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Fünf der Schwerter
Ein sonderbarer Himmel mit gezackten Wolken, die eher wie Blitze anmuten, spannt sich über eine sonderbare Szene. Im Vordergrund des Bildes steht ein zufrieden lächelnder junger Mann – er hält drei Schwerter. Zwei weitere liegen auf dem Boden.
Der Mann sieht – so scheint es zu sein – zwei anderen Personen nach, die uns und ihm den Rücken zuwenden. Es ist, als triumphiere ein Sieger über die Besiegten. Dabei sieht es nicht wirklich nach einer Schlacht aus, es könnte sich um eine andere Art Kampf gehandelt haben.
Das Schwert ist ein Symbol für den Verstand, den Geist und dessen sprichwörtliche Schärfe. Dieses Instrument kann natürlich auf vielerlei Weise eingesetzt werden, auch zum Schaden anderer. Das hochbefriedigte Lächeln des als Sieger erscheinenden Mannes erscheint nicht gerade angenehm, er freut sich sehr offensichtlich über die gedemütigten Kontrahenten.
Möglicherweise ist da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen – sprich: Auf faire Weise. Wieso dieser Gewinner so klar im Vorteil war, ist nicht ersichtlich – dass er es aber war, sehen wir an den Schwertern, die er hält. Den beiden anderen Menschen bleibt die Beschämung. Wie viel ihm dieser Sieg gelten kann, liegt in ihm selber.
Wir erleben täglich, wie die unsichtbar geführten Kämpfe im Berufsleben oder in der Familie unser Leben bestimmen. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem nicht irgendeiner eine Unehrlichkeit begeht oder tatsächlich eine Intrige spinnt. Viele Menschen sind Verleumdungen ausgesetzt, die nicht einmal auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind. Man muss durchaus nicht jemanden wörtlich beschuldigen, um ihn in ein schiefes Licht zu rücken – es reicht eine kleine Anspielung hier oder eine nebenbei fallengelassene Bemerkung da.
Erfahrene Intriganten wissen ziemlich genau, welche Aussagen von ihren Zuhörern auf welche Weise ausgelegt werden. Derjenige, der sich darauf versteht, wird am Schluss immer behaupten können, dass er das so auf diese Weise niemals gesagt habe. Durch solche Spielchen ist schon sehr viel Elend über Menschen gekommen, ob nun im Berufsleben oder im privaten Bereich.
Taucht die Karte auf, warnt sie entschieden vor solchen Dingen. Der Fragende sollte in jedem Fall sein Umfeld genau beobachten, es könnte aufschlussreich sein. Hat zum Beispiel jemand zunehmend Ärger am Arbeitsplatz, kann die Fünf der Schwerter auf solche Umtriebe hinweisen. Nicht jede Intrige ist absichtlich gesponnen – es kann vorkommen, dass jemand zur falschen Zeit am falschen Ort war und irgendein Unmut aufkam. Ein im Ärger hingeworfenes Wort zeitigt etwas anderes und es entwickelt sich eine eigenständige Dynamik.
Es lohnt auf jeden Fall zu hinterfragen, und vieles ist durch ein klärendes Gespräch aus der Welt zu schaffen. Wo man allerdings das Opfer von Verleumdung oder Schadenfreude geworden ist, kann man nicht wirklich etwas klären, denn die Situation ist genau so und nicht anders beabsichtigt. Hier kann man nur versuchen, seine Würde zu bewahren. Ein Trost sollte auf jeden Fall sein, dass ein solcher Sieg über einen anderen Menschen erfahrungsgemäß nicht lange genossen wird und das Schwert sich meist gegen den richtet, der es in der Hand hält.
Das Umfeld der Karte gibt auch Aufschluss darüber, wie man verfahren sollte und was im Einzelnen bezweckt werden soll. Weist das Arkanum auf den Fragenden selber hin, wird ihm ein Spiegel vorgehalten. Er muss nun Bilanz ziehen, und das kann schmerzhaft werden.
Unter dem Strich bleibt einem solchen Menschen, der intrigiert und seine Umgebung in seinem Sinn manipuliert, nicht wirklich etwas, außer der Gefahr zu vereinsamen. Man hat zwar erreicht, was man glaubte zu wollen, aber der zu zahlende Preis ist hoch, und irgendwann wird er gefordert werden. Tatsächlich kann es zur Sucht werden, das Umfeld zu dominieren. Wo das der Fall ist, sollte eine Therapie in Betracht gezogen werden.
