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Wolken ziehen auf. Der Himmel verdunkelt sich. Aus der Windstille wird Wind. Erst bewegen sich Blätter, dann Äste, dann ganze Bäume. Unruhe breitet sich aus. Die ersten Vögel steigen auf, verlassen den Ort. Ich blicke ins Tal, dort wo der Bach verläuft. Friedlich, langsam, leise gurgelnd.
Die Wolkenreihen schließen sich, der blaue Himmel ist verschwunden. Aus grau wird dunkelgrau, wechselt zu violett. Es blitzt, der Donner noch weit, erreicht mein Ohr verzögert. Dafür zerzaust der Wind meine Haare, auf meinem Arm der erste Tropfen. Noch klebt er an seiner Einschlagstelle.
Der Wind beginnt zu sprechen. Die Regentropfen auf dem Boden trappeln, marschieren, rennen. Immer mehr Blitze versuchen ein dauerhaftes Licht zu zünden, Donnergrollen geht ineinander über.
Die Schleusen öffnen sich, aus Regen wird Sintflut, der Bach schwillt. An den Ufern Abgelagertes wird abtransportiert, es hemmt den Fluss, das Leben muss jetzt fort.
Rennende Regentropfen sammeln sich, bilden Gemeinschaften in Pfützen, begrüßen andere und gehen gemeinsam auf Wanderschaft, das Ziel der Bach, der sich entwickelt und zum Fluss wird. Die Freude an Bewegung, der Veränderung steigt, Tropfen springen, bilden Schaum auf dem Strom. Er verändert sich, nimmt immer mehr Ufer weg. Die Schnecke im Schilf ist zu langsam. Nur im Haus verstecken reicht nicht mehr. Wer das Mahnschreiben nicht annimmt, muss gehen unter fremdbestimmten Vorgaben, wird geführt.
Andere sind geschickter und handeln, suchen Lösungen. Mal erfolgreich, mal erfolglos. Veränderung ist der mögliche Sieg, das Loslassen des Schilfhalmes, des Bestehenden, das Muss. Steigt die Flut, besteigt der Käfer das Floß und reitet auf den Wellen, während andere versinken. Es gibt sogar Käfer, die den Ritt feiern. Ich bin demütiger, stiller. Es braucht Mut, den Schritt auf das Floß zu wagen. Dem Mutigen gehört die Zukunft, der Zweifel bleibt allenthalben, darf nicht führen.
Die Strömung transportiert eine Zeitlang, bis sich alles wieder beruhigt an einem anderen Ort mit anderen vielleicht für mich günstigeren Bedingungen. Die neue Chance ohne Altes, was mich hinderte, mir die Luft nahm.
Die Idee zu dem Text kam mir, als es in meinem beruflichen Umfeld um Veränderungen und Weiterentwicklung ging und ich sehen musste, wie schwer sich andere mit Veränderungen tun. Ich wollte einen Text schreiben, der nicht wie die üblichen Businesstexte das Thema beleuchtet. Der Text sollte eher aus der Sicht der Natur geschrieben werden, an einem kleinen Ereignis, an irgendeinem unbedeutenden Bachverlauf während eines Regenschauers. Also einem Ereignis, was täglich überall stattfindet und keine Beachtung erfährt, aber das ist, womit sich viele einfach schwer tun. Das Alltägliche, was uns immer mal wieder schubst.
Letztlich ist ein Text daraus geworden, der nicht nur für die Veränderung in einem Beruf steht, sondern für viele weitere Lebenslagen genauso gilt.
© "Niederschläge: wer die Veränderung nicht erkennt, ertrinkt": Ein Essay von Dr. Martin Kreuels, 08/2023. Abbildung "Regentropfen auf Blatt": Winfried Brumma (Pressenet).
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