|
Man könnte es fast eine Faustregel nennen: Was ordentliche Gartenbesitzer nicht mögen, ist besonders wertvoll. Eine andere Regel scheint zu besagen, dass die verfemten und verfolgten Pflanzen oft besonders hübsche Vertreter ihrer Spezies sind.
Möglicherweise kommen sie nicht aufgetakelt daher, wie zum Beispiel schwarze Tulpen oder knallgelbe Zuchtrosen – sie sind mehr etwas für Menschen, die genauer hinsehen. Ebenso wie der Wald und alle anderen natürlichen Lebensräume strotzen auch Gärten von versteckter Schönheit. Wenn man es denn zulässt.
Dass die Brennnessel zum Beispiel ein wahrer Segen für viele Schmetterlinge und auch für an manchen Wehwehchen leidenden Menschen ist, haben ja mittlerweile fast alle Gärtner begriffen. Aber da gibt es noch mehr. Den Giersch zum Beispiel. Auf den ersten Blick ist ja nicht so viel dran, könnte man meinen. Aber wenn man dann etwas näher herangeht, sieht es schon ganz anders aus.
Zuerst einmal sind die doldenartigen Blütenstände sehr hübsch. Winzige Sternchen in Weiß, Blütenblättchen an Blütenblättchen. Dabei kann man die Blätter mit dem Holunder leicht verwechseln. Hoch kann der Giersch auch werden – bis zu einem Meter sogar. Er findet sich praktisch überall – in Wäldern, auf Wiesen, und zum Leidwesen vieler Leute eben auch in Gärten. Da er sich unterbödig verbreitet, ist ihm sehr schwer beizukommen, um ihn völlig aus dem Garten zu entfernen. Nur Kartoffelanbau soll dem Giersch den natürlichen Garaus machen und ihm die Nährstoffe nehmen.
Aber warum sollte man ihn auch ganz und gar hinauswerfen, denn der Giersch ist ein gesundes und schmackhaftes Wildgemüse. Unter anderem kann er mit Vitamin C, Kalium und ätherischen Ölen aufwarten. In Kriegszeiten hatte man sich immer wieder an den Giersch erinnert, denn er und andere sonst verschmähten Wildgemüse retteten mehr als ein Leben.
Früher wurde die Pflanze auch in der Medizin verwendet. Vor allem für die Behandlung von rheumatischen Beschwerden soll er sehr moderat gewesen sein. Einer seiner alten Namen lautet ja auch "Zipperleinskraut". Aber auch harnsäurelösend und beruhigend soll er gewirkt haben. Heute greift man nicht mehr auf den Giersch zurück, soweit es seine Heilkraft betrifft. Aber in der Küche feiert er immer wieder ein kleines Comeback.
Wildgemüse sind eine gute Sache. Meist sind sie unbehandelt und dazu kostenlos. Da der Giersch kaum auszurotten ist, kann man einen Standort immer wieder "besuchen", wenn man ihn gefunden hat. Besser noch, eine Doldenblütlerjäterin räumt dieser Pflanze im Garten ein gewisses Bleiberecht ein.
© "Bleiberecht für den Giersch im heimischen Garten": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2017. Bildnachweis: Der Giersch, CC0 (Public Domain Lizenz).
Weitere Beiträge Magie der Bäume und Pflanzen: Tollkirsche | Alraune | Stechapfel | Viola tricolor
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Rezensionen |
Krimi Thriller |
Ratgeber |
Sagen Legenden |
Fantasy Mythologie
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed