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Das Musikquintett
"Man benutzt Farben, aber man malt mit Gefühl." Diese, von dem großen Maler Jean Siméon Chardin gesprochenen Worte beinhalten, näher betrachtet, die ganze Kunst der Malerei. Farben auf eine Fläche aufbringen, sie in eine Form zu bringen, nicht zu zwingen, das ist wie das Erschaffen einer Welt. Oder besser gesagt: das Erschaffen eines Augenblicks in einer Welt.
Denn was der Maler im fertigen Bild zeigt, ist das, was er gesehen hat in dem Augenblick, als das Bild in seinem Inneren Gestalt gewann. Und vor allem: was er gefühlt hat. Und schließlich: Was ist Farbe anderes als sichtbares Empfinden? Die Form muss da nicht im Vordergrund stehen – aber beide Elemente können zusammen etwas beeindruckend Schönes schaffen.
Das Malen mit Farbe, aber vor allem mit Gefühl, das könnte die Künstlerin Anja Junghans-Demtröder auf ihre Fahne geschrieben haben. Ihre Themen sind vielfältig wie die Kunst selber – Stillleben, Landschaften, Tiere. Vorwiegend in Aquarell und Pastellkreide geschaffen, zeigen die Arbeiten die ganze lebendige Farbenwelt, die mit diesen Medien so schön entsteht. Junghans-Demtröders Tierbilder sind verblüffende Sichten – so zeigt ein kleiner Marienkäfer sich ebenso farbenprächtig wie lebendig. Hier treffen sich Form und Farbe in einem sehr glücklichen Moment.
Ihr "Hirsch am Wald" zeigt eine völlig andere Präsenz. Die kraftvoll herausgearbeitete Anatomie und der weiche Blick des Tieres machen aus einem Waldbewohner eine Art Fabelwesen – geheimnisvoll und beeindruckend. Der Blick, der vor allem im "Moment" seine große Beobachtungsgabe beweist, lässt einen "pirschenden Kranich" als einen Vogel, der jagt, sehen – nicht als Ornamentierung einer Landschaft.
Landschaften sind auch ein Thema der Künstlerin – wiederum farbig und direkt – so wie gesehen und gefühlt. Die Herbstwärme des Waldes bei Wilstedt ist zu spüren – ebenso wie der kühle Himmel über einem Dorf in den Bergen. Ganz besonders beschäftigen die Musikstillleben den Betrachter: Titel wie "Der Lohn des Studiums" oder "Das Obstbüffet für den Musiker" machen neugierig auf die Geschichten, die da versteckt sind in der Offensichtlichkeit der dargestellten Dinge. Es sind Bilder, die – ohne, dass man weiß wieso – ein Lächeln hervorzaubern. Liebevoll gezeichnet, sehr detailsicher und mit einem sehr sympathischen Hauch des Absurden sind sie in Pastellkreide und Deckfarben ausgeführt.
Was hier rätselhaft ist, wird in den Weihnachtsbildern Junghans-Demtröders vollends zum Traum. Mit einem Schlag in die Kindheit versetzt, wo Weihnachten vor allem tiefes Rot, Blau und Licht war, staunt der Betrachter die Bilder an. Die Künstlerin hat auf die Arbeit mit Aquarellstiften tatsächlich Glitzer gesetzt – und es ist völlig logisch und passend hier – einfach ein Blick in die Magie dieser Zeit, mit allem was dazugehört.
Die Weihnachtslokomotive fährt, mit allen festlichen Attributen geschmückt, durch den Schnee einer freundlichen Winterlandschaft – beladen mit Tannenbaum und allerlei bunter Fracht. Schienen braucht sie nicht, sie bahnt sich ihren Weg dahin, wo sie will, unter einem dunkelblau schützenden Himmel, von dem Schnee auf ein Städtchen fällt. Das Bild ist ein richtiggehender Ausflug in die Zeit, in der eingefahrene Gleise noch keine Geltung hatten – in die Kindheit.
Festzulegen ist die Malerin Anja Junghans-Demtröder nicht, außer vielleicht auf ihre besondere Kunst des gefühlvollen "Zeigens" mit herrlichen Farben. Was sie uns dann zeigt, ist immer wieder anders und immer wieder überraschend.
© "Sie malt mit Farbe, aber vor allem mit Gefühl" – eine Kunstkritik von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Abbildungen: Anja Junghans-Demtröder. Die Fachautorin und freie Journalistin verfasst unter anderem Kunstrezensionen mit den Themenschwerpunkten Individualismus und Impressionismus.
– Édouard Manet: Skandale im Blickfang der Kritik
– Jean Siméon Chardin: Die Gefühlswelt eines feinsinnigen Poeten
– Marc Chagall: Ein Farbvirtuose der modernen Art
– Laurel und Hardy: Die Urväter des Comedy
– Einstieg in die Aquarellmalerei: Aquarellfarben und Aquarellfarbstifte
– Dinosaurier: Giganten aus dem Erdmittelalter
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