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Wer war am Anfang, Huhn oder Ei? Das Denkspiel kennt wohl jeder ... aber die Mythologie ist sich da seit langem sicher: die Henne brachte das Ei in die Welt und ist seitdem ein Fruchtbarkeitssymbol.
Sie ist auch ein Bild der Mütterlichkeit, die Henne. Stets um ihre Küken besorgt, ist auch dieser Aspekt zu einer Sprichwörtlichkeit geworden, die sich mit der "Gluckhenne" befasst. Übertrieben mütterlich empfindende Frauen werden noch heute so genannt. Den Kelten galt die Henne als der Göttin Ceridwen zugehörig und wurde verehrt – allerdings mussten Hühnervögel sehr oft als Opfertiere herhalten – in fast allen alten Kulturen.
Die eigentlich sehr bescheiden gefärbte Henne steht in einigem Gegensatz zum Hahn, dem König des Hühnerhofes. Der meist sehr bunte und selbstbewusste Vogel schätzt die Unauffälligkeit nicht besonders – und in unserem Sprachraum hat der Hahn da auch einige nicht so schmeichelhafte Belegungen. Eitler Gockel nennt man einen allzu sehr auf Wirkung bedachten Mann zum Beispiel.
Sehr viel freundlicher ist das Bild des Hahnes in Asien – so wird er in China als schöner und freundlicher Vogel betrachtet, der seine Nahrung teilt und die Seinen beschützt. Aber überall gilt der Hahn als Künder des Neuen, sei es am Morgen, wo er die Sonne begrüßt, oder im übertragenen Sinne als Verkünder des Lebens. In alten Zeiten galt sein Bild auch als Symbol der Wiedergeburt – er ist mit dem Leben selbst verbunden, da er der Sonne zugehörig ist. Und ohne diese gibt es kein Leben.
Wie bringt man nun diese beiden fast widersprüchlichen Tiere zusammen – Hahn und Henne? Sie sind beide ein perfektes Beispiel für richtig eingesetzte Kraft. Dem Hahn werden starke empathische Kräfte zugesprochen, und was ist für einen Herrscher nützlicher als diese, wenn er sie zum Wohle aller einsetzt? Das Bunte und Laute, das den Hahn auf den ersten Blick ausmacht, ist ein Bild des Lebens selber – aber die sorgsame Beharrlichkeit der Henne gehört dazu. Hühner können sehr eigensinnig und auch sehr zielbewusst sein. Ihre Art, solange an etwas "herumzupicken", bis es so ist, wie sie es wollen, ist ebenfalls in den Sprachgebrauch aufgenommen worden.
Der Hahn und die Henne zeigen, dass es immer ein Morgen gibt – dass das Leben freudig begrüßt werden soll und muss. Ein Hahn begrüßt jeden Sonnenaufgang, als sei es der erste überhaupt. Jeder Tag ist etwas Neues, und so soll es auch sein. Die Fruchtbarkeit der Henne, ihre lebensspendenden Eigenschaften sind das, was ihr Gegenpart schützt und deren Verbindung zum Universum er ist. Selbst naturentwöhnte Stadtmenschen werden – wenn sie es sich erlauben – bei einem morgendlichen Hahnenschrei das reine Feuer des wiedererwachten Lebens spüren – der Erneuerung nach der Nacht.
Das ist die Botschaft: Leben begrüßen und Leben schützen – und mit den anderen verbunden sein. Es ist, sozusagen, ein Bild der Hoffnung.
Zu weiteren Krafttiere Beiträgen: Der Geier | Der Hase und das Kaninchen | Der Hirsch | Der Hund | Der Jaguar
© für den Beitrag "Bedeutung der Krafttiere – Der Hahn und die Henne": Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Bildnachweis: Krafttier Hahn, CC0 (Public Domain Lizenz).
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