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Dem lesenden Publikum wurde die Autorin "Silke K. Weiler" mit ihrem Fantasy-Roman "Das Erbe Bereliens: Die Legende vom steinernen Buch" bekannt, den wir euch Mitte 2020 vorgestellt hatten. Aktuell arbeitet sie an den beiden Folgebänden dieser Fantasy-Trilogie.
Den nun vorliegenden Fantasy-Action- und Abenteuer-Roman "Stadt ohne Nacht" veröffentlichte sie unter dem Namen "Silke Katharina Weiler". Die Autorin lässt uns hier einen Blick in ihren Roman werfen.
"Solltest du je versuchen, nach Hause zurückzukehren, wird es dein Tod sein ... Wie eine giftige Schlange kroch der Satz durch meinen Kopf." Ala hat seit fast fünfzehn Jahren keinen Fuß mehr in ihre Heimatstadt Realtaris gesetzt und das aus gutem Grund – bis sie an den abgehalfterten Dexter gerät, der sie genau dorthin verschleppt. Mit ihrer Hilfe hofft er, die Frau, die er liebt, zu retten.
Nach anfänglichem Widerstand sichert Ala ihm ihre Unterstützung zu. Dadurch erregt sie die Aufmerksamkeit des fanatischen Ordens, der in der "Stadt ohne Nacht" die Fäden zieht. Denn Ala ist kein gewöhnlicher Mensch und schon bald in großer Gefahr.
Unsere Buchempfehlung: Der Fantasy-Action- und Abenteuer-Roman "Stadt ohne Nacht" wurde im April 2021 als Taschenbuch (352 Seiten) sowie auch als E-Book via Books on Demand veröffentlicht.
Hinweis der Autorin: "Meine beiden Protagonisten Ala und Dexter erzählen die Geschichte kapitelweise jeweils aus der Ich-Perspektive. Da Ala in diesem Teil des Kapitels geknebelt in einem Fass steckt, muss Dexter den Part übernehmen."
Wenige Stunden vor Beginn der Morgendämmerung tauchte aus der Umarmung der Berge eine Kuppel leuchtenden Dunstes auf, aus deren Mitte sich Faaraahs Licht wie eine Lanze in die Nacht bohrte: Realtaris. Endlich! Ich hatte mich noch nie so auf diese verfluchte Stadt gefreut.
Die vergangenen Tage waren ein Gewaltmarsch gewesen. Bis zur Erschöpfung hatte ich das Pferd angetrieben, damit ich Realtaris mit der letzten Perle erreichte. Um das Gewicht der Last zu vermindern, hatte ich alles, was ich nicht dringend benötigte, Gepäck wie Proviant, in der Wüste zurückgelassen. Nur ein Frachtstück war neu hinzugekommen, eines, auf das ich nicht verzichten konnte und wollte. Bei dem Gedanken daran fing ich an zu schwitzen. Und mein schlechtes Gewissen höhlte mich wie ein scharfer Löffel aus, als wäre ich eine halbierte Melone.
Da war dieses Fass. Und drinnen steckte Ala.
Ich hatte den Deckel nicht ganz geschlossen und hoffte verzweifelt, dass durch den winzigen Spalt genug Luft ins Innere gelangte. Schließlich wollte ich das Mädchen nicht umbringen. Sie mich schon, ihren Blicken nach zu urteilen, wenn ich den Deckel unterwegs anhob, um ihr Wasser einzuflößen.
Die erste Zeit hatte sie mich mit Schimpfworten bedacht, bei denen dem abgebrühtesten Minenarbeiter die Schamesröte ins Gesicht geschossen wäre. Daraufhin hatte ich sie geknebelt und sie musste sich auf ihre Augen beschränken, um ihren Gefühlen mir gegenüber Ausdruck zu verleihen, was ihr sehr gut gelang.
Ich schlief nachts nicht mehr, saß meistens gegen das Fass gelehnt, versuchte, ihr den Grund für diese Maßnahme zu erläutern, ihr in Erinnerung zu rufen, wie sie am ersten Tag trotz ihrer Fesseln auf dem Fuhrwerk getobt hatte, bat sie um Verzeihung, um Verständnis, stammelte Erklärungen, doch jedes Mal fing das Fass an zu wackeln und ich hörte sie rumoren, grunzen und quieken. Sie akzeptierte meine Entschuldigungen nicht und das wiederum musste ich akzeptieren.
