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Der in Südfrankreich lebende Personal-Trainer und Künstler Ralf Wendling gibt in seinen Essays seine Empfindungen, Entdeckungen und Erkenntnisse in der Natur wieder. Alles ist in Verbindung und steht in einer Beziehung zueinander. Ralf Wendling schlägt die Brücke des Verständnisses für gewisse Vorkommnisse in Relation zu natürlichen Begebenheiten. Illustriert werden Wendlings Texte von seinen Fotografien, die er während seiner Ausflüge schießt und die wunderschöne Augenblicke in der Natur wiedergeben.
Alles schwingt. Gleichklang des Seins. Rein. Unantastbar. Federnde, läuternde, fördernde Energie. Energetisches Luftholen. Aufatmen. Herrlich. Individuell. Und doch gemeinschaftlich. Erlebbar. Denkbar. Handelbar. Jeder hat das Recht.
Der Mensch. Im Gleichschritt. Gezwungen. Gepreßt. Verdichtet. Gesteuert.
Zum Gehorsam gezwungen. In Schemen gefasst. Die Angst verdichtet. Zum Funktionieren gesteuert.
"Grundgesetz". Aneinandergefügte Worthülsen von prächtigem Schein. Hängeschultern. Ohnmacht. Die klackernde Tastatur ersetzt das Gefühl. Hingeworfene Botschaften derer, die herrschen, um des Herrschens willen.
Von Grund auf. Welcher Grund liegt vor? Wer setzt hier die Maßstäbe?
Anmaßend. Ausufernd. Noch eins drauf. Änderung. Keine Veränderung!
Kein Durchblick.
Verschlungene Paragraphen schwirren auf einem Stück Papier umher. Schon längst vergangen. Keine Zukunft. Kein Bestand. Kein Verstand. Gegen die Natur.
Gegen das Leben. Gegen das Volk.
Nur die natürliche Ordnung besteht.
Nur die Selbstheilung verspricht Genesung.
Nur die Veränderung bringt Neues, Gutes hervor.
Betonköpfe bleiben. Schutthalde.
Grundgesetz.
Gütig. Gütiges Lächeln. Die Äuglein rollen. Selig. Seligmachendes Geschwätz.
Konserven. Aus der Mottenkiste eines Fundus der ewig Verharrenden.
Brüder im Geiste. Wer oben ist, bleibt. Machterhalt. Wer nach oben kommen will, rührt. Von Bewegung aber keine Spur.
Eine Frau. Rot-grüne Anwandlung. Pazifismus und ewige Liebe bis in die rotgefärbten Haarspitzen. Warum müssen einige die Gesinnung nur auf dem Kopf tragen? Reaktionärer Traum spätpubertierender Sozialistennostalgiker.
Kommt über das Hänschen-Klein-Niveau nicht hinaus. Rothaariges Schicksal.
"Der" Schwan kann sich nicht entfalten.
Gegen das glitschig-glückselige Dauerlächeln einer gewachsenen Zuversicht in gesicherten Vertragsverhältnissen ist's auch schwer.
Bush hatte es da leichter. Vater. Präsident. Bruder: Gouverneur. Erbdynastie. Steigbügelhalter. Während er über seine geleerten Flaschen beinahe gestolpert wäre, machte Papa Politik. Ja, die können's.
Auch ohne Lächeln. Gleichgültig. Hart. Gefühllos.
Da rollt kein Auge. Köpfe ...
Ich weiß nicht, ob's die Arrak-Vorräte der Iraker waren. Irgendwas mit Flüssigkeit ...
Nun, der Antrieb reichte aus. Auch Clintons Triebe reichten aus.
Seine Immer-wieder-noch-Ehefrau sitzt nun als Wachtposten bei "Yes-we-can"-Obama. Das Blecken ihrer Zähne beim Versuch des Grinsens zeigt die Verbissenheit der second-lady: "yes-i-can".
Sind die Rechnungen schon alle bezahlt? Deutschland hat schon viele bezahlt. Zahlt noch. Ein Jahrhundert der Abgeltung. Vergeltung. Wofür?
Wer vergilt's wem? – Sicher ist: Weitere Zahlungen sind gesichert.
