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In Marcel Kuipers drittem Roman (* informiert euch am Ende dieses Beitrags über seine Bücher) geht es stellenweise heftig zur Sache.
Der Verlauf der Evolution hat sich dramatisch geändert
Die Dinosaurier überlebten bis heute, nun dominieren sie den Planeten Erde. Sie sind nicht nur räuberisch und unersättlich, sondern auch intelligent.
Eine Realität, in der die primitive Menschheit nicht die Krone der Schöpfung darstellt: Die Menschen werden gejagt, denn sie sind köstlich. Doch dann tanzt einer aus der Reihe...
Den Dinosaurier Cyberpunk "Civilization of Carnivores: Die Herrschaft der Dinosaurier" gibt es im Taschenbuch-Format mit 224 Seiten (ISBN 979-8639931802). Der Roman von Marcel Kuiper, eine erbarmungslose Gesellschaftskritik, ist auch als E-Book im Online-Buchhandel erhältlich und wurde Mitte Juni 2020 veröffentlicht.
Claw betrat das Menschen-Manufakturgelände der Homo Sapetitt an einem regnerischen Morgen des Sommers 2028. Eine große, plane Ebene erstreckte sich vor ihm, auf der ein tonnenschwerer Lieferdino umhertrampelte. Der wuchtige Brachiosaurus, welchen Claw vor sich sah, war der ideale Transporter für die alltäglichen Warenlieferungen. Er blickte zu diesem langhalsigen, gigantischen Pflanzenfresser hinauf und bemerkte eine grau-rostige Box auf dem Rücken des Sauropoden. Dieser große, stählerne Behälter war auf einer Plattform montiert, die sich ergonomisch an die Form des Brachiosaurus anschmiegte. An dieser Stahlbox reihten sich horizontale Lüftungsschlitze, aus der menschliche Hände herausragten und Fäkalien menschlicher Natur herausquollen, welche vor Claw zu Boden fielen.
Er spürte Ekel und Übelkeit in sich aufbrodeln, als er von einem Kothaufen, der auf dem Boden aufprallte, warmschmierige Spritzer am Fuß abbekam. Auch wenn dies ein alltäglicher Anblick war, so war es eine der widerlichsten Erscheinungen.
Die überall auffindbaren, kleinen Kotosaurier, welche im rasanten Tempo angestürmt kamen, vertilgten herumliegende Fäkalien. Diese grauen Saurier, mit ihren von Pelz ummantelten Schwänzen, waren ein Sinnbild für Krankheit und Ekel, doch sorgten gerade sie für die vorgeschriebene Sauberkeit auf dem Menschen-Manufakturgelände. Einer dieser kleinen Kotosaurier kam auf Claw zugetippelt und nagte mit seinem borstigen Maul die warmen Spritzer weg. Dieser Anblick ließ Claw den zum Frühstück gefressenen Fraß wieder hochkommen. Die Fäkalien glitten klebrig feucht an der dicken, grünroten Haut des Brachiosaurus hinunter und hinterließen markante Rückstände.
Das muss doch brennen auf der Haut, wenn dieses ekelhafte Zeug dort hinunterplätschert?
Er richtete seinen Blick auf den Kopf des Brachiosaurus, welcher mit seinen starren Augen einen apathischen Eindruck vermittelte. Brachiosaurus, damit brachte Claw zwar Robustheit, aber wenig Intelligenz in Verbindung. Über Millionen von Jahren haben sich diese Dinosaurier am wenigsten verändert und sind nach wie vor die besten Lastkraftdinosaurier. Auf ihren Rücken bildeten sich vor Jahrtausenden schwere Knochenplatten und ihre Kraft erhöhte sich, durch die immer größer werdenden Menschenlieferungen, welche sie zu bewältigen hatten. Brachiosaurier wollten nur ihre unzähligen Tonnen an Pflanzen und ein wenig Pflege von den Aquaritentos. Es waren Flugsaurier, die große Mengen an Wasser in ihrem ledrigen Schnabelbeutel mit sich trugen. Sie waren in ihrer Spannweite etwa drei Meter breit und hatten, ähnlich wie Pteranodons, dünne Flügel, welche beim Flügelschlagen die Luft zum Rauschen brachten.
Aquaritentos waren für Claw eine faszinierende Spezies. Er bezeichnete sie als eigentümliche Flugechsen, die meist rötlich schimmerten und über eine Haut verfügten, die wie ein ledriger Lappen aussah. Ihr eckiger Kopf passte nicht so recht zu dem großen, orangen Beutel unterhalb ihres gezackten Mauls. Für Claw waren sie eine Laune der Evolution. Sie liebten die menschlichen Fäkalien wie ein Dessert, neben ihrer Hauptnahrungsquelle, den Fischen. Alles was vom Menschen und aus dem Menschen stammte, war heiß begehrt, und mag es noch so nach Abfall und Wertlosigkeit ausgesehen haben.
Der Brachiosaurus reagierte auf die Geräusche, die von den ankommenden Aquaritentos erzeugt wurden und brachte seine Freude über brummende Laute und kräftiges Stampfen zum Ausdruck. Die Flugsaurier öffneten ihre Mäuler, fielen über die braunen Klumpen her und ließen dabei ihr gesammeltes Wasser aus den seltsamen Beuteln herausströmen, welches die übrigen Fäkalienspuren verdünnte und von der Sauropodenhaut hinunterspülte. (...)
Claw erreichte, gedankenversunken, das Eingangstor, wo sich ihm zwei andere Raptoren in den Weg stellten und seine Zugangsberechtigung prüften. Seine elliptischen Pupillen, echsenartiger Natur, wurden schmaler, als er in diesem Moment aus den Gedanken zurückkehrte. Es waren die Augen der Velociraptoren, welche als die besten und schönsten Augen unter Dinosauriern galten. Scharfes Sehen, Detailreichtum und unermessliche Tiefe ließen vielen Echsen Respekt einflößen.
Claw betrachtete die beiden Raptoren desinteressiert und mit distanzierter Körpersprache. Dabei verschränkte er seine bewaffneten Arme und tippelte ungeduldig mit den gesunden, inneren Krallen seiner Gliedmaßen. ...
* Marcel Kuiper ist der Autor der "Frequenz Zero"-Reihe, die bisher zwei außergewöhnliche Romane umfasst: seinen Debüttitel "Die nächste Dimension" (Ende 2019 erschienen), sowie "Das Simulator Portal" (Februar 2020 veröffentlicht). Auf unserem Portal könnt ihr unsere Rezension zum ersten Band sowie eine Vorstellung zum zweiten Buch lesen.
© Dinosaurier Cyberpunk: Die Menschen-Manufaktur. Dem Autor Marcel Kuiper danken wir herzlich für die Leseprobe aus "Civilization of Carnivores: Die Herrschaft der Dinosaurier" und die Verwendung der Cover-Abbildung, 06/2020.
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