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"Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal an der Seite einer Untotenstreitmacht marschiere und den Befehlen eines Vampirs gehorche."
Boris wird im Auftrag der Todeswache in die freien Baronien entsandt, um einen Mörder aufzuspüren, der den Ghulwald in Angst und Schrecken versetzt. Doch warum bei allen Göttern ausgerechnet er, ein Rekrut ohne Kampferfahrung?
Nur mithilfe des mysteriösen Vampirkriegers Festus und eines jungen Werwolfs gelingt es Boris, tief in die freien Baronien vorzustoßen. Dabei gerät er in eine Intrige, welche die bestialischen Morde in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen.
Der düstere Fantasy-Vampir-Roman "Die Bürde des Zerfalls" ist der erste Band einer geplanten Reihe und wurde im Juni 2020 als E-Book via Amazon veröffentlicht. Dort ist der Debütroman von Tobias Krampitz in den Genres Dark Fantasy und Vampirromane zu finden.
Als Boris die Augen wieder öffnete, war Krähes Haus verschwunden und er fand sich mitten im Wald wieder. Das Gefühl des Rausches ließ mit jedem Atemzug nach, sodass er den Blick über das Gelände schweifen lassen konnte.
Buchen, Birken und vereinzelte Eichen umringten ihn. Hier und da entdeckte er eine Kiefer oder Tanne. Die Bäume standen nicht so dicht beieinander wie im Urwald, der Krähes Behausung umfasste. Durch das Geäst der Baumkronen konnte er sogar den Mond am Nachthimmel stehen sehen, der sein kaltes Licht auf den moosbewachsenen Waldboden warf. Als der Schrei eines Raben ertönte, setzte sich Boris in Bewegung.
Bist du dir sicher, dass du in die richtige Richtung läufst, fragte er sich selbst. Woher soll ich das wissen?
"Gutes Kind, ich grüße dich", sagte eine Stimme, die Boris zusammenfahren ließ. "Was machst du alleine im Wald?"
Boris hielt inne, drehte sich um und erblickte eine Gestalt in einer silberbestickten Kutte aus purpurnen Stoff, die ihr Antlitz hinter einer weiten Kapuze verbarg.
"Wer seid Ihr?", fragte er.
Der Kuttenträger deutete eine Verbeugung an und stellte sich vor: "Ich bin nur ein Wanderer, auf der Suche nach einem Weg über den Fluss. Weißt du, wie ich ihn überqueren kann?"
Boris runzelte die Stirn.
Du siehst nach einem Priester aus, aber nicht nach einem Wanderer. Warum verbirgst du dein Gesicht? Was willst du hier?
"Wer seid Ihr?", fragte er noch einmal und erstarrte, als sein Gegenüber den Kopf hob.
Acht glutrote Punkte musterten Boris aus der Schwärze der Kapuze heraus.
Bei den Göttern, was war das? Schmerzhaft begann sein Herz in der Brust zu hämmern.
Die Gestalt gab ein Geräusch von sich, das sich wie eine Mischung aus Händereiben und Schmatzen anhörte.
"Willst du mir nicht helfen, mein schönes Kind? Es soll dein Schaden nicht sein."
Kopfschüttelnd wich Boris von dem Kuttenträger zurück, der unverhältnismäßig zornig auf die Abweisung reagierte.
"Garstiges Ding", fauchte er und spuckte einen dicken Schleimklumpen, der schwarz glänzte, auf die Erde. "Weiß es nicht, wer ich bin?"
Die Gestalt schüttelte und verkrampfte sich. Dabei schien sie Boris nicht weiter zu beachten.
Er nutzte die Gelegenheit, drehte sich um und rannte, so schnell er konnte, zwischen den Baumstämmen hindurch. Das Zetern und Schimpfen wurde in der Ferne immer leiser.
"Ich bin hungrig, schönes Kind", ertönte die Stimme des Fremden aus nächster Nähe.
Boris blieb beinahe das Herz stehen. Wie konnte er so schnell aufholen? Er griff nach seinem Schwert. Es war nicht da.
Verdammt, was passierte hier? Er wagte nicht, sich umzudrehen.
"Teilst du dein Essen mit mir?"
"Ich habe ... nichts dabei", antwortete Boris.
"Und ob du etwas hast. Gib es mir, schönes Kind."
Zitternd wandte sich Boris um.
Der Kuttenträger verwandelte sich. Aus den Öffnungen der Kutte zwängten sich Spinnenbeine, welche in ihrer Länge die Größe ihres Besitzers bei Weitem übertrafen.
Sie schossen auf Boris zu und warfen ihn ins Laub. Blitzschnell ragte die Kreatur über ihm auf. Zwei Beinpaare hielten ihn an Armen und Beinen am Waldboden fest, während ihm ein weiteres Paar die Kleider vom Leib riss.
Zur Regungslosigkeit verdammt lag Boris da und starrte in den Schlund der Kreatur. Tränen füllten seine Augen. Schwarze Speichelfäden tropften auf sein Gesicht. Er konnte kaum atmen, geschweige denn sprechen oder um Hilfe schreien.
Ohne Vorwarnung stieß die Kreatur ihren Kopf gegen Boris' Brust und biss zu. Sie zerrte an seinem Fleisch und riss es in mehreren Anläufen aus seinem Körper.
Boris schrie, als die Kreatur seine Eingeweide verschlang und der Schmerz seine Nervenbahnen überschwemmte.
Nur die Tränen, die seinen Blick verwischten, bewahrten ihn davor, jede zugefügte Grausamkeit im Detail betrachten zu müssen. Wieso starb er nicht? Warum wurde er nicht erlöst? Was musste er noch ertragen, bevor ihn der Tod ereilte?
"Siehst du, wie sich dein Fleisch schwarz färbt, schönes Kind? Das ist mein Blut, mein Leben, mein Geschenk an dich."
Die Kreatur kicherte und fing an mit mehreren Beinen, Boris' Brustkorb zu zerkratzen. Die Rippen knackten, als sie mit Gewalt auseinanderrissen wurden. Boris' Schreie brachten die Kreatur zum Lachen.
"Ohne mein Geschenk", wisperte sie, als sein Lachen erstarb, "wärst du schon lange tot."
Obwohl Körper und Geist den Schmerz nicht länger ertragen konnten, blieb Boris bei Bewusstsein. Nachdem er ein letztes Mal luftgeholt hatte, sah er zu, wie die Kreatur seine Lunge mit wenigen Bissen vertilgte. ...
Der Autor Tobias Krampitz sagt über sich, dass er "im Bereich Fantasy, genaugenommen eine Mischung aus Dark Fantasy und Low Fantasy schreibt, wobei die Artenvielfalt meiner Welt für Low-Fantasy-Verhältnisse stärker ausgeprägt sein mag als es normalerweise der Fall ist."
Das genial-gruselige Buchcover hat die Designerin und Co-Autorin der McLain-Reihe Nina Döllerer entworfen. Lektoriert wurde der Roman von Gabi Büttner, die unter anderem die Dystopie "Die Macht der Clans" geschrieben hat.
© Bei Tobias Krampitz bedanken wir uns herzlich für die Leseprobe aus seinem Fantasy-Vampir-Roman "Die Bürde des Zerfalls", 06/2020.
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