Die Karte ist immer eine klare Warnung vor Widersachern – sollte die Person des Fragenden gemeint sein, kann diese als ihr eigener und somit gefährlichster Feind gesehen werden.
Fünf der Stäbe
"Viele Köche verderben den Brei". Das könnte eine Überschrift der Fünf der Stäbe sein. Denn darum geht es vorrangig. Das Bild des Rider-Waite-Tarot zeigt eine Anzahl junger Männer, die mit Stäben etwas tun – oder zumindest versuchen, etwas zu tun. Jeder hat scheinbar etwas anderes vor damit, so dass es fast einem Kampf gleichkommt.
Die Beteiligten sehen energiegeladen aus, in ihnen brennt das Feuer der Tat – schließlich ist Feuer auch das Element der Stäbe. Doch außer einem ziemlichen Wirrwarr scheint nichts Rechtes dabei herauszukommen, weil die eifrigen Hitzköpfe weder nach Überlegung noch nach Plan vorgehen. Bei so einer Situation kommt es natürlich sehr leicht zum Streit, denn jeder glaubt seinen Kopf durchsetzen zu müssen – nicht um der Sache wegen, sondern damit er ihn durchgesetzt hat.
Die Karte kann man als reale Situation sehen – eine Szene, die jeder schon einmal gesehen hat. Mehrere Menschen wollen etwas zusammen erreichen, aber sie hindern sich gegenseitig eher, als dass sie sich unterstützen. Sie sind nicht wirklich auf einer Wellenlänge, sie arbeiten nicht Hand in Hand, sondern gegeneinander. So etwas passiert, wenn unausgegorene Ideen in die Tat umgesetzt werden sollen und im Vorfeld die Kommunikation schon nicht recht geklappt hat. In diesem Fall wird vor Streitigkeiten gewarnt, die bei einer solchen Lage vorprogrammiert sind.
Erscheint die Karte, muss auf jeden Fall ein gemeinsamer Nenner gefunden werden bei einem Vorhaben, sonst liegen am Ende die Stäbe verlassen auf der Erde und die Menschen sind ihrer Wege gegangen. Viele sagen: "Ich bemüh' mich doch wirklich immer so sehr, aber nie klappt etwas." Meist liegt es einfach daran, dass man noch nicht herausgefunden hat, was man wirklich tun möchte, oder es wird einfach falsch angegangen. Begeisterung allein reicht nicht wirklich: Es gibt Menschen, die stundenlang mit absoluter Begeisterung von ihren Projekten reden, die sie planen – aber es kommt nie zu einer Verwirklichung. Feuer muss genährt werden und auch beherrscht – ein unkontrollierter Brand vernichtet Ressourcen.
Die Karte kann aber auch auf unsere innere Situation hinweisen und etwas aufzeigen, das jeder von uns schon einmal erlebt hat. Das Feuer brennt heiß, aber es herrscht ein Wirrwarr von Gefühlen und Ideen. Man hat sich irgendwie verfangen zwischen Begeisterung, Zweifeln und Ideen. Das Übermaß an Möglichkeiten führt zu Unentschlossenheit und Zaudern, Versagensängste kommen auf und mit ihnen die Lähmung und die Stagnation. Es geht im Kreis, aber nicht mehr vorwärts.
Ob es sich nun um die Arbeit, die Familie oder um die Liebe handelt – diese Situation kennt eigentlich jeder. Das Bild vom Perpetuum Mobile im Kopf, das zwar ständig in Bewegung ist, aber einen nirgendwohin bringt. Es geht im Prinzip darum, dass sich das wohl vorhandene Feuer bzw. die Energie nicht selbst verzehrt (Streit), sondern als Antrieb genutzt wird.
Der Kampf, der im Inneren tobt, ist ein weiteres Thema, denn es geht mit dem Ausbrennen einher. Klarheit muss geschaffen werden in jedem Fall, eine Linie sollte gefunden und eine Entscheidung getroffen werden.
* * * Tarotkarten V Schwerter und Stäbe: Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
Fünf der Stäbe – Lesen Sie unser Buch zu den Tarotkarten:
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© "Die Tarot-Karte Fünf: Schwerter und Stäbe": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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