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Sieben der Schwerter
Bunte Zelte, das Leben in seiner Vielfalt vor gelbem Hintergrund, also der Luft zugehörig – und somit den Schwertern im eigentlichen Sinn – zeigt die Karte des Rider-Waite-Tarot.
Den Vordergrund beherrscht eine sehr interessante Figur: Ein Mann in bunter Kleidung und mit pfiffigem Gesicht trägt fünf Schwerter in den Händen – er macht ganz den Eindruck, als tue er etwas Heimliches ... etwas, das nicht gleich bemerkt werden soll. Sein Blick ist rückwärts auf zwei weitere Klingen gerichtet, die im Boden stecken.
Irgendwie erinnert die Gestalt an den Narren, denn sie trägt die Schwerter so, dass er die Klingen in den ungeschützten Händen hält – das bedeutet, dass er sich mit Sicherheit an den Schneiden verletzen wird. Überdies sieht er nicht in die Richtung, die er eingeschlagen hat, sondern zurück. Ob das gutgehen wird? Nun, das wird es mit Sicherheit nicht.
Die Schwerter stehen für Konflikte, für zweischneidige Angelegenheiten und ungelöste Probleme, die den Geist belasten oder den Intellekt beanspruchen. Der Heimlichtuer auf dem Bild geht nicht gerade richtig damit um, er fasst es "am falschen Ende" an. Somit wird er nichts aus der Welt schaffen können, denn er will ausweichen und nicht anpacken.
Wer das Heft eines Schwertes in der Hand hält, ist in gewissem Sinn Herr der Lage – er hat es sozusagen im Griff. Aber "Anpacken" ist genau das, was der Mann nicht will. Er glaubt, dass er ausweichen kann. Entweder weiß er nicht, wie man mit den Schwertern, also mit Problemen und Konflikten, umgeht – oder er will es nicht angehen, solange er ausweichen kann. Er realisiert nicht, dass ihn das ständige Ausweichen nicht weiterbringt, und dass er nicht frei sein wird. Das zeigen die zurückgelassenen Schwerter, auf die er zwar sein Augenmerk richtet, aber zu Lasten des Vorankommens. Etwas bleibt immer zurück, könnte man sagen.
Die Gestalt ist auf sich alleine angewiesen – sie hat kein Interesse an Gemeinsamkeit, denn die ist dem Heimlichen nicht gerade zuträglich. Kurz und bündig: Der Mensch, den diese Karte bezeichnet, muss dringend seine Verhaltensmuster ändern, sonst wird er niemals wirklich frei sein. Natürlich kann niemand die Landkarte unserer Seele wieder entfernen, aber wenn das Erlebte bzw. Erlittene geleugnet wird und die Auseinandersetzung damit vermieden, wird es ernste Konsequenzen haben. Ein heißes Eisen direkt anzufassen ist nicht notwendig, aber irgendwann kann damit umgegangen werden.
Viele von uns sind durch lange Zeit hindurch gewohnt, durch allerhand Kniffe, Halbwahrheiten, Notlügen und Ähnlichem – zuweilen auch durch regelrechte Flucht – allem Unangenehmen auszuweichen. Auch wenn man ausklammert, dass dieses Verhalten sozial gesehen immer mehr Probleme schafft, anstatt sie zu lösen, ist es für den Betreffenden äußerst schädlich.
Die Sieben der Schwerter warnt eindeutig vor diesen Verhaltensmustern und ruft zum Aufbrechen derselben auf. Man sollte sich fragen, inwieweit man sich immer wieder verletzt, indem man versucht, gewissen Dingen "die Schärfe" zu nehmen – oder sich tatsächlich weigert, das Heft in die Hand zu nehmen. Anders gesagt: Verantwortung zu übernehmen und sich den unangenehmen Dingen zu stellen.
Natürlich kann die Karte auch darauf hinweisen, dass in unserer Umgebung nicht mit offenen Karten gespielt wird. Es ist immer von Wert, die Dinge hinter den Worten zu sehen. Oft wird der eigentliche Grund eines Streites oder Konfliktes nicht wahrgenommen – oder nicht eingestanden.
