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Viele Menschen kennen Gänse nur als Festtagsbraten, oder aber auch als gängige Umschreibung für törichte Mädchen und Frauen. Da ist von "Schnattergänsen" die Rede und von der "dummen Gans". Dabei sind Gänse äußerst kluge Tiere und, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, überaus sozial.
Die hervorragenden Formationsflieger leben in einer sozialen Ausprägung, die den Wölfen durchaus ebenbürtig ist. So sind die großen Vögel monogam und sehr gute Eltern. Es scheint, aus menschlicher Sicht gesehen, dass Gänse in anrührender Weise füreinander einstehen. Wie auch bei Elefanten beobachtet worden ist, kümmern sich Gänse um Artgenossen, die krank oder verletzt sind. Das geht so weit, dass beeinträchtigte Verbandsmitglieder von den anderen Gänsen mit Nahrung versorgt werden.
Nicht umsonst ist die Gans der Begleiter vieler Göttinnen – sie symbolisiert alles, was mit Fürsorge und Menschlichkeit zu tun hat. Sie gilt vor allem der Muttergöttin zugehörig, und das in vielen Kulturen. Dass man gerade sie, die liebevolle Versorgerin, als abwertenden Begriff für weibliche Eigenarten missbraucht, mag eine Umkehrung des alten Wissens sein. Vieles, was unsere Ahnen noch in einem völlig anderen Zusammenhang sahen, wurde in das glatte Gegenteil verkehrt – spätestens dann, als das Weibliche im Allgemeinen abgewertet wurde. Das bekannte Märchen von der Gans, die goldene Eier legt, weist noch auf die Bedeutung dieses Vogels als Fürsorger und Ernährer hin. Zudem wurden die Dienste der aufmerksamen Vögel als Alarmanlage geschätzt – es liegt in der Natur der Gänse, alles Bedrohliche oder Fremde laut zu vermelden. Vielen ist die Geschichte der kapitolinischen Gänse bekannt, die durch lautes Geschnatter die Ewige Stadt vor einer Invasion der Gallier gerettet haben.
Mutig sind sie auch – ein wütender Ganter zum Beispiel kann ein ernstzunehmender Gegner sein, glaubt er etwas verteidigen zu müssen. Und darin sehen wir auch einen Teil der Botschaft dieses erstaunlichen Tieres. Denn wer Sorge trägt für die Gemeinschaft, für die anderen, und dafür, dass es allen gut geht, wird auch zu Verteidigungsmaßnahmen greifen. Das bedeutet nicht, dass die Grundeinstellung eine kriegerische ist – Gänse sind friedliebende Tiere. Sie schützen die Gemeinschaft und ihre Familie, ihre "Mitgänse", und leben dadurch in "Frieden" mit sich und der Welt.
Das Gezeter, das zuweilen aufkommt, ist ganz einfach "gänslich menschlich" zu sehen. Nebenbei warnt die Gans auch vor üblem Gerede und Klatsch – sei es, dass wir der Gegenstand solches Geschnatters sind – sei es, dass wir uns allzu gerne dem allgemeinen Schnabelwetzen anschließen. Beides ist schädlich für uns – und die Gans warnt vor den Folgen.
"Die Welt ist in Ordnung, wir haben ja uns", könnte als weitere Überschrift auf der Botschaft stehen – ganz gleich, ob es um eine Familie, Beziehung, Freundschaft oder die Clique geht. Auch die Gemeinschaft der Menschen im Allgemeinen könnte ein wunderbarer Trost sein, ein Gefühl, das Sicherheit verspricht und Ängste dämpft. So war es auch ursprünglich einmal gemeint – Menschen sollten sich, wie diese Vögel, aufeinander verlassen und sich liebevoll umeinander kümmern. Aber leider hat die Botschaft der Gänse dafür viel zu selten ihr Ziel erreicht.
Wem also die Gans begegnet, sollte sich auf das besinnen, was Menschen glücklich macht: in Frieden mit den anderen leben und dadurch dem Ursprung näher sein.
Zu weiteren Krafttiere Beiträgen: Der Fuchs | Der Geier | Der Hahn und die Henne | Der Hase und das Kaninchen | Der Hirsch
© für den Beitrag "Bedeutung der Krafttiere – Die Gans": Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Bildnachweis: Krafttier Gans, CC0 (Public Domain Lizenz).
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