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Sehr positiv belegt ist er nicht, der Vogel mit der großen Spannweite, die drei bis vier Meter betragen kann. Im Allgemeinen wird der Geier nicht für besonders hübsch gehalten: der unbefiederte Kopf mit dem langen Hals nimmt ihn vielleicht auch nicht sehr für sein Äußeres ein. Der wahre Grund für den schlechten Ruf des Geiers oder Kondors dürfte allerdings daran liegen, dass er nun einmal ein Aasfresser ist. Das sind viele Vertreter des Tierreiches, aber dem Geier haftet das etwas mehr an als anderen.
Mit Gruseln betrachtet wird dieser große Vogel allerdings fast nur in Europa – in Südamerika sieht man das etwas anders. Es gibt dort native Völker, die ihre Toten auf hohen Begräbnistürmen beisetzen – ohne Sarg oder sonstige, schützende Umhüllung. Nach angemessener Zeit haben Geier und andere Vertreter der aasfressenden Vögel die Knochen blitzblank geputzt, welche dann feierlich in Urnengräbern bestattet werden. Dort wird der Geier als Umwandler und Reiniger gesehen, ein Geschöpf, das in beiden Welten zuhause ist und die Verstorbenen begleitet.
Seine Botschaft als Krafttier ist deshalb unter anderem auch, dass es Zeit für eine Reinigung im karmischen Sinne ist. Stagnationen, Blockaden oder Traumata, die ihren Ursprung in lange vergangenen Versprechen oder sonstigen Bindungen haben, können gelöst werden. Denn – so könnte er sagen, der Geier – alles kann bereinigt werden, wenn es an der Zeit ist.
Er weist auch auf die freiwilligen Fesseln hin, an denen wir manchmal geradezu hängen – selbstauferlegte Zwänge und Unfreiheiten sowie Abhängigkeiten, die uns schaden. Man kann in vertrauten Schmerzen durchaus so etwas wie Trost finden – einmal erlebte Trauer wird für viele Menschen zu einer Art Schutz, der sie vor dem Leben bewahren kann, das sie nicht mehr zu meistern glauben. Trauer ist wichtig – aber nach angemessener Zeit müssen wir das Leben wieder annehmen. Das gilt auch für Kränkungen oder Enttäuschungen, die wir scheinbar nicht zu verwinden vermögen und die wir vielleicht vorschieben, um uns nicht mehr auf das Leben einlassen zu müssen.
Der Geier fordert uns auf, diese eher schädlichen Hilfsmittel endlich abzugeben, das Vergangene vergangen sein zu lassen und den angesammelten Ballast abzuwerfen, da er uns auf unserem Weg nur beschwert, ohne von Nutzen zu sein. Erfahrungen sind wichtig – aber sorgsam gehegte Erinnerungen, die schmerzen, müssen nicht ewig auf diese Weise wahrgenommen werden. Der Geier sagt uns, dass eben jetzt die Zeit gekommen ist, um den Weg weiterzugehen – seine reinigende Magie wird dabei helfen.
Zu weiteren Krafttiere Beiträgen: Die Gans | Der Hahn und die Henne | Der Hase und das Kaninchen | Der Hirsch | Der Hund
© für den Beitrag "Bedeutung der Krafttiere – Der Geier": Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Bildnachweis: Raubvogel, CC0 (Public Domain Lizenz).
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