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Oftmals lauern die Schatten der Vergangenheit dort, wo man sie nicht erwartet.
Die Spur des gestohlenen Karneolvogels führt Riki und den Wanderzirkus in die Stadt der Gaukler. Ein unsicheres Pflaster, denn aufgrund der bevorstehenden Ratsversammlung brodelt die Stimmung gefährlich. Zunächst scheint der Diebstahl des Karneolvogels nur Teil eines persönlichen Rachefeldzugs gegen Ramiro zu sein. Doch es steckt weit mehr dahinter. Ein mysteriöser Drahtzieher verfolgt im Hintergrund seine ganz eigenen, ehrgeizigen Ziele und hat keine Skrupel, den Hüter des Vogels dafür zu opfern.
Den Gauklern läuft die Zeit davon. Ramiros Leben hängt am seidenen Faden, als ihn plötzlich ein Stück seiner Vergangenheit einholt und alles zu zerstören droht, was sich Riki und er aufgebaut haben.
Unser Lesetipp: (Werbung) "Die Stadt der Gaukler" wurde als Taschenbuch (424 Seiten) im Dezember 2018 veröffentlicht. Die dreiteilige Buchreihe wurde von Jeanette Lagall auch in E-Book-Format herausgegeben.
"Psst, halt die Klappe, Harry. Du weißt so gut wie ich, dass wir Hütchenspieler hier nicht gern gesehen werden!"
"Wen wundert's?", lachte der andere. "Sag mal, hat's echt keiner geschafft, den Vogel zu gewinnen? Wenigstens ab und an ..."
Mehr hörte Riki nicht, da sie bereits den Zirkusleuten hinterherspurtete. Zum Glück waren diese noch nicht allzu weit entfernt.
"Kommt schnell, da vorne, das könnte unser Becherbetrüger sein!", rief sie aufgeregt hinter sich deutend und machte sich schon wieder auf den Rückweg. Dabei wurde sie keine zwei Sekunden später von Ramiro überholt.
In dem Moment, als er des Gesichts des Becherbetrügers ansichtig wurde, blieb er so jählings stehen, dass Riki um ein Haar in ihn hinein gerannt wäre.
Ramiro beugte sich mit zusammengekniffenen Augen vor und näherte sich langsam, bis er in normalem Gesprächsabstand war.
"Paco?", fragte er verblüfft.
Riki starrte verständnislos vom einen zum anderen. In der Zwischenzeit hatten auch die restlichen Zirkusleute aufgeholt.
"Hallo Ramiro", sagte Paco ölig. "Ich sehe, du hast Verstärkung mitgebracht."
Ramiro starrte Paco fassungslos an.
"Aber ich dachte, du seist tot!", stammelte er schließlich.
Hass loderte in Pacos dunklen Augen auf. "Ja, das wäre ich auch fast gewesen, wenn nicht noch Hilfe gekommen wäre, nachdem du abgehauen bist!"
"Du hast nicht mehr geatmet! Ich habe dich für tot gehalten!"
"Also hast du mich liegen lassen wie ein Stück Dreck und bist auf Nimmerwiedersehen verschwunden." Unversöhnliche Feindschaft troff gallegleich aus jedem seiner Worte.
"Hätte ich mich neben deiner Leiche erwischen lassen sollen? Die hätten mich aufgeknüpft, ohne mir Zeit für Erklärungen zu geben!" Ramiro klang halb verzweifelt, halb wütend.
"Nun, wie auch immer. Ich habe überlebt, du warst spurlos verschwunden. Wen interessiert's noch? Du bist für mich erledigt. Und jetzt geh mir aus dem Weg, meine Geschäfte warten." Damit wandte sich Paco zum Gehen.
"Einen Moment bitte", durchschnitt eine Stimme die eingetretene Stille, die sogar Paco zwang, stehen zu bleiben. Alarico trat vor. "Ich hätte eine Frage."
Widerwillig drehte sich der Becherbetrüger um. "Die da wäre?"
"Sie sind doch einer dieser Hütchenspieler, richtig?"
"Ja. Ist das alles?"
"Nein. Haben Sie dabei den Karneolvogel als Preis ausgesetzt?"
"Iiiich? Aber wie kommen Sie denn darauf?", erwiderte Paco mit gespieltem Erstaunen.
"Du warst es. Du hast mir den Vogel gestohlen!", brauste Ramiro auf, der plötzlich deutlich den Zusammenhang vor sich sah. Das unverhoffte Zusammentreffen mit seinem früheren Kumpan hatte ihn das Artefakt für einen Moment vollkommen vergessen lassen.
"Also bitte, alter Freund", entgegnete Paco schmierig. "Ich habe keinen Karneolvogel."
Bevor er sich versah, hatte der Artist ihn am Kragen gepackt und zog ihn zu sich heran. "Warum hast du das getan? Wo ist er?", flüsterte er gefährlich ruhig.
"Lass das!", empörte sich Paco und riss sich los, wobei er sein Hemd dort, wo Ramiro es berührt hatte, mit der Hand abwischte, als ob es beschmutzt wäre.
"Na schön. Ich habe den Karneolvogel nicht gestohlen, ich habe ihn mir geben lassen. Und er ist bei meinem Brotherrn. Zufrieden?", raunte Paco in anbiedernder Vertraulichkeit.
"Ist Alessara deine Brotherrin?", fauchte Ramiro.
Der Becherbetrüger blickte für einen Moment irritiert, fing sich jedoch gleich wieder. "Das werde ich dir gerade sagen."
Ramiro stürzte sich auf ihn und drängte ihn gegen die Hauswand.
"Antworte!"
"Liebe Leute", wandte Paco sich hilfeheischend an die nicht unbeträchtliche Zahl an Schaulustigen, die sich in der Zwischenzeit um sie herum angesammelt hatten. Ramiro drehte sich überrascht um, was der Hütchenspieler sogleich nutzte, um sich loszureißen.
"Hier", Paco deutete mit einer geradezu dramatischen Geste auf Ramiro, "seht ihr den ehemaligen Hüter des Karneolvogels. Der Mann, dem die Werte des Kodex zu wenig bedeuten, um sich die Mühe zu machen, auf das wertvollste der Artefakte sorgfältig aufzupassen."
Einige in der Menge traten knurrend einen Schritt vor. Die Luft war von einer eigenartigen Spannung erfüllt.
"Seht ihn euch genau an! Ist es rechtens, dass so jemand unsere Werte mit Füßen tritt?"
Ein paar Männer kamen kampfeslustig näher, und Riki empfand die Straße auf einmal als merkwürdig beengt. Sogar die Häuser schienen dichter heranzurücken, um bloß nichts zu versäumen. ...
Die spannende Abenteuer-Reihe "Die Reise des Karneolvogels" besteht aus diesen drei Bänden:
– Der Wanderzirkus (Band 1: Hier geht es zur Leseprobe und hier unsere Rezension)
– Die Stadt der Gaukler (Band 2)
– Die Macht des Kodex (Band 3)Auf dem (Werbelink) Autorinnenprofil von Jeanette Lagall werden ihre weiteren Bücher vorgestellt, unter anderem die Anthologie "Kurzgeschichten zu Halloween: Die Schicksalsweber".
© "Die Stadt der Gaukler: Öffentliche Vorwürfe": Herzlichen Dank an die Autorin Jeanette Lagall für die Texte zur Buchvorstellung sowie die Abbildung des Buchcovers, 10/2019.
Unsere Bücher gibt es auch im Autorenwelt-Shop!
Taschenbücher von Eleonore Radtberger sowie von Ilona E. Schwartz
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