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Vor vielen, vielen Jahren lebte in der Stadt Zittau ein junger Schneiderbursche. Dieser war zwar fleißig und gutherzig, aber eben sehr arm. Dies erwies sich als Unglück für ihn, gefiel ihm doch das schöne Töchterlein des reichen Schankwirtes. Die Schöne hatte wohl auch ihr Herz für den Jüngling entdeckt, aber ihr Vater hatte sich da ganz andere Möglichkeiten für seine Tochter ausgerechnet und wollte sie nicht als Schneidersgattin sehen.
Zwar hatte er nicht wirklich etwas einzuwenden gegen den Gesellen, im Grunde mochte er ihn sogar. Doch einem Hungerleider und Namenlos wollte er seine Tochter nun einmal nicht zur Frau geben, und damit hatte sich das.
Trotzdem litt er den Jungen wohl in der Schankstube, wenn er auch gut aufpasste, dass der dem Mädchen nicht allzu nahe kam, denn die Neigung der Maid zu dem armen, aber freundlichen Schneider hatte er wohl bemerkt. Und da der Wirt im Grunde seines Herzens ein guter Kerl war, standen an einem Abend ein oder zwei Krüglein Freibier vor dem liebeskranken Schneidergesellen, der tapfer versuchte, seinen Kummer in der goldenen Flüssigkeit zu ertränken.
Das aber war ein recht ungewohntes Unterfangen, und so stieg mit dem Biergeistpegel auch die Verzweiflung. Auf unsicheren Beinen begab er sich in schönster Rührseligkeit auf die Straße hinaus, nach einem langen Blick auf seine Angebetete und einem durchaus nicht unfreundlichen Schubser des Wirtes. Auf dem düsteren und kalten Weg überkam ihn so recht das Heulen, und er ließ den Mond, die Bäume, die streunenden Katzen, und überhaupt die ganze nächtliche Welt an seinem Herzeleid teilhaben.
Dass hier und da ein Laden geöffnet wurde und eine barsche Stimme Ruhe einforderte, bekam der in Tränen aufgelöste Jüngling nicht mit. Aber da Tränen salzig sind, müssen sie wohl das Salzmännchen angezogen haben, von dem behauptet wurde, dass es über jedes Gran der weißen Kostbarkeit Bescheid wusste. Die Verschwendung dieses Gutes, der sich der Bursche befleißigte, musste dem Kobold wohl Stiche versetzt haben, denn plötzlich stand er neben dem Jungen und fragte, was es zu klagen und zu heulen gebe.
Der Schneidergesell fuhr wohl hoch und vergaß für den Moment das Weinen, hatte er das Salzmännchen doch für ein Kindermärchen gehalten, doch da die kleine Gestalt einen freundlichen Eindruck machte und sich als Zuhörer anbot, erzählte der Verliebte lang und breit seine Geschichte ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag zur Legende vom Salzmännchen von Zittau: Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Kreuz auf Gebirgsgipfel, CC0 (Public Domain Lizenz).
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