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* Eines vorweg: Der Autor Jens Jüttner möchte mit seinem autobiografischen Sachbuch aufklären und anderen Betroffenen und deren Umfeld eine Hilfestellung sein sowie Mut machen. Sein Buch ist weder eine Anleitung zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung. Bitte kontaktieren Sie zu allen Fragen in jedem Fall Ihren behandelnden Arzt.
Irgendwann fängt es einfach an und plötzlich beginnt sich die eigene Wahrnehmung zu verändern: Du meinst, alle Menschen kennen dich! Alle reden über dich! Alle starren dich an! Klar, deine Wohnung ist verkabelt, dein Auto verwanzt, dein Telefon wird abgehört! Sogar die Medien berichten über dich! Was passiert da mit mir? Wo endet die Realität, wo beginnen die traumatischen Vorstellungen? Oder was mache ich, wenn bei einer/einem meiner Angehörigen solche Symptome auftreten?
"Als ich aus der Zeit fiel: Mein Weg durch die paranoide Schizophrenie" ist ein ehrlicher Erfahrungsbericht. Jens Jüttner erzählt schonungslos und frei von jeglichen Allüren, was ihm Unglaubliches widerfahren ist: Über zehn Jahre lang hatte er unter den Symptomen der paranoiden Schizophrenie zu leiden. Es gab gute und schlechte Jahre – mehr schlechte. Er beendete sein Studium, arbeitete als Jurist, heiratete und wurde Vater – und litt währenddessen fast andauernd unter Anfällen, Verfolgungswahn, bleierner Antriebslosigkeit und den massiven Nebenwirkungen seiner Medikamente.
"Werde zum Experten deiner eigenen Krankheit", empfiehlt Jens Jüttner. Denn jeder Patient kann bei der Behandlung mitwirken, wenn er Bescheid weiß: Wichtig ist zunächst einmal das Wissen, dass auch andere unter solch einer Krankheit leiden. Wertvoll die Informationen, woher die Krankheit kommen kann, was dagegen helfen könnte und wie man als Betroffener oder Angehöriger damit umgeht: das alles steckt in dem 138-seitigen Sachbuch. Sein Stil ist pragmatisch, knapp und informativ. Aber vor allem macht Jüttner Mut, die Hoffnung nie aufzugeben! Es gab für ihn einen Weg aus dem Teufelskreis – das kann bei anderen vielleicht auch funktionieren.
Der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Florence-Nightingale-Krankenhauses der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf, Professor Dr. med. Joachim Cordes, hat ebenfalls an dem Buchprojekt mitgewirkt. Als renommierter Facharzt und Forscher auf dem Gebiet der Schizophrenie verfasste er für dieses autobiografische Sachbuch ein wissenschaftlich fundiertes und gleichsam sehr menschliches Vorwort.
Unsere Leseempfehlung: (Werbung) Die 138-seitige Buchausgabe "Als ich aus der Zeit fiel: Mein Weg durch die paranoide Schizophrenie" wurde im Mai 2020 vom pinguletta Verlag herausgegeben und ist als Taschenbuch (ISBN 978-3948063115) sowie als E-Book erhältlich.
Schizophrenie ist eine verstörende, befremdliche und für viele auch angsteinflößende Krankheit. Ich kann diese Gefühle verstehen, denn ich stand der Schizophrenie genauso gegenüber, bevor ich selbst betroffen war. Während mit anderen psychischen Erkrankungen mittlerweile offener umgegangen wird, ist Schizophrenie immer noch stigmatisiert und wird gerne totgeschwiegen. Dabei sind von dieser Erkrankung circa 1 % der Weltbevölkerung in allen Kulturen und Gesellschaftsformen betroffen; allein in Deutschland sind es aktuell über 500.000 Erkrankte.
Zur Schizophrenie gibt es viele Mythen und Vorurteile. Zunächst einmal hat sie nichts mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun. Schizophrenie ist auch nicht unheilbar, wie viele behaupten oder glauben. Sie ist eine Stoffwechselerkrankung im Gehirn. Gewisse Botenstoffe, hier insbesondere das Dopamin, werden an manchen Stellen des Gehirns zu stark, an anderen zu schwach weitergeleitet. Der Stoffwechsel dieser Neurotransmitter gerät aus dem Gleichgewicht. Es kann sein, dass Sie mit der Erkrankung ein Leben lang Medikamente nehmen müssen, so wie ein Diabetiker Insulin braucht.
Es gibt eine genetische Disposition zur Schizophrenie. So liegt das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, wenn ein Elternteil die Krankheit hat, bei durchschnittlich 12 %. Sind beide Elternteile betroffen, steigt das Risiko auf 40 bis 50 %. Neueren Studien zufolge kann man annehmen, dass bei der Erkrankung mindestens 108 verschiedene Gene beteiligt sind, also deutlich mehr als bei der Bluterkrankheit oder Trisomie 21. Daher vermuten manche Wissenschaftler heute auch, dass Schizophrenie eigentlich ein Sammelbegriff für mehrere, verschiedene Krankheiten ist. Mit diesen genetischen Untersuchungen ist man allerdings noch weit davon entfernt, etwa eine genetische Diagnostik für die Erkrankung oder eine Veranlagung für diese abzuleiten. Man hat bisher nur eine Vermutung, welche Gene beteiligt sind. Es gibt keine Kenntnisse darüber, wie diese Gene verändert sind. Man weiß nur, auf welchen Genabschnitten ungefähr die entsprechenden Erbinformationen liegen.
