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Der Autor Ulrich Esenwein wurde dem lesenden Publikum erstmals 2016 mit seinem Debüt-Krimi "Schwesterchen, komm, stirb für mich!" bekannt, in dem er seine schwere Erkrankung aufarbeitet, die ihn mitten aus einem aktiveren Leben riss (weitere seiner Bücher stellen wir am Ende dieses Beitrags vor).
Esenwein hat nun mit "Das Wundmal" das Genre gewechselt und erstmals eine Art Fantasy- oder Märchengeschichte verfasst, die vor ein paar Jahrhunderten nahe der Stadt Bad Wildbad spielt. In diesem Ort befindet sich auch eine renommierte Rehabilitationsklinik, die Esenwein im Laufe der letzten Jahre mehrfach aufgesucht hat. So nutzt der Autor diesen Roman, um den Lesern die Eindrücke seines letzten Rehabilitationsaufenthalts im Sommer 2019 zu vermitteln.
Die aktuelle schmale Lektüre ist für alle gedacht, die ihre Freizeit am liebsten entspannt mit einer anregenden Geschichte aus längst vergangenen Zeiten auf der Couch verbringen möchten. Die Geschichte handelt vom Leben einer schönen, glücklichen Prinzessin und präsentiert zugleich einen gerechten, aufrichtigen Fürsten sowie andere freundliche Fabelwesen wie beispielsweise Ritter, Feen und Elfen.
Die 72-seitige Softcover-Ausgabe von "Das Wundmal" wurde im November 2019 vom Verlag BookOnDemand vabaduse unter der ISBN 978-3960040361 herausgegeben.
Fürst Peter von Kalenbach erwachte vom Geklapper von Pferdehufen im Hof unter seinem Schlafgemach. Die Nacht nach der Wildschweinhatz mit seinen Freunden aus der Vogtei Calw und der Fautsburg war kurz gewesen. Hinzu kam, dass das daran anschließende Trinkgelage im Jagdzimmer seiner Burg noch länger als die eigentliche Jagd gedauert hatte.
Müde und verkatert strich er sich durch seinen grauen Bart. Er musste erfahren, wer da zu so zeitiger Stunde im Burghof umherritt. Eher unwillig setzte er sich auf die Kante seines mit Schnitzereien reich verzierten Betts. Neben dem Bett stand eine Metallschüssel, die mit lauwarmen Wasser und einer Duftessenz gefüllt war. Peter griff sich die daneben liegende Glocke und läutete sie beherzt.
Nur wenige Sekunden später klopfte es heftig an der Tür seines Gemachs. Pflichtbeflissen wie sie nun mal war rief seine Zofe Maria "Guten Morgen, mein Herr, fühlt Ihr Euch bereit für den Tag, was immer er auch bringen mag?"
"Nun tretet endlich ein!" – entgegnete Peter missgelaunt und fuhr fort. "Ich möchte, dass Ihr mich wascht und ankleidet. Vor allem aber möchte ich wissen, was im Hof meiner Burg vor sich geht!"
"Ach das meint Ihr!" – antwortete Maria, die zwischenzeitlich den Schlafraum betreten hatte. "Das war Eure Schwester Ingrid, die mit Ritter Michael ausreiten wollte."
"Sie ist nicht meine Schwester" – versetzte Peter – "Sie ist nur das Ergebnis einer Laune meines Vaters Eberhard, der sich zu der Hure aus Freudenberg hingezogen fühlte."
"Wie auch immer" – betonte Maria – "Immerhin hat Euer Vater die Magd aus Freudenberg damals geliebt, sonst wäre Ingrid nicht aus dieser Liebe entstanden. Und nun steht endlich auf mein Fürst, damit ich Euch waschen und ankleiden kann."
"Nun, wenn Du meinst, meine liebeserfahrene und kluge Zofe!" antwortete Peter mürrisch, erhob sich aber, um sich den Oberkörper waschen zu lassen und anschließend ein fein gesponnenes Leinengewand über zu streifen.
Maria erfüllte ihre Aufgabe zu des Fürsten vollster Zufriedenheit, wusch seinen eher mageren Leib und half ihm in das Leinengewand und eine lederne Weste. Im Anschluss rief sie des Fürsten Junker Jörg hinzu, der ihm eine enge geschnürte Lederhose und passende Stiefel anzog.
Der Fürst fröstelte. Es war erneut ein nebliger Herbstmorgen. Auch heute ließ die Sonne im engen Tal von Kalenbach auf sich warten. Peter ging an das Fenster seines Schlafgemachs und hielt Ausschau nach seiner Leibwache.
Er musste und wollte in Erfahrung bringen, wohin seine ungeliebte Halbschwester so früh am Tag mit ihrem Geliebten, dem beleibten und ebenso bärtigen wie selbstherrlichen Ritter Michael, ausgeritten war.
