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Vorwort: Diese Reihe begann mit dem Essay "Wie wird man zum Antifaschisten?" (hier geht es zu unserem ersten Beitrag). – In dieser mehrteiligen Reihe setzen wir uns mit den Themen Faschismus und Holocaust auseinander und warnen unmissverständlich vor Hass und Vorurteilen. Wir betonen, dass die Wurzeln des Faschismus bis heute fortbestehen und weisen nachdrücklich auf die Gefahren hin, die aus Angst, Unsicherheit und Hass entstehen. Zudem kritisieren wir die Weitergabe extremistischer Ideologien an die nächste Generation. Insgesamt setzen wir uns entschieden gegen Faschismus und Menschenverachtung ein. – Weitere Informationen finden Sie unten auf dieser Seite.
"Früher war alles besser" – Dieser Satz scheint einer der angesagtesten Slogans zu sein, die im Umlauf sind. Doch mit Nostalgie hat das wenig zu tun. Eher mit der Sehnsucht nach... ja wonach denn eigentlich?
Und wann genau ist denn nun "früher"?
Wahrscheinlich ist nicht das "Kaiserreich" oder die "Zeit der Stämme" gemeint, sondern die ganz persönliche Komfortzone. Die hat wohl jeder einmal gehabt, diese Zeit in der – jedenfalls in der Erinnerung – alles in Ordnung gewesen war und überhaupt die Welt im Lot. Das kann die Kindheit gewesen sein, in der man zwar auch Sorgen und Ängste hatte, die aber im Vergleich zum Leben als Erwachsener sehr unbedeutend erscheinen.
Und genau da liegt der Fehler, denn ein kaputtes Fahrrad oder eine Prügelei unter Freunden wirken im Rückblick eher harmlos. Damals aber war das nicht so. Wer sich "ehrlich" erinnert, kennt noch das Magendrücken wegen einer schlechten Note, oder die Angst vor so vielem, was einem als Kind oder Teenager das Leben schwermachen konnte. Man glaubt einfach, dass man "früher" keine Probleme hatte. Aber diese Erinnerung ist trügerisch.
Diejenigen, die von "früher" so schwärmen, würden nicht wieder vor einer Telefonzelle warten wollen, bis der oder die Quasselstrippe endlich auflegt und die Zelle frei macht. Und wer will schon ohne Geräte auskommen, die ihm lästige Arbeiten abnehmen, oder auf Fortschritte in der Medizin? Und, das wäre wohl das Übelste, auf das Internet verzichten? Wahrscheinlich würden wir heulen, würde es keine Flatrate für Handy und Internet geben.
So rosig war die reale Vergangenheit nicht. Das Kaiserreich, nach dem so viele Reichsbürger und Schwurbler sich sehnen, war nicht unbedingt für liberales Denken bekannt. Hatte man eine lose Klappe in Bezug auf Erlasse, Gesetze oder überhaupt die Regierung, konnte man ganz schnell in einer Zelle landen. Und deren Komfort war weit entfernt vom heutigen Strafvollzug. Das am Rande.
Man glaubt, ein einziger Mann an der absoluten Spitze wäre die Antwort auf alles, was "schiefläuft" im Land. Da gibt es nur einen Haken: Menschen, die viel Macht haben, interessieren sich genauso wenig für die "Sorgen und Nöte" der Menschen, wie es der Mann an der Spitze im Dritten Reich tat. Es geht da nicht um die Masse der Menschen. Es geht überhaupt nicht um Menschen. Das war nie so.
Warum also wünschen sich so viele Leute eine Art Übervater? Steckt dahinter die Hoffnung, dass alles "wie früher" für einen geregelt wird? Dass man nur sehr wenig selbst dazu beitragen muss, um sein Leben zu meistern? Dass man Verantwortung abgeben kann und somit kaum noch Sorgen hat?
Dass das Ganze mit "Ausgeliefert sein" sehr viel zu tun hat, wird völlig ausgeblendet. Ist es nicht so, dass jene, die sich in einer Diktatur wähnen und nach Freiheit brüllen, genau davor Angst haben? Vor der Freiheit des Willens und der damit verbundenen Verantwortung?
Die Welt ist kleiner geworden, dafür hat sich das zu Erlernende ungemein potenziert. Es reicht schon lange nicht mehr, über die eigene Häuslichkeit alles zu wissen. Jeder Mensch muss über weitaus mehr Dinge Kenntnisse haben, als es noch vor 100 Jahren der Fall war. Anders geht es nicht. Dass es beängstigend sein kann, bestreitet niemand. Wissenschaft, Medizin, Politik, Umwelt und natürlich auch die Bürokratie verändern sich rasch. Für manche zu schnell. Aber trommelnd und pfeifend durch die Straßen zu ziehen und lautstark zu verlangen, dass Politiker gehängt werden, macht nichts besser. Es wirkt, wie ein großer Haufen wütender Kinder, die jedem, der ihnen gerade einfällt, die Schuld an allem gibt, was ihnen gerade nicht passt.
Und diese Massen von überforderten, bösen und lernunwilligen Kindern waren die Wegbereiter dessen, was jetzt in Deutschland geschieht.
Aber wie auch kleine Kinder können diese "Querdenker" die Folgen ihrer Aktionen nicht überblicken. Oder sie glauben, was wahrscheinlicher ist, dass jeder, der ein Anhänger des erträumten Totalitarismus ist, sich sicher glaubt. Schließlich ist er ja ein Unterstützer. Doch es gibt sehr viele Gräber auf der Welt, in denen Menschen liegen, die das Gleiche geglaubt haben.
In einem System, wie es die AfD installieren will, ist niemand sicher. Auch und gerade nicht die Menschen der ersten Stunde. Das lehrt die Geschichte – aber die interessiert ja nicht. Jedenfalls nicht die reale Geschichte.
Weiterführende Informationen
Beiträge von uns
– Muslime in Europa zwischen Integration und Stigmatisierung
– Flüchtlinge unterwegs nach Europa. Ein Buch von Philipp Baar
– Sie kommen um zu bleiben. Foto-Essay zur Flüchtlingskrise von Christian SünderwaldFakten über Fakes und mehr Informationen
– Verschwörungen: Die Wahrheit der Anderen (ZDFinfo Doku)
– Das vergessene Fotoalbum der SS (SPIEGEL TV für den MDR)
© "Früher war alles besser hat nichts mit Nostalgie zu tun. Teil 4: Ein einziger Mann an der absoluten Spitze ist keine Antwort": Ein Textbeitrag von Loxixedo, 01/2025. Bildnachweis: Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt einer Postkarte aus dem Deutschen Reich (ca. 1933), CC0 (Public Domain Lizenz).
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