Der Noch-Präsident in spe wird's regeln. Er ist. Er war Spezialist in Weltwährungsfragen. Also bleibt er. Ein anderer ging.
Warum wird Schröder nicht Präsident? Ton in Ton. Farbe von Haartolle und Brioni-Anzug stimmen. Wandlungsfähigkeit auch.
Die nunmehr ganz zart ergrauten Koteletten kontrastieren. Reizvoll. Kokett.
Ich stelle mir den Parka vor. Den alten "Dienstanzug". – Vor dem Aufsichtsratsmandat.
Die Wandlung. Verwandlung. Alchemie. Aus nichts mach' ich Geld. Ein Nichts zu sein bedeutet nicht, nichts zu besitzen.
Er tritt nicht an. Reist umher. Und gibt der Bildzeitung geistreiche Nahrung.
Jetzt fehlt nur noch der Beinahe-Totengräber deutscher Unterhaltung.
Nachdem er von Reich-Ranicki in und mit einem gemeinsamen Marketing-Coup geadelt wurde und seitdem sicher lesen kann, ist Deutschlands Wettkönig und echte Goldlocke prädestiniert. Verzeihung: das schwierige Wort. Paßt gut zu Präsidial.
Ewiges Lachen verschmilzt dann mit ewigem Nichtstun zu einer gnadenlosen Sonnyboy-Persiflage auf dem deutschen Thron.
Also die Wahl. Das Volk wählt. Nicht. Nichts. Es ist Demokratie. Alles ist vom Volk bereits abgesegnet. Persilschein der Wahlen. Festgefügte Landschaft der Parteien. Zahlende Spender für unsere Grundordnung. Stramme Parteisoldaten in beamteter Position.
Oh glückliches Land. Deine Väter und Mütter blicken, von Liebe trunken, auf dich herab. Das Volk blickt hinauf. Hoffnungslos. Betrogen. Belogen.
Gütiges Lächeln. Warm. Zugänglich. Die kleinen Äuglein rollen wohlwollend von links nach rechts. Nicht zu weit nach rechts. Feindbild. Das bleibt. Meine rechte Hand ist nicht mein Feind. Mein Herz auf dem rechten Fleck auch nicht. Wohl dem, der eine erlaubte Richtung beschreitet. Der einen Weg geht, welcher von Tel Aviv bis Washington abgesegnet wurde.
Unterwegs liegen Leichen. Sie sind Opfer des linientreuen Marsches.
Und die Äuglein rollen. Der Blick geht nach vorn. Die verbrannte Erde der Billionen, die es gar nicht geben dürfte und die es doch gibt, als Verluste, trüben die Stimmung etwas. Bedauern. Das passiert. Wir drucken Neues. Versprochen.
Machterhalt. Sicherung. Dauerhaft. Entsetzlich. Gesichtsverlust. Lächerlichkeit.
Ein Mann. Ein Amt.
Ein Präsident 2009.
Auch der Neue ist gegangen. Diesmal wurde vehement nachgeholfen.
Die eigene Lobby hat ihn zu Grabe getragen. Die Zeitung der bunten Bilder hat ihn gehenkt. Ja, warum denn? Hat er, der doch eher fügsam-ruhige, doch mal das Maul aufgemacht? Wollte er eine Unterschrift verweigern, gegen den weiteren Ausverkauf Deutschlands, gegen den EU-Absolutismus? Nein, es ging, oh profane Welt, um Handy-Rechnungen, Urlaube, Kredite, also ganz normale Dinge, die jeder Ex-Brioni-Gazprom-Kanzler mal locker wegsteckte (so wie das Geld).
Schlauheit. Raffinesse. Kälte. Brutalität. Nun, das gehört dazu, Herr Präsident. Schließlich nehmen doch alle. Den goldenen Handschlag inklusive.
So wie er?
Anmerkung der Redaktion: Ralf Wendlings Essay, das ab 2009 entstanden ist, handelt in der Tat von mehr als einem Bundespräsidenten. Die Frage wäre: unterscheiden sie sich so sehr?
Entspannend. Die Tropfen benetzen meine Haut. Mein Kopf, die Augen begrüßen die Erfrischung.
Nach der geballten Hitze des Tages empfange ich die Himmelskaskade wie ein persönliches Geschenk.
