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Eigentlich wollte der Journalist Thomas Webb sich nur bei einer schönen Kreuzfahrt erholen. Aber unversehens wird er einbezogen in die gefährliche Jagd nach einem brisanten Video über die heimliche Anwerbung eines Agenten in den 1970er Jahren.
Hinter dem Video sind amerikanische und auch russische Geheimdienstler her, zwischen deren Fronten er gerät. Auch scheinbar liebe, nette Mitreisende entpuppen sich als nicht ungefährliche Zeitgenossen. Sein Freund Paul, auf den er während der Reise aufpassen soll, gerät aus anderen Gründen in tödliche Gefahr. Und die Frau, in die sich Thomas Webb verliebt, gibt ihm viele Rätsel auf.
"Kreuzfahrt kann sehr tödlich sein" ist ein mörderisch gut erzählter Thriller, der den Lesern zugleich Kreuzfahrtflair und Reiseatmosphäre näherbringt. Das Taschenbuch des Autors Jan Gillsborg umfasst 275 Seiten und wurde Mitte 2020 veröffentlicht (ISBN 978-3753118864). Zusätzlich kann eine Buchausgabe in digitaler Form über die gängigen Online-Bookstores heruntergeladen werden. Die Buchcover von Taschenbuch und E-Book unterscheiden sich geringfügig.
"Hallo – George!" Er fuhr zusammen. In der dunklen unbewohnten Straße, die nur spärlich von einer weit entfernten Laterne vor einer langen Mauer etwas Licht erhielt, baute sich ein Schatten vor ihm auf. Seine Hand glitt nach hinten zum Hosenbund, in dem die Glock17 steckte.
"Michael?" Er hatte die Stimme gleich erkannt. Sie waren in jungen Jahren einmal enge Freunde gewesen hier in dieser Stadt. Und sie hatten lange und eng genug zusammengearbeitet in der "Firma", wie sie sie die Agency nannten, und Michael war auch mit an der heißen Sache beteiligt gewesen, um die es hier ging. Die anderen fünf Leute, die mitgemacht hatten, waren alle tot. Unfälle. Krankheiten. Ein Raubüberfall. Er hatte daran gezweifelt, dass es natürliche Todesfälle gewesen waren. Vielleicht hatten die Typen in der Hackordnung über ihnen unnütze Mitwisser aus dem Weg geräumt. Er hatte sich rechtzeitig abgesetzt und in Sicherheit gebracht. Auch Michael war wie im Nichts verschwunden. Jetzt war er plötzlich wieder da. Stark gealtert, so wie George Wilkins auch.
"Du hast es also aus dem Schließfach geholt und willst das ganz große Geschäft allein machen, nicht wahr?", fragte der Ankömmling.
"Ich habe deine alten Quellen und Kontakte durchforstet", George lächelte. "Auch eine alte Freundin besucht. So wie du. Durch sie bin ich darauf gestoßen. Ich hatte dir vertraut. Aber du hattest es gestohlen, um es für dich allein zu haben."
Der Schatten trat näher. Etwas glitzerte in seiner Hand. Eine Messerklinge. "Wo ist es jetzt?", fragte der andere. "Ich will selbstverständlich ein großes Stück vom Kuchen haben. Schließlich haben wir es damals zu zweit gemacht. Du weißt, dass ich aus dir herausquetschen werde, wo du es versteckt hast."
"Warum drohst du mir?", sagte George sanft. "Wir waren doch früher gute Freunde."
"In unserem Beruf gibt es keine Freunde!" Michaels Silhouette vor dem schwach erleuchteten Hintergrund baute sich zwei Meter vor ihm auf und seine Stimme klang drohend.
"Das ist allerdings wahr", gab ihm George Recht und schoss ihm ins linke Auge. ...
Etwa fünfhundert Meter entfernt, dort wo die Laterne stand, befand sich ein Baugrundstück. Er hatte es bemerkt, als er vorhin dort vorbeigekommen war. Verschalungen ragten in die Höhe. Die Arbeiter würden gegen Sechs oder Sieben anfangen. Wenn er den Toten bis dorthin schleppen konnte und in eine der Gruben warf, würde der am frühen Morgen mit einbetoniert werden, ohne dass es jemand bemerkte.
Ich bin zu alt für so eine Schinderei, dachte George, als er sich mit dem Toten auf der Schulter zu diesem Grundstück hinüber quälte. Seine Arme schmerzten und sein Herz schlug heftig angesichts der Anstrengung. ...
