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Vor langer Zeit, als es noch üblich war, dass die jungen Handwerksburschen auf Schusters Rappen durch die Lande zogen, waren zwei junge Männer auf dem Weg durch den großen Wald. Es fing schon an zu dämmern, und der Jüngere, ein Goldschmiedegeselle, fühlte sich ziemlich unbehaglich.
Er bereute schon, dass er sich auf den Vorschlag des um ein wenig älteren Zirkelschmiedes eingelassen hatte. Der hatte wohl gemeint, man könne noch ein gutes Stück Weg hinter sich bringen, bevor es endgültig dunkel würde. Außerdem fände sich im Wald ein Gasthaus, das sei ihm beschrieben worden.
Unter gutmütigem Streiten und Aufmunterungen, die die Furcht des jüngeren Gesellen mildern sollten, kamen sie recht gut voran. Und tatsächlich sahen die beiden bald ein Licht durch die Bäume blinken. Bei diesem Anblick fielen dem Goldarbeiter alle Gruselgeschichten von Kobolden und Irrlichtern ein, aber der Ältere zog ihn lachend vorwärts auf den hellen Schein zu, welcher sich als erleuchtetes Wirtshausfenster erwies.
In der Gaststube trafen die erleichterten Gefährten auf einen freundlichen jungen Studenten und einen wackeren Fuhrmann, welche sie freundlich begrüßten. Die Wirtin und das Gesinde hielten sich recht abseits und machten im Ganzen nicht den Eindruck einer freundlichen Wirtschaft, und so kamen die vier Reisenden bald in ein Gespräch. Man sprach über die Geschichten, die über den Spessart erzählt wurden und die vor allem von Räubern handelten, die hier ihr Unwesen treiben sollten. Es seien schon manche Reisende auf Nimmerwiedersehen verschwunden, meinte der Fuhrmann. Ein Gasthaus im Wald solle da eine höchst zwielichtige Rolle spielen.
Man begann, sich mit prüfenden Blicken in der Gaststube umzusehen, und es machte sich eine recht unbehagliche Stimmung breit. Dem jungen Goldschmied wurde es angst und bange, trug er doch einen schönen Satz Schmuck mit sich, den er selber angefertigt hatte und seiner Wohltäterin und Patin überbringen wollte. Jene Dame hatte sich seiner angenommen und von ferne unterstützend und wohlwollend gewirkt, als er seine Mutter verloren hatte. Allein um diesen kleinen Schatz ging es ihm, um mit dem Geschmeide seinen Dank abzutragen.
Tatsächlich aber wurden die vier Zufallsbekannten immer sicherer, dass sie in eine Falle geraten seien und beschlossen, auf keinen Fall zu schlafen, damit man sie nicht wehrlos überwältigen könne. Und um sich wach zu halten, erzählten sie Geschichten. Der Zirkelschmied war gerade mitten in der "Sage vom Hirschgulden", als die Wirtin an den Tisch trat und mit barschem Gehabe verlangte, dass man nun zu Bett gehen müsse ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag "Das Wirtshaus im Spessart": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Alte Kneipe in England, CC0 (Public Domain Lizenz).
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