Die Pferde sprinten durchs Terrain – freudiger Ausdruck der Begeisterung.
Die Vögel, nach dem ersten Schwall noch eher verhalten, stimmen ihre so fröhliche Melodie wieder an.
Einzelne Tropfen perlen an Blütenkelchen, Früchtchen und Zweigen entlang – jeder hat etwas abbekommen.
Jedes Kind dieses Regens scheint wie neugeboren, streckt sich dem Licht, dem Leben entgegen, sprüht vor Vitalität und lässt neue Augenblicke, ja völlig neue Kompositionen in und mit der Natur entstehen.
Mein ganzes Leben ist eine Reise – Bewegung mit allen Sinnen.
Als kleiner Junge die Welt bestaunt, mit großen Augen – phantasievolle Tage, kreative Schlammschlachten – Entdeckungen.
Der Jugendliche "Ralf", sich der Männlichkeit Bewusst-werdend, aus kindlichen Träumen gerissen und mit Dogmen gefüttert – Erlebnisse in Jahren, die ich erst viel später wahrnehmen werde.
Tatsächlich hat meine Seele die Stationen und Reiseetappen gespeichert, Begegnungen festgehalten, Wünsche und Visionen entwickelt, Erfahrungen gesammelt – während meiner nun bereits "Sieben Jahre in der Stille", dem Lebensabschnitt in den südfranzösischen Bergen mit wechselnden Orten und "Archetypen". Hier lasse ich bewusst – und zu jeder Zeit ebenso "unbewusst" – meine erfahrenen Erlebnisse zu; ein imaginäres Tagebuch, geführt von meinem Inneren, das alle Eindrücke, Situationen gespeichert hat und mir diese – in aller Gelassenheit – peu à peu mit der durchaus kraftvollen Aufforderung "Jetzt mach' was draus!" mitteilt.
Eingebungen, Durchsagen, mit klarer Stimme gesprochen, mal von einer wunderschönen Frau, von dem Sänger einer Band – dazu Bilder mit hoher Intensität und Eindringlichkeit, Bilder der Eltern, von Kindern, Liebespaaren, Dämonen, Tieren, Bäumen, dem Wasser – Licht und Schatten – all meine nächtlichen Begleiter sagen mir "Beschäftige Dich mit Dir selbst" und fordern mich – unisono – auf: "Gib' es an andere weiter ...!"
Die Abenteuer meiner Reise, so bildhaft-bunt, symbolisch, magisch – heute ein weitgehend offenes Buch für mich, in dem ich liebend gerne blättere – und mich damit den wechselnden, oft absurd erscheinenden Abenteuern, Szenarien stelle sowie – sie ergründend – mich dem Ralf Wendling nähere, der ich gerne sein möchte, dem Ralf Wendling, der seinen Schatz (auch die vielen kleinen Schätze), eben "sein Vermögen" annimmt und sich dem hingibt, was sein Leben anzubieten hat.
Vielfältige Wahrnehmungen einer Lebensreise, die in Eines münden: Reines Vertrauen!
Die wahren Abenteuer entstehen in meinem Herzen. Abenteuer, die von Wahrnehmung, Sinnlichkeit, Lebensfreude ... handeln und die – inspiriert von den kleinen sowie großen Wundern, die ich jeden Augenblick sehen, erfühlen, ertasten darf – mein Leben auf solch' wunderbare Weise bereichern.
So schreite ich voran, behutsam schlendere ich über eine Wiese, quere den sanft plätschernden Bachlauf – lasse eine Libelle auf meiner Hand ruhen; ich blicke der ehrwürdigen Zeder ins jahrhundertealte Antlitz und bewundere den Blütenstempel des Kürbisses, der mir solche ausgewogenen Geschmackserlebnisse beschert.
Die Sonne gibt den Balsam für meine Haut hinzu – strahlend gleitet sie über mich hinweg – ich fange sie ein – sie durchdringt mein Gewebe, die Organe – ich fühle, das ich wachse.
Lächelnd gebe ich mich dem Zauber meiner Reise hin.
Da ist er wieder. Ich spüre ihn intensiv. Er ist da. In Intervallen. Mein Unterleib ist eine Zone des Schmerzes. Meine Zone. Darm, Rücken, "Kreuz", Nieren.
