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Was wäre, wenn jemand es auf dein Zuhause und deinen Ehepartner abgesehen hätte? Und wenn du plötzlich Zugang zu einem verbotenen Buch mit Zaubersprüchen bekämst ... würdest du sie einsetzen? Als Anna am Tiefpunkt ihres Lebens ein geheimnisvolles Buch mit Zaubersprüchen auf dem Dachboden findet, rechnet sie mit vielem, aber nicht mit einem Mord in ihrem eigenen Heim. Und damit fängt der Albtraum erst an.
Die einzelnen Kapitel in "Das geheime Kapitel" werden in einem Wechselspiel aus der Sicht von Anna und Silke in einem flüssigen Schreibstil wiedergegeben. Besonders reizvoll sind deren unterschiedliche Perspektiven: Atemlos lesen wir, wie die Protagonistinnen sich immer tiefer in dem Geflecht aus Geld, Gier und Leidenschaft verstricken. Doppeldeutig auch der Titel: Es geht nicht nur um das geheimnisvolle Buchkapitel, sondern auch um die geheimen Seiten im Leben der Frauen. Wer sich für Heilpflanzen und alte Bräuche, für Magie und übersinnliche Erfahrungen interessiert, wird diesen Roman lieben!
Mara Winters geheimnisvoll-mystischer Roman, den man auch in das Genre Krimi einreihen kann, enthält mehr als eine Prise "schwarzen Humor gepaart mit einer Mischung aus Ironie und Sarkasmus", wie eine Rezension an anderer Stelle beschreibt.
Unsere Leseempfehlung: (Werbung) Der Roman "Das geheime Kapitel" wurde im Juli 2019 vom pinguletta Verlag herausgegeben und steht als Taschenbuch (224 Seiten, ISBN 978-3948063030) sowie als E-Book im Buchhandel zur Verfügung.
Es war der erste warme Tag nach einem langen, ungewöhnlich trüben Winter. Ich saß mit meiner Freundin Lotti auf der Terrasse vom 'Blauen Hund', wir tranken Kaffee und genossen die herrliche Frühlingssonne. Zwei Tische weiter saß Udo Schreiber vom Bauamt, der völlig fasziniert sein Gegenüber anstarrte. So beeindruckt, dass er weder uns bemerkte noch die pralle Sonne, die seine beginnende Glatze bedenklich rot färbte. Die schwarzhaarige junge Frau an seinem Tisch flirtete offen mit ihm und er schien sein Glück kaum fassen zu können. Schon damals fragte ich mich für einen kurzen Moment, um wen es sich bei der Frau handelte, und was sie hier bei uns in Kirchsendelbach verloren hatte.
Doch dann konzentrierte ich mich darauf, meiner Freundin Lotti beim Jammern zuzuhören.
"Es ist nicht so, dass ich Bernhard nicht mehr liebe", erklärte sie und ließ Zucker in die Tasse rieseln. "Ich verabscheue ihn nur so sehr, dass ich die Liebe nicht mehr spüre."
"Was nervt dich denn so an ihm?", fragte ich.
"Die Art, wie er mich anschaut, wenn er mich etwas fragt. Wie er mich im Jammerton zu sich ruft, wenn er nach Hause kommt und ich nicht gleich alles stehen und liegen lasse und zu ihm eile", zählte sie hastig auf. "Die Art, wie er sein Essen dreißigmal kaut oder wie er das Wort 'Serviette' falsch ausspricht. Seine Bartstoppeln, seine Zehennägel ... na gut, vielleicht liebe ich ihn doch nicht mehr."
"Das ist traurig", sagte ich. "Ihr seid keine zehn Jahre verheiratet."
"Und haben noch mindestens zehn vor uns", ergänzte sie deprimiert.
"Wieso nur zehn? Bernhard ist erst Anfang vierzig?" Lotti sah mit ihren vierunddreißig fast noch wie ein junges Mädchen aus.
"In zehn Jahren sind die Kinder mit der Schule fertig, dann hält mich hier nichts mehr", sagte Lotti trotzig wie ein Kleinkind.
"Du meinst nicht etwa, dass du dich scheiden lassen willst?", fragte ich. Hier auf dem Dorf war die Welt noch in Ordnung und wenn nicht, dann täuschten wir es zumindest erfolgreich vor. Lotti zuckte mit den Schultern.
"Scheidung oder nicht, das ist mir egal. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann ziehe ich in irgendeine Großstadt, wo mich keiner kennt. Wo es niemanden schert, welches Kleid ich an Maria Himmelfahrt trage und wo keiner an meiner Tür Sturm klingelt, wenn ich einmal nicht zum Gottesdienst erscheine." ... "Natürlich ist Bernhard ein guter Vater", setzte Lotti nach, als würde das jede bösartige Bemerkung neutralisieren.