So können jahrelange Debatten über unwichtige Dinge Menschen entzweien, obwohl der eigentliche Grund nicht wirklich berührt wird. Das muss nicht bewusst geschehen, aber auf jeden Fall sollte man sich die Mühe machen, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Sieben der Stäbe
Das Bild auf dem Arkanum wirkt ziemlich dramatisch. Wir sind Zeuge einer bewaffneten Auseinandersetzung ... oder doch nicht? So kommen falsche Zeugenaussagen zustande: Man sieht einen Menschen, der einen Stab in den Händen hält in eindeutiger Verteidigungsstellung. Vor ihm sehen wir mehrere andere Stäbe, die scheinbar hochgehalten werden – wer das tut, ist nicht zu erkennen.
Wird dieser Mensch nun wirklich angegriffen – oder denkt er das nur? Möglicherweise werden die Stecken nur ruhig in den Händen gehalten, es ist nicht klar ersichtlich. Allerdings steht der kampfbereite Mann ziemlich erhöht ... auf einem kleinen Hügel, so dass er nicht erreicht werden kann.
Diese Karte kann mehrfach gedeutet werden. Zuerst einmal kann sie für diejenigen unter uns stehen, die ihre volle Präsenz und Kraft nur im Kampf, sprich Herausforderung, entfalten. Ganz im Gegenteil zu der Sieben der Schwerter geht hier jemand alles direkt und aktiv an – zuweilen bevor es nötig ist. So gesehen ist es einfach ein Mensch, der die Dinge im Griff hat ... der das beherrschende Element der Szene ist und sich für den Weg des Kriegers entschieden hat. Es wird zur Aktivität, zum Kampf gegen die Umstände oder Probleme aufgerufen. Die Chancen stehen gut, der Verteidiger ist allein durch die Lage im Vorteil.
Meist allerdings, das zeigt die Erfahrung, bezieht sich das Bild auf jemanden, der glaubt, sich immer und überall verteidigen zu müssen ... auch wenn es nicht den geringsten Anlass dazu gibt. Wir alle haben manchmal Phasen, in denen wir vor allem darauf bedacht sind, uns zu schützen. Eine überbewertete Kleinigkeit, eine Bemerkung oder ein Blick ... und wir fahren die Schutzschilde hoch. In Zeiten innerer Unruhe, der Trauer, oder des Schmerzes vor allem, kommt es zu diesen Mechanismen.
Es ist auch möglich, dass wir so oft verletzt worden sind, dass es uns zur zweiten Natur geworden ist, sofort den Kampfstab zu schwingen – aber die subjektive Wahrnehmung ist eben nicht immer die reale. Vieles, was als Beleidigung oder Angriff verstanden wird, ist nichts weiter als ein Scherz, eine Redensart oder falsch interpretierte Worte. Der Mann auf dem Bild ist zwar nicht direkt angreifbar, aber er befindet sich nicht auf gleicher Höhe mit den anderen – und das ist auf Dauer nicht sehr förderlich. Verteidigung ist natürlich notwendig, aber eben erst, wenn die "Notwendigkeit" tatsächlich da ist.
Ein anderer Aspekt des Arkanums ist die Standfestigkeit oder das Beharren. Den Standpunkt verteidigen ist auf jeden Fall eine gute Sache – wetterwendische Personen stehen auf der Beliebtheitsskala nicht sehr weit oben. Doch muss die Sache, für die man kämpft, eine lebendige sein – keine bloße Hülse bzw. nur eine Gewohnheit.
Die Karte kann also vor übertriebener Verteidigungsbereitschaft warnen, sie kann aber auch dazu aufrufen, sich zur Wehr zu setzen. Es kann aber auch sein, dass einem allzu opportunistischen Charakter der Rat gegeben wird, sich endlich einzusetzen, anstatt immer nur von den Kämpfen der anderen zu profitieren. Das Tableau der gelegten Karten wird den Kontext dazu geben.
* * * Tarotkarten VII Schwerter und Stäbe: Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© "Tarot – Die Karte Sieben: Schwerter und Stäbe": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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