Jede Bewegung, die mit diesem Bereich korrespondiert – und das sind viele, teilt mir mit: "Da stimmt was nicht, sei aufmerksam." Ich beobachte. Spüre hinein. Analysiere. Atme bewusst in diesen Part meines Körpers. Die Themen "Bewegung", Fluss (alles im Fluss?), Verdauung (schwer verdaulich?) und ja: "Loslassen" kommen mir in den Sinn. Ursachenforschung. Es geht von meiner linken, der weiblichen "Yin"-Seite aus. Meine Diagnose. Von da strahlt es. Da will etwas beachtet werden. Da gibt es etwas, das Aufmerksamkeit verdient. Nicht der Schmerz! Nein, dem gebe ich keine Aufmerksamkeit. Nicht der Hauch eines hypochondrischen Zuges ist in mir. Ich versuche, mein "Ego", also den Teil des Verstandes, der mich nun in Richtung Sorge, Angst, Leiden bringen will, zu überhören. Ich achte auf meine Gefühle, konditioniere mich auf Freude, Lachen, Aktivität.
Mache ich mein "Walking aus der Körpermitte", wie ich es nenne, also etwas behutsamer. Setze die Schritte weicher. Atme sanfter. Entspanne. Gebe mir die Zeit, vom Beobachter zum Akteur zu werden. Zum Akteur, der heilt. Sich selbst heilt. Hilfsmittel sind zugelassen. Der Baukasten der Natur liegt vor mir. Ein Spaziergang. Die reine Luft, tief eingeatmet. Die Sonne betrachtet, die ein Lächeln in mein Gesicht zaubert. Der Regen, der für Klarheit und Erfrischung sorgt und Altes wegspült. Der Gesang der Vögel voll Leichtigkeit und Freude.
Und dann auch: Eine helfende Hand, Menschen, die es von Herzen gut mit mir meinen und mir ihre Hilfe anbieten. Ich nehme Sie gerne an. Sanfte Mittel der Naturheilkunde. Und Loslassen. Dem Schmerzkörper keinen Raum gegeben. Ihn nicht weiter beachtet. Angenommen, was angenommen werden musste. Aufmerksam betrachtet. Hineingespürt. In Ruhe und Liebe. "Was ist jetzt gut für mich?" – Intime Fragestellung und Zuwendung. Hingabe für meine Gesundung.
Der Schmerz ist weg. Er hielt sich nicht lange. Ich fühle mich wohler. Und gehe bedächtig an die Ursachen, die ich zu erkennen glaube. Ohne Druck. Ohne Medikamente. Ich kann das. Jeder kann das. Es liegt in mir. Es liegt an Dir. Immer.
Gib dem Schmerz keinen Raum.
Leicht. Beschwingt. Den Augenblick genießen. Ein Schmetterling – Papillon – in all seiner filigranen Poesie, ist der Bote für dieses wundervolle Leben, das jedem von uns eigentlich zugedacht ist.
Ich lausche still. Der Hauch der Lüfte lässt mich an diesem Ort verweilen. Sinnen. Die Augen folgen – inspiriert – den tänzelnden Freunden, die – im immerwährenden Reigen der Lebenslust – mit all ihrer Sinnlichkeit uns Menschen das fröhliche Miteinander in einer Gemeinschaft ohne Zwänge, Enge und Sorgen spielerisch aufzeigen möchten.
Da bin ich gerne Akteur.
Ich gehe weiter. Das Alte lasse ich los. Die Vergangenheit, oft mythisch, ja mystisch angehaucht, verweht wie ein Schleier hinter mir.
Leere. Gut für den Neubeginn.
Die augenblickliche Veränderung.
Während ich meinen Traum intuitiv betrachte, beobachte ich auch bereits mein ganzes Sein in diesem Moment. Heute war es der Pegasus. Und, da ich bereits in einer "Zielphase" der jetzigen Wandlung bin, erschienen ein weißer und ein schwarzer Pegasus, mit leuchtenden, großen, eindringlich blickenden, klaren Augen, die mich einluden, ihnen zu folgen.
