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Mit Titeln wie "Versuchsreihe 13: Die Epidemie" sowie Userland: Berlin 2069 hat der Autor Uwe Hermann in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erfahren. In diesen SciFi-Thrillern ließ Hermann die Menschen in die Schöpfung eingreifen oder sogar ein virtuelles Leben nach dem Tod führen.
Nun, in "Nanopark: Erlebe deine Fantasie!" geht es um eine Geschichte, die sich im Jahre 2052 in einem Vergnügungspark abspielt. Doch nicht nur dieser Freizeitpark hat es in sich!
Um diesen Auftrag gerissen hatte sich Simon Klein nicht gerade. Doch als Ermittler für eine Versicherung ist es nun einmal sein Job, den Schaden zu begrenzen. Ein Toter im modernsten Vergnügungspark, den die Welt je gesehen hat, soll posthum als Selbstmörder geführt werden. Jedenfalls, wenn es nach der Versicherungsgesellschaft geht, die in diesem Fall nicht zahlen muss.
Nanopark: das ist das ultimative Erlebnis für Groß und Klein. Hier wird das Wort "Illusion" in eine neue Dimension erhoben, denn die Besucher erleben unendliche Welten und einzigartige Abenteuer. Sie sehen die unglaublichsten Dinge, nichts davon aber ist echt. Nicht die Attraktionen, nicht die Artisten und auch nicht die exotischen Tiere in den verschiedenen Erlebniswelten. Die Technik des Nanoparks greift mittels Nanobots direkt auf die Gehirne der Besucher zu. Lässt sie sehen, was sie sehen wollen. Und in gewissem Sinn auch spüren: Der Regen fällt, aber niemand wird nass. Das Eis gibt es in vielen Geschmacksrichtungen, die allerdings nur auf der Zunge des jeweiligen Schleckmauls existieren. Man schmeckt genau das, was man bestellt hat. In Wahrheit ist es eine zuckrige Einheitspampe. Die Leute wissen das sogar, doch die Schlange vor dem Eingang ist sehr lang. Jeder will sich und seinen Kindern dieses Erlebnis bieten.
Simon Klein interessiert sich nicht für den Park, er will seine Ermittlung hinter sich bringen. Man stellt ihm eine gewisse Hanna zur Seite, die Programmiererin ist und die Simon auf Anhieb nicht mag. Besser gesagt: seinen Auftrag nicht. Simon findet, dass es viele Ungereimtheiten gibt. In ihm meldet sich der Polizist, denn genau das war er vor diesem Versicherungs-Job gewesen.
Dann aber wird dieser Tag für jeden zu einem unvergesslichen Abenteuer. Für manche sogar zu ihrem letzten. Denn eine als Tiere kostümierte Truppe überfällt den Park und übernimmt ihn. Was diese Leute wollen, ist zunächst unklar. Doch gehen sie mit äußerster Brutalität vor und scheuen vor Mord durchaus nicht zurück. Und Hannas Kinder sind im Park, wie sie weiß.
Was dann beginnt, ist ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem es um mehr als um Reichtümer geht. Jeder muss um sein Leben fürchten, ganz gleich, ob Besucher oder Angestellter. Und Simon wird mit hineingezogen.
Der Autor Uwe Hermann beschreibt den Vergnügungspark so detailliert, dass man richtig Angst bekommt, dass es so etwas in naher Zukunft tatsächlich geben könnte: Die Menschen können zwischen Wirklichkeit und Illusion nicht unterscheiden und sind der Technik des Parks hilflos ausgeliefert. Dieses ultimative und auch kollektive Abschiednehmen von jeder Realität und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Kontrolle durch Dritte sind ein Gedanke, der nicht gerade beruhigend ist.
Neben dem Helden der Geschichte zeichnet Hermann viele andere Menschen sehr genau. Ihre Weise mit dem Geschehen umzugehen, ihre Wünsche und Ängste sind hervorragend ausgearbeitet.
"Nanopark: Erlebe deine Fantasie!" ist ein spannungsgeladener, temporeicher SciFi-Thriller, zugleich hart und auf düstere Weise sehr realistisch. Oder könnte es sein, wenn die Menschen sich von immer neuen Superlativen anziehen lassen, von Realitäten, die keine sind und dabei jedes Maß verlieren.
Nicht überall, wo Thriller draufsteht, ist auch einer drin. Aber hier ist das mehr als verdient!
Unsere Empfehlung: "Nanopark: Erlebe deine Fantasie!" wurde Ende September 2021 als Taschenbuch (384 Seiten, ISBN 978-3947619696) veröffentlicht. Der Herausgeber Polarise (ein Imprint der dpunkt.verlag GmbH) hat diesen Roman in den Genres Thriller und Science-Fiction auch als E-Book aufgelegt.
© "Im angsterfüllten Zwiespalt von Wirklichkeit und Illusion": Eine Rezension von Izabel Comati und Winfried Brumma (Pressenet), 11/2021. Dem Polarise Verlag sowie Uwe Hermann danken wir für das Rezensionsexemplar.
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