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Der Holunder ist ebenso berühmt wie berüchtigt, denn er gilt praktisch als "Freiland-Apotheke". Der gemeine Schwarze Holunder findet sich überall, auch in Parks und Gärten. Die schwarzen Beeren schmecken gut, wenn sie auch nicht die Süße der Himbeeren oder wilden Erdbeeren haben.
Die Holunderblüten werden schon seit der Antike als schweißtreibender Tee geschätzt – sie sind allerdings auch essbar. Sie können in sehr dünnen Pfannkuchenteig getaucht und dann ausgebacken werden, so schmecken sie hervorragend. Die Beeren haben einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt, was sie wertvoll für das Immunsystem machte und macht.
Von Gelee, Suppe, Limonade, Likör bis hin zu dem schwach alkoholhaltigen Holundersekt gibt es kaum etwas, was man nicht aus diesen Früchten machen kann. Die Wirkstoffe in Blatt, Frucht und Wurzel wurden genutzt, um Erkältungskrankheiten und rheumatische Beschwerden zu lindern und den Heilungsprozess zu fördern. Ebenso sollen Neuralgien positiv beeinflusst werden durch Rezepturen aus den Bestandteilen des Holunder.
Allerdings war der Holunder in früheren Zeiten auch so etwas wie ein Spielwarenladen, denn die Zweige kann man sehr leicht aushöhlen und Pfeifchen oder andere Dinge daraus zu machen. Alle Kinder schätzten diese Möglichkeiten, war das Angebot doch völlig kostenlos.
Sieht man diese Fülle der Möglichkeiten, dann wundert es nicht, dass diese Pflanze auch in der Mythologie einen guten Ruf hatte. Der "Holler" wurde auch als Schutz gepflanzt und gehegt, war er in manchen Völkern sogar mit einem Tabu belegt. Es galt als Beleidigung der Götter, einen Holunderstrauch zu beschädigen oder gar zu fällen.
Bei den Menschen, die sich heute wieder mit dem Wissen der alten Wege beschäftigen, gilt der Holunder als sanfter Beschützer, der vieles fernhalten kann, was schädigend wirken könnte – auch und vor allem bei Kindern.
Aber es gab auch eine dunkle Seite, nämlich die der Dämonen und Wesen aus der Anderswelt, die sich gerne bei diesen Pflanzen aufhielten, wie der Volksmund zu vermelden hatte. Wahrscheinlich geht es hierbei um die übliche Verteufelung, denn man warf den Menschen nicht unbedingt vor, dass sie sich der Heilkräfte bedienten – aber der Klerus hatte ein Auge auf die Hintergründe solchen Wissens, das von heidnischen Ritualen herrührte. Denn wie viele positiv belegte Gewächse war der Holunder seit jeher der großen Muttergöttin nahe – was nicht wundert, sieht man, was er zu geben hat.
© Textbeitrag zur Serie "Mythos Baum": "Der Holunder, die Freiland-Apotheke": Winfried Brumma (Pressenet), 2016. Bildnachweis: Abbildung des Holunderstrauches vor dem Gänsturm in Ulm, CC0 (Public Domain Lizenz).
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