Mittlerweile deuten einige Studien darauf hin, dass auch frühkindliche Infektionserkrankungen eine Rolle spielen könnten. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und gewissen komplizierten Schwangerschaftsverläufen zu geben: So kann etwa Sauerstoffmangel bei der Geburt die Hirnbildung negativ beeinflussen.
Außer der genetischen Disposition und möglichen sonstigen Umwelteinflüssen, die die Disposition zur Schizophrenie bereitet haben, müssen immer noch andere Auslöser hinzutreten, damit die Krankheit ausbricht. Die Disposition zur Erkrankung wird auch "Vulnerabilität", also Verletzlichkeit, genannt. Auslöser oder Trigger für die Schizophrenie – meist im frühen Erwachsenenalter – können Stress, emotional belastende Ereignisse, oder, wie sehr wahrscheinlich bei mir, Cannabiskonsum sein. Um für mich zu sprechen: Es reichte ein sehr geringer und vereinzelter Konsum. ...
Paranoide Schizophrenie verläuft fast immer in Schüben. Während eines psychotischen Schubs können all die spektakulären Symptome auftreten, die den "Irren", wie man ihn aus Büchern oder Filmen kennt, ausmachen. Zunächst tritt eine "Wahrnehmungsverschiebung mit Beziehungsideen" auf. Es scheint dem Betroffenen, als hätten alle Blicke von anderen Menschen, jedes gesprochene oder geschriebene Wort, verschiedenste noch so entlegene Ereignisse, mit ihm selbst zu tun. Dabei entwickeln sich oft immer stärkere Wahnideen: Verfolgungswahn, Größenwahn und vieles mehr. Für Außenstehende sind diese Wahnvorstellungen völlig absurd, für den Betroffenen sind sie feststehende Realität.
Hinzu kommen Halluzinationen: Die Betroffenen hören Stimmen oder sehen – eher seltener – Personen, die real nicht da sind. Auch der individuell empfundene Geschmack oder der Geruch von Dingen kann sich verändern. Außerdem können Ich-Störungen auftreten. Dabei hat der Betroffene das Gefühl, dass Fremde ihm Gedanken eingeben oder ihm Gedanken entziehen. Die Unterscheidung zwischen dem Ich und dem Fremden wird aufgehoben. Der Betroffene hat mitunter das Gefühl, er werde ferngesteuert. All diese Symptome, die während eines Schubes auftreten, nennt man Positivsymptomatik. Diese lässt sich heute oft relativ gut mit Medikamenten behandeln.
Wenn man Pech hat – so wie ich – bleibt es allerdings nicht bei diesem Schub, sondern es setzt danach eine weitere Phase der Erkrankung ein; diese nennt man Negativsymptomatik. Sie ist in etwa vergleichbar mit einer schweren Depression, freilich mit gewissen Unterschieden: Lethargie, Emotions- und Teilnahmslosigkeit, völlige Antriebslosigkeit und bleierne Schwere ist beiden gemeinsam.
Die Negativsymptomatik ist wesentlich schwieriger zu behandeln. Mich hat sie über zehn Jahre begleitet. Psychotische Schübe hatte ich in der gesamten Zeit hingegen nur drei- oder viermal. Sie beschränkten sich immer auf wenige Tage oder Wochen; mit Ausnahme des ersten, unerkannten Schubes, der sehr lange dauerte. Um es klar zu sagen, mein Krankheitsverlauf war sehr schwer und chronisch. So dramatisch verläuft die Krankheit oft nicht. Daher hatten mich in diesem schweren Fall die meisten Ärzte und Therapeuten aufgegeben. Unter dem Einfluss der Krankheit habe ich mein Staatsexamen geschrieben, über Jahre als Rechtsanwalt gearbeitet und einen Master in Betriebswirtschaft erlangt. Irgendwann konnte ich nicht mehr, und irgendwann ist auch meine Ehe daran zerbrochen.
Trotzdem geht es mir heute, seit über fünf Jahren, sehr gut, und ich habe keinerlei Symptome mehr, obwohl vor einigen Jahren fast niemand einen solch positiven Verlauf für möglich gehalten hätte. Ich hatte viel Glück, aber es war ein weiter und harter Weg zurück ins Leben. Heute habe ich meinen Frieden mit der Erkrankung gemacht. Ich sehe sie als Erfahrung, die ich nutzen konnte. ...
Wir empfehlen außerdem (Werbung) Science Fiction Fantasy von Jens Jüttner: "Geistertanz: Wege der Freiheit" (2019, 244 Seiten, 978-3734792731), sowie die Kurzgeschichte "Rohdiamanten" (2019, nur als E-Book erschienen und der Anfang des gleichnamigen Romans, an dem der Autor zurzeit arbeitet). Diese noch lieferbaren Bücher finden Sie auf seinem Autorenprofil.
© "Paranoide Schizophrenie: Werde zum Experten deiner eigenen Krankheit": Textauswahlen aus dem autobiografischen Sachbuch "Als ich aus der Zeit fiel" von Jens Jüttner, der Pressemitteilung sowie Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung des pinguletta Verlages, 04/2021.
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