Am Abend vor unserer Ankunft in Realtaris hatte ich allerdings besondere Vorkehrungen treffen müssen. Nur ein einziges Grunzen oder Quieken am Stadttor und die ganze Sache würde auffliegen. Ich fing mir einen Gallkäfer. Das Sekret, das sie bei Gefahr absonderten, wirkte betäubend. Ich quetschte den Inhalt des Insekts in einen Becher Wasser und setzte ihn der durstigen Ala an die Lippen, die ihn in einem Zug leerte. Sie verzog kurz das Gesicht, blinzelte mich vorwurfsvoll an und war im nächsten Moment eingeschlafen. Warum war ich nicht früher auf diese Idee gekommen?
Da Kreise sich immer schließen mussten, weil es sonst kein Kreis war, erwartete mich bei meiner Rückkehr, wie schon beim Aufbruch, Warren am Stadttor. Das schulterlange, schwarze Haar zu einem Zopf gebunden, lehnte er gegen das Innere eines Torbogens, damit beschäftigt, die Fingernägel mit einem Messer zu reinigen. Als er den Kopf hob, folgten die schweren Lider dieser Bewegung mit einiger Verzögerung. Einer Frau mit diesem Augenaufschlag hätte kein Mann widerstehen können. Bei Warren hingegen stand er in Kontrast zu dem eiskalten Blick, der die Umgebung wie ein Brennglas durchlöcherte.
"Endlich!" Warren stieß sich von der Mauer ab und trat mir in den Weg. "Seit Tagen schon halten wir Ausschau nach dir." Während er sprach, warf er das Messer in die Luft, fing es geschickt auf und ließ es in die Lederscheide am Gürtel gleiten. "Bolten dachte schon, dir sei irgendein Leid zugestoßen."
"Seine Sorge ehrt mich, aber du weißt ja, Unkraut vergeht nicht."
"Nur, wenn man nicht die richtigen Mittel verwendet", grinste er.
Was wollte dieser Speichellecker von mir?
Sein Blick schweifte über mein Fuhrwerk. "Bist du nicht mit zwei Pferden aufgebrochen?"
"Gab unterwegs Probleme", entgegnete ich leichthin.
"Und das Fernalit?"
"Ich denke, dass ich dir keine Auskunft schulde."
Warren zuckte die Achseln. "Und ich denke, dass ich diesen Wagen auf links drehen lassen kann, wenn ich will."
Mir wurde heiß und kalt. Ala!
Ich legte die Zügel ab und sprang vom Bock. "Hier, sieh!" Mit der einen Hand packte ich ihn am Kragen, mit der anderen griff ich unter mein Hemd. "Die Kette! Wenn du nicht willst, dass ich gleich dein besticktes Wams ruiniere, solltest du mich durchlassen." Aus dem Augenwinkel sah ich seine Hand zu seinem Messer wandern. Warrens breiter Mund setzte zu einer Entgegnung an, doch ein plötzlicher Tumult nahebei lenkte uns ab.
Die Wachen zerrten einen Mann von einem Eselskarren, einen Händler, der Kupfergeschirr geladen hatte. Er wehrte sich verzweifelt. Das ganze Gefährt wackelte und die an ihren Stielen aufgehängten Pfannen schlugen wohltönend gegeneinander. Nachdem sich der Händler in seinem Mantel verheddert hatte, brauchten sie ihn nur noch wie eine Teppichrolle herunterzuhieven.
"Lasst mich!", schrie er. "Ich habe nichts getan!"
Ich ließ Warren langsam los und strich ihm den Kragen glatt. "Sieht nach Arbeit aus", raunte ich.
Warrens Blick flackerte über mein Gesicht. Er tastete den Weg ab, den sein Messer gerne genommen hätte, bis hinab zu meiner Kehle. "Ein ander Mal", flüsterte er. "Und ich verspreche, mir viel Zeit für dich zu nehmen." ...
© "Realtaris, diese verfluchte Stadt": Der Autorin Silke Katharina Weiler danken wir herzlich für den Textauszug aus "Stadt ohne Nacht", 05/2021.
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