Es ist herrlich. Mein Unterbewusstsein arbeitet mir zu. Der Verstand ist nicht mehr Vorherrscher. Die Sinne, die Gefühle, die Urkraft, die Empfindungen finden nun zu einer Energie, einem Leuchten, einer kraftvollen Vereinigung, die Sorge, Leid, Wut und Verzweiflung in silbrigem Glanz überstrahlt.
Tag und Nacht, Männliches und Weibliches, Hell und Dunkel vereinen sich zur Phase des Glücks, der Klarheit und der Liebe. Wärme ist in mir. Wohlgefühl breitet sich aus. Dauerhafter Frieden, der dem Streit die Hand gereicht und ihn eingenommen hat.
Eine Krankheit, das Produkt der alten Ängste und Unvollkommenheit, wird vom Esprit der Harmonie, der ausbalancierten Energien wie mit einem Kokon umhüllt; Gesundheit regiert.
Die neuen (und doch in allen Seelenleben stets vorhandenen und jetzt reaktivierten) positiven Aspekte des Seins tragen mich auf meiner Welle starker Energien. Gutes kommt zu mir, meine Wünsche sind erfüllt.
Ich gehe weiter.
Nach dem Aderlaß des Himmels in den vergangenen Tagen lockt frühlingshaftes Blau, welches das Fichten- und Grasgrün fröhlich garniert, meinen Blick.
Ist's schon der provencalische Frühling? Vorbei der Winter, bereits im November? Die Vögel singen's. Ich erliege der Versuchung, mein Sweatshirt auszuziehen. Die Dachterrasse lässt Wärme und Gefühl zu. Das Halbrund der sanften Erhebungen ringsum verspricht Beruhigung. Streicheleinheiten nach Monaten der Zwänge, Sorgen und Last.
Lüstern fast der Griff ins Blaue. "Ich halt' Dich fest, ganz fest, strahlende Helligkeit! – Leuchte meine Augen aus, bring' sie zum Lachen. Trübsal adé."
Altes vergeht so wie die lächelnden Himmelskörper ihr intensives Leben über mich ergießen. Reinigen. Säubern. Klarheit.
Keine Politik. Keine Wirtschaft. Kein Gezeter und Jammern in den Journalen und Newslettern. Ich und meine Dachterrasse in den Bergen.
Wer gewinnt die Wahl? Egal. Die Rose erblüht jetzt am geschützten Ort. Ein Hund bellt. Von Ferne brummt ein Motor. Insekten werden keß und schwirren herum.
Weit weg erblicke ich Wölkchen, sie umtanzen die Bergspitzen und würzen die beruhigend-einheitliche Himmelsfarbe mit weißen Tupfen. Tropfend verlassen die letzten Boten des großen Regens die Dächer und Rinnen.
Vorher eher geduckt-müde Pflanzen recken sich zum Licht. Wie ich. Ich spüre, wie auch ich wieder wachse; das Leuchten meiner Augen verschmilzt brüderlich (und schwesterlich) mit der Colorierung der großartigen Weite, die ich in diesem Augenblick inhalieren darf. Das gehört mir! – Ich behalte es! – Genieße! – Atme bedächtig ein und langsam wieder aus.
Lasse zu, was zu mir kommen möchte. Empfange mit Freude. Und lasse auch los.
Ein himmlischer Platz.
Die Natur ist schillernd und bunt. Unbefangen. Weit. Und der Mensch baut Häuser.
Grenzen. Ecken. Verglaste Öffnungen lassen etwas Erleben zu. Das Leben bleibt draußen. Isolierung. Isolation. Die Tür! Öffnen. Freiheit. Der Enge des Raumes entrinnen. Oder die Weite zulassen. Von Außen nach Innen. Und dann?
Die Libelle fliegt durch den Hof. Ihre leuchtende Faszination fesselt meinen Blick. Die Mischung macht's. Das Auge ist entzückt. Kobaltblau-türkis. Der Kopf ein vielschichtiger Edelstein. Der zarte Körper ein graziles Leuchtstäbchen. Die Flügel in ihrem zarten Gewebe und im fast immerwährenden Rhythmus der Bewegung. Diese Wesen sind ein herrlicher Spiegel der Natur. Wenn Natur filigran ist, sind sie der Ausdruck. Die Libelle fliegt hinein. Ins Haus. Durch die Tür. Mein Atem stockt.
