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Der Schutz der Natur mit ihren Arten ist wesentlicher Bestandteil unseres heutigen Handelns in der Politik, in der Gesellschaft, im privaten Umfeld. Klimawandel, Verschmutzung der Umwelt, das Artensterben sind in aller Munde. Die einen machen es radikal öffentlich, indem sie klebend Straßen blockieren, oder sich von Brücken abseilen, andere machen es im Stillen in ihren Gärten hinter dem Haus oder hängen heimlich Nistkästen in den Wald. Wie auch immer, wir versuchen die Tiere und Pflanzen zu schützen, die wir an unseren Orten kennen. Der Grundgedanke ist ähnlich, der Weg dorthin unterschiedlich.
Weil wir "unsere liebgewonnenen Arten" auch im kommenden Jahr wieder sehen wollen. Weil es uns freut, wenn wir es schaffen, Verhältnisse gegen alle Widernisse zu erhalten oder gar zu verbessern. Weil es uns gut gehen soll, also darf es um uns herum nicht schlechter werden. Geht es unseren Arten schlechter, bin ich persönlich betroffen.
Der stille, selbstlose Naturschutz in seiner Heimlichkeit ist dabei die nicht kontrollierbare Guerilla-Taktik. Nicht steuerbar, nicht auffällig. Sie wird um seiner Selbstwillen praktiziert. Davon reden mag keiner. Damit entfallen die Kontrolle und die Korrektur. Der Erfolg ist genauso vorhanden wie das Scheitern. Beklatscht wird allerdings auch nichts.
Daneben steht der offizielle Naturschutz. Getragen von Verbänden, Behörden, Institutionen, Menschen im Rampenlicht. Hier findet die Diskussion, der Disput oder der fachliche Austausch statt. Mal konstruktiv und zielorientiert, mal kontrovers und blockierend. Hier steht der Faktor Mensch im Zentrum, nicht mehr das, um was es geht. Und wenn Menschen im Spiel sind, die aus der Heimlichkeit heraustreten, werden sie zu Projektionsflächen. Erfolge und Misserfolge werden öffentlich. Ein Jeder kann teilnehmen. Ein Jeder steigt in eine Beurteilung ein. Der Protagonist, der ins Scheinwerferlicht trat, wird vogelfrei.
Findet das Tun im Verborgenen statt, gibt es nur die persönliche Hoffnung in die Zukunft hinein. Eine Vergangenheit kann aufgrund des verborgenen Handels nicht von anderen beurteilt werden, allenfalls in der eigenen kritischen Rückschau.
Findet das Tun in der Öffentlichkeit statt, verbindet sich damit immer eine Geschichte, ein Zeitstrang, der dokumentiert ist oder in der Erinnerung Anderer verbleibt. Die Konsequenz ist, dass ein in die Zukunft hinein ausgerichtetes Handeln immer auch mit und durch die Vergangenheit beurteilt wird. Eine isolierte, neutrale Bewertung des Aktuellen, unabhängig der vergangenen Geschehnisse, ist nahezu unmöglich. Wir ähneln Elefanten, die auch nicht vergessen können.
Die geäußerte Kritik, mal konstruktiv, mal verletzend, führt zu Abwehrhaltungen, zur Verteidigung. Ideen müssen erklärt werden, denn das Eingeständnis eines möglichen Fehlers wäre eine Niederlage, sie führt nicht zu einer Optimierung eines Sachverhaltes, ein Überdenken, sondern zur Ablehnung durch andere. Eine persönlich gefühlte Abwertung ist die Folge. Verteidigung hingegen ist das Abstecken von Raum, der Aufbau scheinbarer Kompetenz, für die wir noch Unterstützer suchen, um die eigene Stellung zu untermauern und aufzuwerten und schnell wird daraus ein Streben nach Macht. Ich bin überzeugt von meinem Tun, also müssen die Anderen irren. Den Mittelweg gibt es nicht. Es wird also zu meiner heiligen Verpflichtung weiterzugehen, komme was wolle. Der Anspruch wird absolutistisch.
Gleichzeitig treibt die Veröffentlichung des eigenen Tuns andere an, die durch ihre geäußerte Kritik selber aufgewertet werden. Werden sie in ihrer Kritik bestätigt, werden sie zu scheinbaren Fachleuten, die sich das Recht herausnehmen, den Ideengeber zu degradieren, um sich selber zu erhöhen. Ein Konkurrenzkampf wird entfacht.
Das, was ursprünglich der Naturschutz sein sollte, wird menschlich, der Fokus verschiebt sich und der Naturschutz als Aufgabe dient nur noch als Label, als vorgeschobene Begründung. Irgendwann fehlt schlicht die Zeit, sich darum zu kümmern. Die gutgemeinte Aufgabe verkommt. Die Selbstlosigkeit, höchstens als persönliche, weil private Genugtuung, verschwindet. Wir wollen öffentlich gefeiert werden. Unser Streben ist Anerkennung. Mangelnde Kompetenz und eigene Fehler kaschieren wir durch das Sammeln von Weggefährten. Je mehr mir folgen, umso höher mein Ansehen. Es ist unbedeutend, ob es Personen sind oder das Rating von Publikationen.
Naturschutz geht nur nach vorne, so wie wir jeden Morgen aufstehen. Wir leben nach vorne, dort können wir entscheiden, gestalten. Nach hinten können wir nicht leben, dort verändert sich nichts mehr. Die Vergangenheit ist unbeweglich. Sie ist das Buch, in dem wir lesen können, mehr nicht. Das Buch selbst rührt sich nicht.
Aber jeder kann aus seiner eigenen Vergangenheit lernen und für sich prüfen, was in seinem Fokus steht. Naturschutz ist eine zu ernste Sache und sie hat heute keinen Raum mehr für Menschlichkeiten, wollen wir langfristig hier leben und überleben. Der temporäre Erfolg in der Vergangenheit hat in der Zukunft keinen Wert. Im Naturschutz geht es vordringlich um die Natur, die letztlich Auswirkungen auf uns hat. Aber wir Menschen stehen in dieser Reihenfolge nur an zweiter Stelle! Überleben werden wir langfristig nur, wenn wir aktiv aus dem Scheinwerferlicht heraustreten. Oder sagen wir es anders: Wir werden erfolgreich sein, wenn wir demütig werden und einsehen, wer hier der Platzhirsch ist.
Unsere Leseempfehlungen: Dr. Martin Kreuels ist Autor und Coach für trauernde Männer sowie Biologe. Für seine Sachbücher, Romane und Gedichte bitten wir um Beachtung.
© "Naturschutz geht nur nach vorne": Ein Essay von Dr. Martin Kreuels, 08/2023.
© "Naturschutz Artensterben": Fotografie Ralf Wendling (...kennen Sie seine Foto-Essays zum Thema "Augenblicke in der Natur"?).
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