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"Fey: Erbe des Dolches" lautet der Titel vom ersten Band einer Fantasy-Trilogie, der im Oktober 2020 von der Autorin Judith L. Bestgen veröffentlicht wurde. In dem gelungenen Debütroman im Genre High Fantasy (siehe auch unsere Rezension hier) geht es um zwei junge Männer (Yron und Jeremiah), die den Kampf zwischen Gut und Böse aufnehmen. Menschen können ohne Liebe leben, doch es ist ein kümmerliches Leben. Menschen können ohne Hass leben, und der Frieden würde herrschen. Aber nur wenige Menschen können ohne das Gefühl der Freiheit leben und nicht zerbrechen.
Um die Macht über das Land an sich zu reißen, bannte Dilara, die falsche Königin, einst das Gefühl der Freiheit in einen menschlichen Körper und riss es somit jedem Menschen aus dem Herzen. Nun, viele Jahre später, nimmt Yron, der wahre Erbe des Throns, das Leid seines Volkes nicht mehr länger hin und macht sich auf den Weg, um zurückzuholen, was allen gestohlen wurde. Sein anfänglicher Erfolg jedoch wird von einer Reise überschattet, die sein Wissen auf den Kopf stellt und von seinen Begleitern und ihm ein Opfer fordern wird.
Der Fantasy-Roman "Fey: Erbe des Dolches (Band I)" wird als Taschenbuch sowie als Hardcover-Ausgabe im Handel angeboten. Das Buch umfasst rund 580 spannende Seiten (Verlag: tredition, ISBN 978-3347111912 bzw. 978-3347111905). Das Buch von Judith L. Bestgen ist auch als E-Book erhältlich.
Er trat rückwärts auf Jeremiah zu, die Klinge erhoben, um seinen Freund zu schützen. Aber all seine Gegenwehr wurde bereits im Kern erstickt, als ein magischer Wind ihn erfasste und ihn von den Füßen riss. Hinter sich vernahm er, dass auch Jeremiah gegen den Brunnen geschlagen war, aber genauso wie bei Yron schien auch bei ihm die Ohnmacht fernzubleiben, denn der Ältere konnte das wütende Schnauben seines Freundes hören.
Yron versuchte, wieder auf die Beine zu kommen oder wenigstens auch nur einen Muskel zu regen, doch er war wie erstarrt. Lediglich den Blick konnte er unter mühseliger Anstrengung heben und sein Herz setzte prompt einen Schlag aus.
Ihm waren schon viele Geschichten über die falsche Königin zu Ohren gekommen und trotz aller Umstände hatte er viele davon in den Wind geschlagen. Doch als sich ihre schlanke, geradezu kleine Silhouette durch einen Dunst schob, der auf einmal vorherrschte, strafte Yron sich selbst einen Idioten. Sie war gefährlich. Alles in ihm schrie und wollte ihn zur Flucht bewegen. Und diese Angst wurde durch seine Unbeweglichkeit nur noch mehr geschürt. Dabei sah sie harmlos aus, ja wirkte beinahe unschuldig mit ihren langen rostroten Haaren, die sich an den Spitzen kräuselten, und den rehgroßen, braunen Augen. In denen allerdings blanker Wahn lag.
Gebieterisch wandte sie sich Jeremiah zu. "Du bleibst sitzen, Wicht!", entschied sie barsch. Dann wanderte ihre Aufmerksamkeit zu Yron und ihre Lippen wurden sogleich von einem wölfischen Grinsen verzogen. Gleichzeitig legte sie verträumt den Kopf schief, als würde sie spielen wollen, und seine Muskeln fühlten sich wieder frei an. "Der Erbe", hauchte sie, beinahe vorfreudig. "Oder zumindest der akute Erbe, nicht wahr? Ich erinnere mich noch an den, der vor dir kam, um mich zu stürzen. Ich dachte nicht, dass er damals gestorben sei. Andererseits sterbt ihr wie die Fliegen." Ein sanftes Kichern ertönte. "Und wie gedenkst du, nun zu verschwinden? Nahmst du wirklich an, ich würde es nicht bemerken, wenn sie den Brunnen verlässt?"
Yron knurrte leise. "Stelle dich doch einfach einem gerechten Kampf!", brachte er hervor.
Sie reagierte, wie er es gehofft hatte. Lachend warf sie den Kopf in den Nacken und achtete nicht auf ihn und Yron nutzte diese Unachtsamkeit, um den Dolch zu beschwören und nach ihr zu werfen. Rasch ergriff er sowohl die Hand seines Freundes als auch die der Freiheit, einfach weil er sich damit sicherer fühlte.