Er fühlte sich auch nicht viel besser, als er endlich wieder an Bord angekommen war. Auf der "Bella Auranta" gab es auf Deck 5 ein kleines Buffet "24 h", das rund um die Uhr geöffnet hatte. ... Er setzte sich an einen Tisch im Hintergrund. Schob die Schüssel zu sich heran. Griff zum Löffel.
In diesem Augenblick schoss ein so heftiger Schmerz durch seine Brust, wie er ihn noch nie empfunden hatte. Es zerriss ihn fast. Er stöhnte auf. Die Tischplatte schien ihm plötzlich entgegenzukommen. George fiel mit dem Gesicht so heftig in die heiße Hühnerbrühe, dass es nur so spritzte. Es machte ihm nichts aus. Denn der Löffel fiel ihm aus der Hand. Endgültig! ...
"Viel gesehen, heute in Kirkwall?", fragte er und beugte sich vor, um Pauls Drink zu betrachten. Er fuhr mit abwesender Miene spielerisch mit einem Zeigefinger auf dem Rand des Glases entlang. Ich hoffte, dass er zuvor nicht gerade in der Nase gebohrt hatte. Da ich befürchtete, dass er eventuell noch seinen Finger in den Wodka tauchen würde, um das Getränk zu probieren, nahm ich ihm das Glas weg.
"Ich trinke ja auch gern mal was", sagte er und flüsterte mir ins Ohr: "Der Arzt hat es mir freilich verboten. Aber wenn meine Frau nicht dabei ist, gehe ich hier auch mal an die Bar." Er lachte und hauchte mir seinen Gebissgeruch ins Gesicht.
Ich prallte zurück, um seinem Odem zu entgehen. Er nahm das wahrscheinlich als Verabschiedung und zog weiter, Richtung Tresen. Gerade wollte ich mich wieder setzen, als eine Frauenstimme zu hören war.
"Ah – Herr Webb! Auch ein Gläschen in Ehren?" Silvana Nimmer-Oede! Sie trug eine Art sommerlichen Strampelanzug in allen Regenbogenfarben, der ihre Figur betonte und sie hip und top aussehen ließ.
"Was haben Sie denn da Schönes?" Sie griff, ohne zu fragen, nach Pauls Glas und drehte es hin und her, um es schließlich gegen das Fenster zu halten. "Sieht lecker aus", verkündete sie. Dann stellte sie ihre Beute wieder dorthin, wo sie vor ihrem Zugriff gewesen war und entschwand mit einem Lächeln auf den rot geschminkten Lippen.
Paul diskutierte immer noch mit dem Sicherheitsoffizier. Ich erhob mich, weil ich ihn erlösen wollte. Aber als ich bei beiden ankam, waren sie gerade miteinander fertig. Ich klopfte Paul auf die Schulter. "Gehen wir wieder zum Tisch..."
Dort aber stand der "Loser" und wischte mit einer Serviette etwas auf.
"Tut mir Leid", sagte er zerknirscht, als wir nähertraten. "Ich bin beim Vorbeigehen an den Tisch gestoßen und da wäre das Glas beinahe umgefallen." Er sah untröstlich aus. Wir versicherten ihm, dass das kein Beinbruch gewesen sei und alles wäre in Ordnung. ...
"Jetzt will ich aber erst mal davon trinken", sagte Paul, als wir wieder saßen. "Das Eis ist ja schon geschmolzen."
"Worum ging es eben?", fragte ich, während er einen großen Schluck nahm.
"Ach, die haben mich verwarnt. Ich soll nicht so unvorsichtig sein, sonst könnte ich über das Geländer fallen." Er trank noch einmal in großen Zügen, bis das Glas halb leer war.
Ich hatte das Gefühl, dass er etwas lallte. So stark konnte der Drink doch gar nicht sein. Paul lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stierte mich an. Seine Pupillen sahen mit einem Mal unnatürlich groß aus. Er wollte mir etwas sagen, aber brachte es offensichtlich nicht heraus. Sein Mund klappte auf und zu. Dann verdrehten sich seine Augen und er kippte vom Stuhl.
Erschrocken sprang ich auf, um mich über ihn zu beugen. Sein Atem klang komisch. Ich fühlte den Puls am Hals. Er raste wie verrückt.
"Einen Arzt!", schrie ich. "Schnell einen Arzt!" ...
Hinweis: Jan Gillsborg ist auch der Autor des fiktiven Politthrillers "Leipzig kann sehr tödlich sein". Seinen diskussionswürdigen Roman hatten wir Anfang 2019 auf unserem Literaturportal vorgestellt.
© Mörderisch gut erzählt: Für die Textauszüge aus "Kreuzfahrt kann sehr tödlich sein" danken wir dem Autor Jan Gillsborg sehr herzlich, 01/2021.
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