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Der Ort, an dem alles endet. Ein Meer, in dem nichts lebt. Eine Wüste, in der alles stirbt. Eine Stadt, in der jeder schläft. An diesem Ort ist es nicht kalt. An diesem Ort ist es nicht dunkel. Es ist ein fremder Ort. Da ist ein mechanisches Herz mit dem Wunsch zu leben. Ein Toter, der zurückkehrt, um eine Schüssel Müsli zu essen. Ein zensiertes Gesicht, das sich davor fürchtet, erkannt zu werden. Und das ist nur ein Bruchteil von dem, was an diesem Ort wartet.
Den Leser erwarten in "Endpunkt" acht unheimliche Horrorgeschichten, die einem das Gruseln lehren. Der Autor Devon Wolters beeindruckt, wie auch in seinen Büchern "Blaue Tulpen" oder "Restmensch", in seinen besten Geschichten der letzten Jahre mit brillantem Ideenreichtum. Zusätzlich ist jede "Endpunkt"-Geschichte mit einer Illustration versehen.
Als Softcover umfasst die Taschenbuch-Ausgabe von "Endpunkt" ca. 160 Seiten, die nur im Shop des Autors erhältlich ist. Via Amazon ist die Kindle-Version erhältlich; außerdem könnt ihr bei Spotify oder Audible die Hörbücher von Devon Wolters ergattern.
Vielleicht hast du schon vom Crash-Hotel gehört. Vielleicht auch nicht. Aber selbst wenn, dann kennst du höchstens Geschichten und Gerüchte. Meine Erfahrungen mit dem Crash-Hotel machte ich zum Glück nicht als Gast, sondern als Mitarbeiter. Irgendwann fand ich auf der letzten Seite einer Tageszeitung die Anzeige: Das Crash-Hotel sucht einen jungen, engagierten Mitarbeiter. Dabei stand die Adresse und eine knappe Beschreibung der Beschäftigung – sie suchten einen neuen Nachtportier.
Jung war ich und Engagement ließ sich vortäuschen. Ich erzählte also meiner Mutter, ich hätte ein Vorstellungsgespräch und bräuchte dafür einen von Papas Anzügen. Er hatte zwar nie gewollt, dass ich sie trage, aber er lag mit Krebs im Krankenhaus und brauchte sie schon lange nicht mehr. Außerdem war Mama stolz darauf, dass ich endlich versuchte, auf eigenen Beinen zu stehen.
Meine Mutter wünschte mir viel Glück und ich machte mich auf zur genannten Adresse.
Crash-Hotel. Ich hatte vorher noch nie davon gehört. Und so hätte es auch bleiben sollen.
Falls du nicht weißt, was das Crash-Hotel ist – es ist eine dieser heruntergekommenen Absteigen in irgendeiner Seitengasse. Ein leuchtendes Neonschild über dem Eingang, bei dem einige Buchstaben flackerten. Eine fleckige und teils gesprungene Glastür. Müll vor dem Eingang.
Na ja, das war besser als nichts, wenn man einen Job braucht.
Von innen sah es genau so aus wie von außen. Kahle, graue Wände, eine Treppe nach oben, ein Fahrstuhl, der aussah, als müsste er schon längst außer Betrieb sein, flackernde Neonröhren an der Decke und eine Rezeption, die aus einem Schreibtisch bestand, hinter dem einige nummerierte Schlüssel hingen. Der Mann an der Rezeption sagte nur, dass ich kurz warten müsste und beachtete mich dann gar nicht mehr.
Ich stand dort, wartete darauf, dass irgendetwas passierte, und fragte mich, ob man hier rauchen durfte. Jetzt wo ich wieder einen Job hatte, hatte ich ja auch wieder Geld für Zigaretten.
Nach knapp dreißig Minuten kam der Geschäftsführer zum Vordereingang hinein. Ich musste ihm lediglich sagen, dass ich hier arbeiten wollte und er nickte, holte ein paar Papiere aus einer Schublade des Schreibtischs, sagte mir, wie viel ich pro Monat bekommen sollte und erklärte, was ich tun musste. Ich sollte von 23:00 Uhr bis 7:00 Uhr morgens an der Rezeption sitzen, die Leute die nötigen Papiere unterschreiben lassen, ihr Geld entgegennehmen und ihnen ihre Zimmerschlüssel geben. Klang einfach.
Da ich derzeit keine Bleibe hatte, fragte ich, ob ich hier wohnen könnte. Der Geschäftsführer sagte, das sei kein Problem, aber er müsse mir dafür was vom Lohn abziehen. Ich stimmte zu, unterschrieb den Wisch, den er mir vorlegte, und schon war ich Mitarbeiter im Crash-Hotel.
Trotz ihrer Melodramatik verfolgten mich die letzten Worte, die der Mann zu mir sagte, noch eine ganze Weile lang. "Du darfst niemals in einen der anderen Räume gehen. Dein Platz ist die Rezeption und dein Zimmer. Alles andere ist Tabu. Egal was du siehst und egal was du hörst."
Das was das erste und auch das letzte Mal, dass ich diesem Mann begegnete.
Noch am selben Tag ging ich zu meiner Mutter und erzählte von meinem Erfolg. Sie freute sich für mich, wir aßen zusammen zu Abend und wussten, dass es nun aufwärts gehen würde.
Und naja, wie du dir sicher schon denken kannst, war dem nicht so. Zu Anfang vielleicht schon, die Arbeit war einfach, ich hatte Geld und ein Zimmer. So schnell konnte es gehen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja auch noch keine Ahnung, was das Crash-Hotel für ein Laden war.
Jeden Abend pünktlich um 23:00 Uhr löste ich die Spätschicht ab und blieb die ganze Nacht lang dort sitzen. Wenn jemand einchecken wollte, gab ich ihm zwei Papiere, er unterschrieb, ich gab ihm seine Zimmerschlüssel, nahm sein Geld und notierte, dass das jeweilige Zimmer belegt war. Das war's. Es war eine lächerlich einfache Arbeit.
Trotzdem arbeitete ich dort keine zwei Monate lang.
Es begann, als Mr. Morrison zum ersten Mal eincheckte. Mr. Morrison war ein großer Mann, der immer einen Anzug trug, frisch geschnittene Haare hatte und aussah, als wäre er direkt aus einem Werbespot zu uns Sterblichen hinabgestiegen.
Mr. Morrison hatte bereits ein Zimmer. Er kam an die Rezeption, hielt einmal vier Finger, dann drei, dann zwei hoch. Zimmer 432. Ich stutzte. Wir führten keine Liste darüber, welcher Gast gerade im Hotel war und welcher nicht. Ohne ein Wort drückte er mir einen Zwanziger in die Hand und stieg in den Fahrstuhl. Auf dem kleinen Überwachungsbildschirm sah ich, dass er einfach nur steif dastand und hochfuhr. Aus irgendeinem Grund hatte ich etwas anderes erwartet. ...
Ganz schön gruselig wird es erst jetzt. Lest weiter in "Endpunkt", den Horrorgeschichten von Devon Wolters.
Bei Devon Wolters ist absolute Horrortime angesagt: Lest mehr in den blutigen Geschichten im 5er-Pack: "Restmensch", seiner Postapokalypse "Blaue Tulpen" oder unsere Rezension zu "Die Kirche des heiligen Prozesses".
© Tausend Dank an Devon Wolters für den Textauszug aus seiner Geschichte "Nachtschicht im Crash-Hotel", die dem Sammelband "Endpunkt" entstammt, 09/2020.
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