Das Haus ist leergeräumt, harrt der Renovierung. Wie die Länder der EU. Ausgeräumt. Hülsen mit lebenden Wesen. Die Substanz ist zu suchen. Doch was ist "Substanz"? Bedruckte Papiere mit Schein-Werten? Oder sind es doch die Menschen, die Individuen, die Arbeitenden, Schaffenden, Entwickelnden, Liebenden!? – Somit fallen die Politiker schon mal aus dem Raster. – Das (beinahe) leere Gebäude mit den immer geschlossenen Fenstern. Konstruktionsmerkmale bleierner Seelen. Eingeschlossen. Abgeschlossenheit. Leere. So sind sie gegangen, die Vorbewohner. Das Haus lebt. Und wartet. Spinnen lauern auf ihre Beute.
Ich werde die Libelle retten. Ein Freund aus der Natur. Dort, wo wir alle herkommen. Und immer SEIN werden. Sie flattert am Fenster. Die Sonne strahlt hindurch. Irritierend. Irisierendes Scheinen. Meine Augen, mein Herz sind gebannt und elektrisiert. Wie kann ich Dir helfen, Du zartes Geschöpf? Sinnen. – Meine groben Hände und Deine "Leichtbauweise". Sie fliegt auf die Kante eines weißen Kartons in meiner Nähe. Unter dem Fenster. Und wieder zurück. Unsicher!? Vibrierend. Hin und Her. Ich sage: "Ganz ruhig – ich helfe Dir" – verwende einen hohen, sanften Ton. Fast wie beim Singen. So mache ich es. Schwingend nähere ich mich ihr, gehe in die Knie. Der Karton. Sie starrt mich ruhig an. Keine Bewegung. Meine Hand senkt sich zu ihr herab. Die Rechte. Wohl die Richtige. Wie so oft im Leben, die richtige Wahl.
Mein kleiner Finger schiebt sich näher. Einer ihrer Fühler hebt sich, ganz sachte, testet. Welche Energien hat der große Kerl? Eine erste Berührung. Ich spreche ganz leise zu ihr- fühle zu ihr hinüber. Millimeter. Millimeterweise Wärme. Und Energie. Ich formuliere: "Komm – Vertraue mir." Intuitiv. Intensiv. Ich will ihr helfen. Sie spürt es. Akzeptanz. Jetzt. Sie erklimmt meinen kleinen Finger, der wie ein warmer Hügel vor ihr aufragt. Absolute Ruhe. Kein Geräusch stört, nicht mal ein Augenzwinkern. Wir zwei sind Eins. Ihre Flügel schwingen äußerst leicht, eher unmerklich. Sie sitzt auf dem Finger. Ich erhebe mich, voller Glück. Ich trage, nein schwebe mit ihr, die vier Meter bis unter den Türrahmen. Sie startet – und ich bleibe zurück, schaue ihr nach voller Dankbarkeit und Freude über diesen Augenblick.
Vertrauen.
"Wenn Du zum Baum kommst, wird werden, was werden will."
Ist das nicht ein wundervoller Ausspruch!? – In der Tat. Ich habe diesen "Spruch" nicht nur vernommen – ich habe ihn erlebt. Es ist ein Orakel.
In einer Zeit der Unsicherheit, der Sorgen, erbat und erhielt ich diese Formulierung der Zuversicht via eines "Mediums", einer Frau, die für mich – dankenswerterweise – in die Sphären des "Höhergeistigen" hineinspürte.
"Den Weg weitergehen und mir Klarheit zu verschaffen, was ich wirklich will", gehörten mit zu diesen Hinweisen.
Als solche sind Durchsagen, Orakel zu "verstehen" – im irdischen Hier und Jetzt mit all der Verstandesarbeit – erscheinen sie uns oft diffus und unklar – wie dem Helden Odysseus vor Urzeiten.
Doch sie sind wahr. Ich habe die Aufgabe akzeptiert, mich dem Kern zu nähern, zu erspüren, was das wohlmeinende Universum mir sagen möchte.
