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"Stort 'em op, Klaas!" Mit diesen Worten wurde ein mächtiger Krug auf den rohen Holztisch gestellt, gerade vor den Kapitän. Mit blitzenden Augen sahen die Kerls bald auf den Mann, bald auf das Gefäß. In dem überfüllten Raum herrschte erwartungsvolle Stille. Vier Liter etwa fasste so ein Trumm und konnte mehr als einen Mann fällen, der "gut zum Zuge" kam.
Der Käpt'n richtete sich im Sitzen auf und straffte die Schultern, er zwinkerte in die Runde und holte Atem, fasste dann mit beiden Händen den Krug und setzte an. Man hörte so gut wie kein Geräusch, langsam und bedächtig ließ Klaus Störtebeker den Wein in seine Kehle laufen, stetig und ohne abzusetzen.
Nach endlos scheinenden Minuten plötzlich nahm der Mann den Riesenhumpen vom Mund, hob ihn hoch und setzte ihn hart mit dem Boden nach oben auf die Tischplatte. Dann brach die Hölle los, die Männer johlten und pfiffen, schrien Anerkennung und begeisterte Flüche in voller Lautstärke. Dem Mann war kaum etwas anzumerken, sein Gesicht war rot, aber er atmete ruhig und blickte klar in die Runde.
Bei einem, seinem Vertrauten und Freund, dem Kapitän Gödeke Michels, hielt er inne. Der Blick des anderen zeigte Besorgnis, er schaute ernst drein. Klaus Störtebeker schüttelte leicht den Kopf. "Es ist gut, mach dir keine Sorgen", sollte das wohl heißen. Aber Michels senkte den Blick. Er hatte die eine oder andere ungute Vorahnung in den letzten Tagen gehabt ... das Kapergeschäft war zurückgegangen. Das allein war nicht Besorgnis erregend, aber sie hatten einige Stützpunkte aufgeben müssen, weil die Mächtigen der Welt Federstriche auf Pergament gezogen hatten.
Jetzt saßen sie auf der verdammten roten Felseninsel fest wie die Füchse im Bau. Zwar waren die Schiffe der Vitalienbrüder den schwerfälligen und bauchigen Koggen der Hanse an Manövrierfähigkeit und Schnelligkeit überlegen, aber es gab Nachrichten, dass die Pfeffersäcke zum Gegenschlag ausholen wollten. Es war von neuen Waffen und Schiffen die Rede, und das gefiel Michels überhaupt nicht. Er fühlte sich um die Halsgegend etwas beengt, so als wäre eine leichte Berührung von Hanf spürbar. Er hätte lieber mit Klaas eindringlich über die Neuigkeiten gesprochen, anstatt Feste zu feiern in diesen unsicheren Zeiten.
Er beobachtete den Anführer Störtebeker, er kannte ihn wie keiner sonst, und er wusste, dass der Kapitän besorgt war ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag zur Legende um Klaus Störtebeker, dem Freibeuterkapitän: Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Pirat (Illustration), CC0 (Public Domain Lizenz).
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