Die Klinge hatte die Hexe verletzt, entlockte ihr allerdings nicht mehr als erboste Blicke, als würde sie ihn auf diese Weise töten wollen. Yron hoffte wirklich, dass ihr diese Macht nicht zu Eigen war, und ließ mit Hilfe seiner Gedanken den Dolch so heiß werden, dass sogar sie ihn nicht anfassen konnte und ihn mit einem wütenden Schnauben von sich warf.
Yron sah der Waffe nach und grinste. "Doch nicht unsterblich", höhnte er.
"Und du hast keine Waffe mehr", schürzte sie die Lippen. Die Macht des Dolches musste ihr bekannt sein. Sie lebte bereits viel zu lang und hatte noch die alten Tage miterlebt, in denen der Dolch wirklich den Herrscher erwählt hatte. "Wie töricht von dir!"
"Mein Dolch wird immer an meiner Seite sein!" Die Klinge war seinem Herrscher ergeben und eins mit ihm und beugte sich seinem Befehl.
"Ist das so?" Sie zog geradezu gelangweilt die Schultern empor. "Es gibt hier keinen Weg mehr für euch hinaus. Höchstens als Diener." Ein regelrecht seliges Lächeln umspielte ihre Lippen. "O Erbe, wie wäre es, wenn ich dich gefangen nehme und deinen kleinen Freund als meine Wache einsetze? Meine persönliche Leibgarde! Er gefällt mir!" Das Stakkato ihrer schwarzen Stiefel kam bedrohlich näher. "Er ist ein hübscher Bursche. Und niemals mehr würde er sich sorgen müssen, zu zerbrechen!" Ihre Augen, nicht mehr länger die eines Rehs, sondern die eines Raubtiers, legten sich auf Jeremiah. "Und das ist ein guter Tausch! Denn er steht kurz vor dem Ende. Ausgehöhlt ..."
Yron zuckte bei dieser Vorstellung zusammen, die Hexe lachte. Mit einer lässigen Drehung aus dem Handgelenk ließ sie die Schatten aufflackern. Yron blinzelte und als er sich erneut umsah, standen Krieger um ihn herum. Sie rührten sich nicht, waberten lediglich auf dieselbe Art, wie es die Schatten getan hatten, aus denen sie geboren worden waren.
"Wenn ihr euch mir nicht anschließen wollt, bleibt nur der Tod. Seid euch gewiss, ich bin so amüsiert über euren Versuch, dass er sogar gnadenvoll wird", schnurrte sie regelrecht. Dann verlor sich ihre Siegessicherheit und ihre Miene nahm einen entsetzten Ausdruck an. Mit ihrem Schrei bemerkte Yron gleichzeitig zarte Finger, die sich um sein Fußgelenk schlossen, und als er sich nach der Berührung umblickte, machte er erschöpfte Augen unter schweren Lidern aus.
Alles um ihn herum verschwamm und die Luft wurde auf schmerzhafte Art aus seinen Lungen gepresst. Krampfhaft hielt er sowohl die junge Frau als auch seinen Freund fest.
Als es vorbei war, schlug er hart auf. Ein ersticktes Keuchen entrang sich seiner Kehle. Sein Blick klärte sich nur langsam und er musste einige Male blinzeln, bevor er die ersten Einzelheiten seiner Umgebung wieder wahrnehmen konnte. Erstaunt stellte er fest, dass sie nicht mehr im Schloss waren, sondern in einer Gasse mitten in der Stadt.
Nach einigen wackeligen Versuchen, aufzustehen, schaffte er es endlich, schwankend stehen zu bleiben, und half seinem Freund auf. "Was ist passiert?", wollte dieser wissen und rieb sich immer wieder über den Hals.
Yron zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Aber da ich bezweifle, dass wir in einer anderen Stadt sind, sollten wir uns beeilen, von hier fortzukommen."
"Und sie? Töten wir sie?"
Yron musterte die nackte Gestalt. Dann schüttelte er den Kopf. "Lass uns später darüber nachdenken." Er hob sie hoch. "Leg ihr deinen Umhang um. Und dann nichts wie weg von hier!" ...
© "Mein Dolch wird immer an meiner Seite sein!": Der Autorin Judith L. Bestgen danken wir herzlich für die Textauswahl zur Buchvorstellung "Fey: Erbe des Dolches" und die Abbildung des Buchcovers, 11/2020.
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