Und der Baum, mein Baum, der aus meiner Mitte "entspringt", wächst und gedeiht – er IST.
Tag für Tag fühle ich mich nun wohler, sehe klarer, bin energiegeladener, unternehmungslustiger. Die kreativen Tage werden ergänzt – besser gefördert – durch die intensiven Erlebnisse in der Nacht – der Träume, die mich und meine Entwicklung regelrecht begleiten. Gefährten des Aufbruchs. Freunde des lichtvollen Seins.
Vor einigen Tagen war es ein Pflänzchen, das ich mit beiden Händen vorsichtig aus der Erde barg – ich sehe das noch sehr lebendig vor mir. Und nun, wahrhaftig an drei aufeinander folgenden Nächten, erschien zunächst ein glatter kräftiger Baumstamm, der vor mir aufragte.
Die Nacht darauf entsprossen auf dem Kopf eines "Bekannten" einige Pinien oder Kiefern, die ein schützendes Dach bildeten und sich dem Himmel entgegenreckten. Letzte Nacht waren es dann, sozusagen direkt vor meinen Augen, dutzende von glatten, in heller Szenerie aufragenden, geraden Stämmen mit eher tulpenförmig-schemenhafter Krone, allerdings kein Wald zum "Verirren", sondern eine klar strukturierte, begrenzte Sequenz.
Für mich sind das "die Zeichen" für mein Weiterkommen, das Vorhandensein und der Fluss von Lebensenergie.
Diese Bäume sind mein Leben, es sind meine Lebensbäume, sie sind "Ich", die Wurzel, wenn auch nicht sichtbar, der Stamm als Verbindung von Unbewusstem – Bewusstheit – und spirituellem "Vermögen"; die Krone ist sichtbar, sie wächst und gedeiht, gespeist von der Kraft, die die Wurzel in der Erde aufnimmt und weitergibt für Wachstum, Entwicklung und Leben.
Es ist meine Initiierung, das archetypische Bild als Symbol meiner Kraft ermöglicht es mir, meine inneren Welten schöpferisch miteinander zu verbinden. Eins kommt nun zum anderen.
Auch jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, "schöpfe" ich aus dem "Erleben", der Intuition, dem Traum und dem Bewusstsein, das diese kraftvollen Bilder die Chance bieten, einen immensen Schritt der Entwicklung auf meiner Lebensreise zu machen. Und ich mache. Packe zu. Handle. Lässt der Baum sich aufhalten?
Reckt er sich nicht dahin, wohin er will?
Holt er sich nicht alle Energie aus der Erde und dem Himmel, die er braucht?
Er tut's. Und wächst solange, wie der Ausgleich, die Balance von Fundament (Wurzel) und Kopf (Krone) in einer guten Relation zueinander stehen.
Das ist natürliches Wachstum.
Mit beiden Füßen sicher auf dem Boden, stabilen Schrittes, aufrechten Hauptes voranschreiten, Situationen klar überblicken, "ins Auge sehen", sich dehnen und strecken nach dem, was "Jetzt" möglich ist, was im Bereich der eigenen Potenz, der eigenen Kräfte liegt.
Und dann "Ist", was werden will.
Lass es einfach laufen. Lebe Dein Leben nach Deinem Gefühl.
Lache – wenn Dir danach ist – zeige Dein strahlendes, freudvolles Wesen – gehe easy, locker, leicht durch den Tag.
Stelle Dir vor, Du lässt Dich mit der Strömung eines Flusses treiben – widerstandslos, frei von Hemmnissen. – Du wirst getragen und bestimmst Deine Richtung mit – nur durch die gelegentlich-sanfte Bewegung von Armen und Beinen. – Du bist der Steuermann.
So ist Dein Leben im Fluss.
So kommst Du in Harmonie mit dem, der Du wirklich bist (sein willst!).
Ja, mache es Dir leicht – frag nicht nach Wenn und Aber – vertraue Dir selbst, Deinem Bauchgefühl, Deinem richtigen Riecher.
So einfach ist das!
Lesen Sie hier mehr von Ralf Wendling: Kurztrip auf meiner Lebensreise | Im Land der blauen Steine | Das Universum ist voller Gaben
© für alle Texte und Fotografien: Ralf Wendling, 2009–2015.
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