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Richtig oder falsch ist eigentlich nicht die Frage. Es müsste heißen: "Was sollte ich beachten, damit sich mir der Tarot erschließt?" Die häufigsten Fehler im Umgang mit diesem Medium entspringen der Erwartungshaltung. Anfänger sind oft etwas enttäuscht, da sie direkt und sofort ein klares Bild erwarten.
Nun ist es aber so, dass die Karten durch Symbole sprechen. Und diese wirken auf das Unterbewusstsein. Natürlich spielt die Wahl des Decks eine Rolle – so mancher konnte absolut nichts mit seinem Tarot anfangen, bis er auf ein anderes Deck umstieg, dessen Gestaltung ihm einfach mehr entsprach. Daher sollte man sich unbedingt beim Kauf die nötige Zeit lassen. Welche Bilder sprechen mich spontan an, bei welchem Stil habe ich ein gutes Gefühl? Und so weiter.
Der Neuling kann vermutlich mit den Namen der Arkanen nicht sehr viel anfangen – Namen wie "Der Herrscher" oder "Die Hohepriesterin" sind nicht unbedingt zeitgemäß, und ihre Bedeutung erschließt sich nicht so einfach. Zudem variieren die Namen von Deck zu Deck. Man kann sagen, es kommt auf das "Einlassen" an – und auf die Geduld, die man bereit ist aufzubringen.
Ein großer Kenner der Materie hat einmal gesagt, wenn wir es zulassen, sprechen die Karten nicht nur, sie überschütten uns mit einem Wortschwall. Wenn die Tür einmal aufgestoßen ist, schließt sie sich nicht wieder und der Raum dahinter wird heller und größer.
Um sich richtig "einzulassen", gibt es viele Methoden. Es wird oft geraten, die Karten nach der Reihenfolge zu betrachten und einfach die Bilder auf sich wirken zu lassen. Einfach die Gedanken schweifen lassen bzw. frei zu assoziieren, ist eine sehr gute Methode. Fällt zum Beispiel irgendein Detail des Bildes ins Auge, fragt man sich: "Was bedeutet das für mich, wie ist dieser Gegenstand oder diese Farbe für mich belegt?" Ohne dass man vorher nachgelesen hat, erschließt sich so ein ganz eigenes Bild einer Karte.
Die traditionelle Bedeutung ist nicht die einzig gültige, sondern auch die persönliche. Jeder findet mit der Zeit einige Lieblingskarten oder solche, die er überhaupt nicht mag. Hier kann man das Spiel wunderbar fortsetzen, indem man sich fragt, wieso diese Wirkung zustande kommt. Wieso mag ich den Mond nicht, oder warum spricht mich der Wagen so positiv an? Im Prinzip findet ein Gespräch mit den Karten statt, ein Austausch. Lässt man sich tatsächlich darauf ein, erfährt man überraschende Dinge über sich selbst. Verloren geglaubte Erinnerungen kommen unversehens wieder, oder man findet längst gesuchte Antworten. Es geht plötzlich wie von selbst.
Obwohl jedes gute Tarotbuch darauf hinweist, dass es keinen Sinn hat, nach "Ja oder Nein" zu fragen, ist man häufig versucht, genau das zu erzwingen. Aber der Tarot ist sehr viel tiefgründiger. Man kann fragen: "Was wird geschehen, wenn ich das oder jenes tue, oder nicht tue?" Die Karten werden einen Trend aufzeigen, der aber trotzdem veränderlich ist. Alles ist im Fluss, nichts stagniert für lange Zeit.
Das vermutlich wertvollste, die Analyse der Situation, wird von vielen ungeduldigen Neulingen nicht beachtet. Viele Legesysteme beziehen sich auf die jüngste Vergangenheit, die Gegenwart und die nächste Zukunft – ein Kompaktpaket sozusagen. Man könnte auch sagen, es werden das Problem, die Ursachen dafür und die Lösungsmöglichkeit angezeigt. Die Frage, ob man diese Woche im Lotto gewinnt, erübrigt sich also.
Für viele ist es auch verführerisch, bei negativem Bild solange zu "legen", bis sich vermeintlich das zeigt, das dem Fragenden gefällt. Diese "Schummelei" ist nichts weiter als Selbstbetrug. Der so genannte Legetest, der auf der Annahme gründet, dass bei mehrmaligem Auslegen auf eine bestimmte Frage hin die gleichen Karten jeweils erscheinen müssten, erweist sich bei näherem Hinsehen als Irrtum. Denn eine einzige Angelegenheit hat Tausende von Facetten – aber dennoch werden die Karten in der Basisbedeutung nicht abweichen. Dazu müssen nicht die gleichen Bilder erscheinen.
In den Fachbüchern werden meist verschiedene Varianten angezeigt, was die Bedeutung einiger Karten betrifft. Die tatsächliche, auf die jeweilige Situation bezogene Aussage ist allerdings je nach Lage und Umgebung der Karten variabel. Letztendlich ist auch die persönliche Bedeutung sehr wichtig. Diese kann einfach als wertvolle Ergänzung betrachtet werden, denn das Verständnis und Empfinden für Symbolik ist nicht bei jedem Menschen gleich.
Es gibt auch die Praxis, auf dem Kopf stehende Arkanen als negativ zu lesen, was die Auslegung vermeintlich erleichtert. Viele Fachleute sehen allerdings davon ab, da jede einzelne Karte die eine wie die andere Tendenz anzeigt. Ob das Bild als Warnung oder Hinweis auf negative Aspekte verstanden werden soll, ergibt sich wiederum aus dem Kontext der anderen Karten, und natürlich auch aus der Fragestellung.
Also ist klar, dass der Tarot kein schnelles Orakel im Vorbeigehen ist, sondern erforscht und entdeckt werden will. Wer diese Arbeit nicht scheut, wird durch völlig neue Perspektiven und Erkenntnisse belohnt werden. Und das ruhige Versenken in Bilder ist keine schlechte Methode, um Stress entgegenzuwirken und der inneren Ruhe ein Stück näher zu kommen.
* * * Ende der Leseprobe aus "Richtiger Umgang mit dem Tarot" (Tarot-Serie zu unserem Buch) * * *
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© "Richtiger Umgang mit dem Tarot": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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