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Im Wirtshaus sitzen die Männer zusammen, so wie immer am Freitagabend – sie sind müde nach einer harten Woche und genießen das Zusammensein ebenso wie ihren Schoppen. Man spricht über dies und jenes, spottet gutmütig über den einen oder anderen und trinkt gemütlich, der Abend ist noch lang. Die Töchter des Schankwirtes rennen eilfertig durch die Gaststube und lachen hier und da über einen nicht bös gemeinten Scherz. Und wie sie so gemütlich dasitzen, kommen sie ins Erzählen, und je später es wird, desto unheimlicher werden die Geschichten.
Wie so oft ist der Teufelstisch der Gegenstand mancher Erzählungen, denn der große Felsen nahe am Ort hat schon immer einen unheimlichen Ruf gehabt. Der Leibhaftige selber solle ihn aufgetürmt und die große Felsplatte darauf gelegt haben, als er eine Rast machte und speisen wollte. Und da es gar so gemütlich geworden sei an der steinernen Tafel, gehe der Gehörnte immer noch um, da droben am Felsen. Und wehe dem Wanderer, der zur Unzeit daherkomme – dessen Seele sei verloren. Und so reden sie mit gedämpften Stimmen, stecken die Köpfe zusammen und jeder weiß noch mehr hinzuzufügen.
Geisterhafte Lichter will mancher gesehen haben in manchen Nächten – und unheimliche Nebel, die wie Gespenster um die Steine wabern. "Freilich", sagen da die Männer, "der Teufel möchte Licht beim Tafeln haben." Einer ist dabei, den das "Altweibergewäsch", wie er es heißt, ungeduldig macht. Und lachend nennt er die Geschichte ein Ammenmärchen, spottet über die Ängstlichen. Die verteidigen ihre Ehre, denn es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als die Menschen ahnen, und dass es am Felsen nicht mit rechten Dingen zugeht, weiß jeder hier im Umkreis, das ist nie anders gewesen.
Vollmond, das ist am nächsten Freitag. Und richtig, als die Stube sich füllt mit den Bauern und Taglöhnern, kommt auch der mit den spöttischen Augen, herausfordernd fragt er, ob ihn vielleicht einer begleiten wolle, wenn er dem Spuk ein Ende machen wird. Auf sein lautes Lachen wird es grabesstill, niemand gelüstet es danach, in der Nacht zum Felsen hinaufzugehen. Der eine oder andere will beschwichtigen, will das Vorhaben hindern, doch der Sturkopf schüttelt nur grinsend den Kopf.
Als er tatsächlich vor Mitternacht in die mondhelle Nacht hinausgeht, bleiben wie vom Donner gerührte Bauern zurück. Nur einer, ein Junge fast noch, spricht aus, was alle denken: "Man kann ihn doch nicht in sein Verderben gehen lassen", sagt er ein ums andere Mal. Doch niemand antwortet ihm darauf. Und dann hält es den Jungen nicht, er rennt aus der Türe und die Dorfstraße entlang, hinaus in den Wald und zum Felsenpfad ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag zur Sage vom Teufelstisch: Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Teufelstisch, CC0 (Public Domain Lizenz).
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