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Ende 2016 legte uns die Autorin Regina Raaf den ersten Band ihrer Fantasy-Reihe "Kyla: Kriegerin der grünen Wasser" vor. Der hervorragende Starttitel "Das Erwachen" war uns eine positive Rezension wert, wie ihr hier nachlesen könnt.
Im Januar 2020 erschien nun der II. Band unter dem Subtitel "Die Reise". Kyla nimmt nun in der prachtvollen Stadt Tritam die Spur ihres ehemaligen Kampflehrers Quyntyr auf. Ihr Weg führt sie zum Berg Ultay, inmitten eines Clans, der Kyla mit neuen Wahrheiten konfrontiert, aber auch Zweifel in der jungen Kriegerin sät.
Angetrieben von den Rätseln um ihre Vergangenheit, die Quyntyr ihr offenbart, muss sich Kyla schließlich einer Begegnung stellen, die einfach alles verändert.
Das Taschenbuch "Kyla – Kriegerin der grünen Wasser: Die Reise" enthält rund 340 spannende Seiten und wurde via TWENTYSIX veröffentlicht (ISBN 978-3740750459). Für E-Book-Freunde ist der Fantasy-Roman von Regina Raaf auch in elektronischer Form in den Online-Shops erhältlich.
Die Sonne stand bereits tief und ließ Tritam abermals in kräftigem Gold und Kupfer erstrahlen. Das Treiben auf dem Markt hatte sich beruhigt, die Straßen der Stadt waren jedoch noch voller Chyrrta. Kyla führte Golan am Zügel und wollte sich nicht länger aufhalten lassen, auch wenn ihre Neugier immer noch sehr groß war, mehr über das Leben hier zu erfahren. Ihr war klar, dass sie nur wenig von Tritam gesehen hatte – viel zu wenig, wie sie begriff, als sie mitbekam, wie ein Neuankömmling von einer Einheimischen in Kenntnis gesetzt wurde, was zu sehen sich lohnte. Sie würde einen zweiten, wesentlich längeren Besuch ins Auge fassen. Doch nun galt es, sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Berg Ultay zu machen.
Als Kyla das Stadttor passierte, grüßte der Wachmann, der sie auch willkommen geheißen hatte, und wünschte ihr eine sichere Reise. Vermutlich hätte er dieser Floskel mehr Gewicht verliehen, wenn er geahnt hätte, was sie vorhatte. Doch niemand wusste darüber Bescheid, außer Paraila und Quyntyr, der sogar ihr Ziel vorgegeben hatte.
Es war seltsam, die beiden Namen auf diese Art in Verbindung zu bringen. Denn so sehr wie Quyntyr Paraila liebte, so sehr hasste die Herrscherin ihn. Und nur Kyla kannte die Wahrheit darüber, denn sogar die beiden Chyrrta selbst ahnten nichts von den starken – und gegensätzlichen – Gefühlen des jeweils anderen.
Kyla kam zu dem Schluss, dass die Dinge sich oftmals sehr eigenartig entwickelten. Am Brunnen vor dem Tor füllte sie ihre Flaschen und ließ Golan an der Tränke solange trinken, bis er genug hatte. Dann schwang sie sich in den Sattel und trieb ihn an, damit er die Berge hinaufstieg, die sie aus dem Talkessel hinausführten, in dem die Stadt Tritam erbaut worden war.
Ein langer Weg lag vor ihnen, und langsam brach die Nacht herein. Kyla ritt gemächlich, denn Golan würde seine Kraft benötigen, falls ihnen eine Bande gefährlich werden sollte. Sie wusste, dass sie ganz auf sich gestellt war. Es war längst dunkel, als sie in den Wald hineinritt, der der letzte vor der großen Einöde war. Obwohl es in jedem Busch zu rascheln schien, und hinter jedem Baumstamm ein Feind lauern konnte, fühlte Kyla sich hier wohl. Es erinnerte sie an ihre Kindheit – die Zeit, bevor sich alles so sehr verändert hatte.
Niemals hätte sie damals geglaubt, vom Volk als eine Anführerin betrachtet zu werden. Es war die Zeit gewesen, als sie andere Chyrrta nur vom Sehen und Belauschen gekannt hatte. Nun erkannten sie so viele, dass sie sich selbst oft genug unter Beobachtung fühlte. Doch hier, inmitten des düsteren Waldes, spürte Kyla ihre Verbundenheit mit der Natur. Sicher, diese war nicht immer gut zu ihr gewesen – und doch hatte sie ihr Schutz geboten, den Kyla damals so dringend benötigt hatte. Auch jetzt hüllte sie sie ein und schien sie mit ihren dunklen Geheimnissen liebevoll zu umarmen.
Golans Hufe waren auf dem erdigen Boden nur gedämpft zu hören. In der Nähe gab ein Firi seinen typisch trällernden Ton von sich. Kyla erinnerte sich daran, wie sie so einen Vogel getötet und verspeist hatte. Lang war es her, dass sie ihre Zähne in den noch warmen weichen Körper eines solchen Tieres gegraben hatte. Nun konnte sie sich nicht mehr erinnern, warum er ihr so gut geschmeckt hatte, denn alleine schon bei dem Gedanken daran wurde ihr übel. Und doch war sie sich sicher, dass sie es wieder würde erlernen können, wenn sie dazu gezwungen sein sollte.
Was ihr mehr Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass sie diesen Wald schon bald verlassen musste, um ihren Weg über ungeschütztes, offenes Gelände fortzusetzen. Das einzige, was dort den Aufzeichnungen nach existierte, waren kurze Gebirgsketten, in denen die Banden ihren Unterschlupf hatten und Opfer schon von weitem erspähten. Ihnen blieb so genügend Zeit, sich aufzustellen, damit ihnen niemand entkam, den sie ins Visier genommen hatten. ...
© Der Autorin Regina Raaf und dem Herausgeber TWENTYSIX danken wir herzlich für Leseprobe und Coverabbildung. Unser Lesetipp zum Fantasy-Roman "Die Reise", 01/2020.
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