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Vorwort: Diese Reihe begann mit dem Essay "Wie wird man zum Antifaschisten?" (hier geht es zu unserem ersten Beitrag). – In dieser mehrteiligen Reihe setzen wir uns mit den Themen Faschismus und Holocaust auseinander und warnen unmissverständlich vor Hass und Vorurteilen. Wir betonen, dass die Wurzeln des Faschismus bis heute fortbestehen und weisen nachdrücklich auf die Gefahren hin, die aus Angst, Unsicherheit und Hass entstehen. Zudem kritisieren wir die Weitergabe extremistischer Ideologien an die nächste Generation. Insgesamt setzen wir uns entschieden gegen Faschismus und Menschenverachtung ein.
Wir Menschen sind ganz besondere "Konstrukte". Einerseits sind wir zu unglaublichen Dingen fähig – so wie Raumfahrt, medizinische Innovationen und technische Dingen, die unseren Altvorderen als Hexerei erschienen wären. Aber das ist nur die eine Seite unserer Spezies.
Andererseits ist ein großer Teil von uns immer noch anfällig für uralte Ängste, die in unserem Artgedächtnis gespeichert sind. Das nämlich sitzt noch immer in irgendeiner Höhle oder unter einem Felsvorsprung und lauscht den Geräuschen der Nacht. Einer Nacht, die nur vom Feuer ein wenig erhellt wird.
Die Menschen "des Anfangs" waren nicht dumm, ganz gewiss nicht. Doch sie konnten sich kaum Dinge erklären, die heute jedes Schulkind kennt. Dinge wie Gewitter mit Blitz und Donner waren Gefahren, deren Ursprung sie nicht kannten. Bei diesen Ängsten ging es wohl weniger um wilde Tiere, denn die und deren Verhalten waren einigermaßen bekannt. Wäre das nicht so gewesen, hätte kaum jemand überlebt.
Die Angst vor unbekannten Geräuschen war es. Ebenso die Dunkelheit der Nacht, die Angst auslöste – und die bis heute nicht vergessen ist.
Wir sind empfänglich für Angst, weil sie überlebensnotwendig ist. Wir haben Angst vor Rechnungen, vor Streit, vor Kriegen und was es sonst noch alles gibt. Was den heutigen Menschen so beutelt, macht noch immer einen großen Teil unseres Seelenlebens aus. Viele dieser Ängste sind ohne wirkliche Funktion, denn einen Krieg können wir nicht verhindern. Einen Streit wohl eher, aber Dürren und ähnliche Katastrophen kaum.
Die Gefahren sind andere geworden. Wir müssen nicht das fürchten, wovor unsere Vorfahren Angst hatten, sondern andere Dinge. Doch ein Teil von uns sitzt immer noch zitternd um ein Feuer in einer kalten Nacht mit sonderbaren Geräuschen, Donner und Blitz. Und natürlich dürfen die Geister nicht vergessen werden. Die wurden wohl irgendwann erfunden, um Dinge zu erklären, die man anders nicht deuten konnte. – Gut, das alles ist bekannt.
Angst lässt sich hervorragend instrumentalisieren, um Menschen zu manipulieren. Das wird so gemacht, seit Sippen sich zu Stämmen, und Stämme sich zu Völkern entwickelten.
Und so kommt es, dass Menschen, die durchaus vom Fortschritt in Medizin, Wissenschaft und Technik profitieren, einen gewaltigen Sprung "nach hinten" machen. Sie predigen von der Schädlichkeit der Mikrowellen und von den sogenannten Chemtrails am Himmel. Sie kaufen im Internet Glasperlen und aufgeladenes Wasser, das sie vor Strahlung schützen oder auch positiv aufladen soll. Bei jeder Gelegenheit wird das Ahnenerbe zitiert und an verschiedene Menschenrassen geglaubt. Das haut nicht mal bei Hunden hin – aber es gibt manchen Menschen wohl ein gutes Gefühl.
Man kann wunderbar Angst haben vor einem fremden Gen-Satz oder vor verborgenen Mächten, die die Finanzwelt kontrollieren und die Menschheit ausrotten wollen. Warum auch immer. Da stehen Leute neben mir im Supermarkt und ich merke ihnen nicht an, dass sie an getarnte Echsenmenschen glauben oder an eine Art jüdische Weltverschwörung – und dabei ganz normal Ölpreise vergleichen. Und genau das macht anderen Menschen Angst.
Ja, aber warum gibt es das? Was bringt jemanden dazu, solche Geschichten zu glauben? Sind es die, deren Eltern ihnen nie vorgelesen haben? Staut sich da ein riesiger Nachholbedarf? – Also gut, lassen wir die Scherze.
Es könnte an der "Grätsche" liegen. Die meisten von uns haben es geschafft, sich trotz Artgedächtnis, Stammhirn und so weiter der Zeit irgendwie anzupassen. Handys, Computer und täglich neue Entwicklungen (die tatsächlich weitaus schneller stattfinden als noch vor 100 Jahren) verlangen da schon eine gewisse Flexibilität. Und könnte es sein, dass ein gewisser Prozentsatz der Menschen diese Grätsche zwischen Höhle und Skylabs nicht wirklich schafft? Oder nicht schafft, weil die Angst zu groß ist?
Die Angst kann aber nicht benannt werden – also werden neue "Geister" ins Leben gerufen. Die haben dann eben solche Namen wie "Ausländer", "Migranten", "Chemtrails", "Echsenmenschen", "Bill Gates" und was es sonst noch alles gibt. Da dreht sich der Mensch dann lieber um und flüchtet zurück in die Zeit der Sippen und Stämme. Nun, er würde fliehen – wenn es diese verherrlichte Zeit je gegeben hätte: Vorstellungen von heroischen Männern mit Schwertern und Speeren, und Feinden die man einschätzen konnte. Wenn man die Chance dazu hatte.
Und genau diese Zeitgenossen tragen Runen um den Hals und feiern die Johannisnächte – kommen aber ohne ihr Handy nicht aus.
Die weitaus gefährlichere Variante der "Überforderten" sind aber jene, die keine Ahnung haben, was Demokratie bedeutet. Freiheit wollen sie, und Freiheit ist ihr Mantra. Und die suchen sie bei einem totalitären Führer, der ihnen alles, aber auch alles vorschreiben würde. Und ihnen jede Sicherheit nähme – denn auf ein Rechtssystem kann sich niemand berufen, wenn es keine Demokratie mehr gibt.
Sind sie wie Kinder, die zu ihrem Vater rennen, weil sie sich das Knie aufgeschürft haben, und die das obligatorische "Wenn du heulst, gibt es von mir noch was drauf" für väterliche Zuwendung halten? – Möglicherweise. Denn anders kann man sich das nicht so recht vorstellen. Dummheit allein kann es nicht sein. Bleibt also Überforderung, die durchaus zur Vernebelung des Denkvermögens führen kann. Die große Grätsche eben.
Bleibt die Frage, ob man solche Menschen zurückholen kann – aus der Welt der Echsenmenschen und der gefährlichen Chemtrails. Aus dem Land des Hasses, in dem sie sich angesiedelt haben. – Ich glaube nicht.
© "Die Überforderten im Land des Hasses. Angst lässt sich hervorragend instrumentalisieren, um Menschen zu manipulieren": Ein Textbeitrag von Loxixedo, 03/2025. Bildnachweis: Person mit Gesichtsmaske, CC0 (Public Domain Lizenz).
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