"Ich weiß."
"Du lästerst nie über deinen Mann", sagte sie vorwurfsvoll, als ich um die Rechnung bat.
"Da gibt es nichts zu lästern. Johann und ich kommen gut klar."
Lotti war nicht die Einzige, die sich darüber beschwerte, dass ich in den Klatschkessel von Kirchsendelbach nichts einzahlte. Doch ich nahm mir auch nie freiwillig etwas heraus. Warum die Frauen im Dorf ausgerechnet mir ihre Geheimnisse anvertrauten, hatte ich nie verstanden. Gut, mit Lotti und der Wirtin Carla war ich in einer Klasse gewesen, die alte Vertrautheit rechtfertigte offenbar meine Rolle als Kummerkasten. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie mich mit ihren großen und kleinen Problemen verschont hätten. ...
Als ich zehn war, nahm Heiner mich widerwillig zu einem Kundenbesuch mit, denn Mama befand sich im Krankenhaus. Wir fuhren in Heiners eckigen alten Mercedes hinaus aufs Land. Er parkte um die Ecke, weil er sich für den Gebrauchtwagen schämte. Nach dem Aussteigen zupfte er mir den Kragen an dem steifen Schottenkleidchen zurecht und führte mich an der Hand durch ein hölzernes Tor. Mir stockte der Atem, als wir dieses Paradies betraten.
Vor mir lag ein sorgsam restauriertes Fachwerkhaus mit roten Blumen in den Fensterkästen. Der Hof war grob gepflastert, die grauen Steine mit den gleichen glitzernden Einsprengselungen übersät, wie wir sie früher in Papas Garten gehabt hatten. Rechts und links quoll der Flieder über die Zäune und die Sonne schien auf eine elegant gedeckte Kaffeetafel auf der Holzterrasse vor dem Haus. Am meisten rührte mich der Strauch mit den zerzausten gelben Blüten, dessen Namen ich nicht wusste. Genauso einen hatten wir in unserem Vorgarten gehabt. Es sah aus wie eine Mischung aus meinem verlorenen Zuhause und dem Garten des glücklichen Riesen.
Ich fühlte mich daheim wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Eine schöne junge Frau im Dirndl hieß uns willkommen und nahm mich spontan in den Arm, dann servierte sie mir Limonade und seltsame kleine Pfannkuchen. Wenn meine Mutter nur halb so lieb oder warm gewesen wäre, ich hätte sie niemals verflucht.
Der Nachmittag war wunderbar, glich den Geschichten aus meinem Märchenbuch. Fast wähnte ich mich zwischen meinen Lieblingsgestalten, der netten Großmutter mit der Schürze, dem guten Großvater, dem Kronprinzen, dem Gärtner und der entzückenden Goldmarie, die großzügig Limonade nachschenkte und mir übers Haar strich. Weil ich nicht ganz an den Tisch heranreichte, bauten sie mir einen Thron aus vier Kissen. Nach dem Essen betrachtete ich sie genauer, sie zeigten einen Baum im Wechsel der Jahreszeiten. In eckiger Schrift waren sie mit "Frühling", "Sommer", "Herbst" und "Winter" bestickt. Am besten gefiel mir der "Herbst" mit seinen rotgoldenen Äpfelchen.
Doch der idyllische Tag endete schrecklich. Die freundlichen Erwachsenen verschwanden und nur der Opa blieb übrig und wurde plötzlich böse. Er sprach nun mit einer ganz anderen, strengen Stimme und Heiner duckte sich verlegen, wie er früher vor Vater gekrochen war. Mit vorsichtigen kleinen Schritten entfernte ich mich vom Tisch. Keiner achtete auf mich, niemand rief mich zurück.
Ich schlenderte durch den Garten und atmete auf. An den Sträuchern hingen Himbeeren, die ich pflückte und schnell in den Mund stopfte. Schmetterlinge flogen umher und freundliche Bienchen summten, doch was ich durch das Fenster des Gartenhäuschens sah, entsetzte mich. ...
Werbung: Was Silke dann durch das Fenster des Gartenhäuschens sah, erfahrt ihr in dem geheimnisvoll-mystischen Roman von Mara Winter.
Beachtenswert sind auch diese Bücher von Mara Winter: "Verblüht" (Episodenkrimi, 2015), "Glitzerkram" (Roman, 2016), "Das Glück fällt, wohin es will" (Roman, 2019) sowie "Summa cum Liebe" (Roman, 2019). Versäumt es nicht, Maras Autorinnenprofil zu besuchen.
© "Was wäre, wenn jemand versuchen würde, dir dein Leben zu stehlen?": Textauszüge aus dem Roman "Das geheime Kapitel" der Autorin Mara Winter, der Pressemitteilung sowie Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung des pinguletta Verlages, 02/2021.
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