeben. Die uns vorliegende Taschenbuch-Ausgabe umfasst 334 Seiten (ISBN 978-3964380456). Ein E-Book haben wir bisher nicht im Handel gesehen.
© Die Rezension zu "Wenn der Führer wüsste...: 9. November 2023" wurde verfasst von Izabel Comati und Winfried Brumma (Pressenet), 02/2022.
Wichtige Bücher zum Thema "Was wäre, wenn das Dritte Reich den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte?":
– Philip K. Dick: "Das Orakel vom Berge" (Dystopie, 1962)
– Otto Basil: "Wenn das der Führer wüsste" (Roman, 1966)
– Ralph Giordano: "Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte" (Sachbuch, 1989)
– Robert Harris: "Vaterland" (Thriller, 1992)
– Manfred Wolf: "Das Germania-Komplott" (Dystopie, 2019)
– Sinclair Lewis: "Das ist bei uns nicht möglich" (Polit-Satire, 1935)
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