Da er seine Leibwächter Claus, Robert, Emil und Damian auf den ersten Blick nicht im Hof erkennen konnte, beschloss Fürst Peter, seinen Hofmarschall Ingolf zu rufen. Ingolf war ein kleinerer schmächtiger Mann mit einem weißgrauen Haarkranz und einem Gehstock, den er – wie jetzt auch – hinter seinem Rücken versteckte, um einen vitaleren Eindruck zu machen,
Er begrüßte den Fürsten mit einem schelmischen Lächeln, als habe er etwas zu verbergen.
"Mein Herr und Fürst, so früh schon!" stammelte Ingolf, worauf Peter erwiderte "Nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Aber eigentlich will ich nur von Dir wissen, wo Ingrid hingeritten ist und wo meine Leibwächter sind?"
Ingolf, der seit langem mit Isolde, der ersten Hofdame, verheiratet und bekannt für seine Treue zum Fürstenhaus war, erwiderte "Eure Schwester wollte durch den Moorwald nach Freudenberg zu ihren Anverwandten reiten und Eure Leibwächter liegen wohl noch im Stall und schlafen ihren Rausch der letzten Nacht aus."
"Auch gut" – grummelte Peter und beschloss, zum Stall zu gehen, um seine Leibwache zu wecken. Schließlich wollte er selbst auch nach Freudenberg reiten.
Da er nicht wusste, wie die durchaus merkwürdigen Verwandten seiner Halbschwester auf sein Erscheinen reagieren würden, war es seiner Ansicht nach förderlich, in Begleitung seiner Wache zu sein.
Nicht zuletzt war ihm der Moorwald, der Kalenbach und Freudenberg trennte, zumindest unheimlich.
Schon als kleiner Junge hatte er sich im Wald verlaufen und war von seiner zwei Jahre älteren Halbschwester Ingrid gefunden worden, die ihm damals – zum Andenken wie sie das nannte – mit Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand ein sog. Wundmal, eigentlich nur zwei blaue Flecken, auf seinen linken Unterarm gedrückt und behauptet hatte, das sehe so aus, als ob ihn eine Schlange gebissen habe.
Das war nur einer der Gründe, weshalb Peter den Wald ebenso fürchtete wie er seine Halbschwester verachtete.
Peter schüttelte heftig den Kopf, als wolle er die unliebsamen Erinnerungen abschütteln, zog seine ledernen Handschuhe an und lief die 16stufige Steintreppe an der Innenmauer seiner Burg hinab, um anschließend den Hof in Richtung Stall zu queren.
Dessen Tür quietschte laut, als er den Stall betrat, konnte aber Peters Ruf "Wache, herbei!" nicht übertönen. Peter hörte ein Geklapper von Geschirr und Reitstiefeln, als ihm die vier Wachleute Claus, Robert, Emil und Damian entgegen stolperten und ihm ein verhaltenes wie schläfriges "Jawohl mein Fürst" zuriefen.
"Auf, Auf Ihr Schlafmützen, wir reiten gen Freudenberg und zwar gleich!" – befahl Fürst Peter.
Die grauhaarigen Wachen Claus und Emil schauten ihn an, als hätten sie kein Wort verstanden. Robert und Damian, die beide jünger und kräftiger waren, antworteten nur "Dasselbe Pferd wie immer, mein Fürst?"
Fürst Peter nickte, woraufhin Robert und Damian in den Stall liefen und einen schwarzen Wallach herausführten, den sie "Sonny" nannten, welcher nun unruhig vor dem Fürsten tänzelte.
Beruhigend legte Fürst Peter seine Hand auf die Stirn des Tieres, während Damian dem Wallach zunächst das Geschirr und dann Satteldecke und Sattel anlegte.
"Gut und bereit" – lobte ihn daraufhin sein Herr, während er sich behände in den Sattel schwang und Sonny zum Burgausgang dirigierte.
Damian, Robert und Claus folgten auf ihren drei braunen Stuten, während sich der etwas kleinere Emil auf einen gutmütigen Haflingerhengst schwang und verkündete "Wartet auf mich, Ihr Raufbolde!" ...
Ulrich Esenwein ist Autor von acht weiteren Büchern, die er zwischen 2016 und 2021 verfasste, davon können fünf Bücher dem Genre Kriminalroman zugerechnet werden. Die ab 2020 erschienene "Engels"-Reihe handelt von zwei Liebenden und das Böse im Menschen; gelistet werden diese Werke als Erotik-Thriller oder auch als Krimi.
– "Schwesterchen, komm, stirb für mich!" (Der erste Fall für Sonderermittlerin Katrin Krauß, 2016)
– "Verrotten sollst du – wie das Laub!" (Der zweite Fall für Sonderermittlerin Katrin Krauß, 2017)
– "Schwarze Wölfe essen keinen Fisch" (Der erste Enzkreis-Fall für Kommissarin Katrin Krauß, 2017)
– "Kommet her zu mir alle" (Der zweite Enzkreis-Fall für Kommissarin Katrin Krauß, 2018)
– "Tragischer Tod in Tarifa" (Der erste Spanien-Fall für Kommissarin Katrin Krauß, 2018)
– "Die Hoffnung des Engels!" (2020)
– "Die Verwandlung des Engels!" (2020)
– "Das Glück des Engels!" (2021)Alle Buchtitel können direkt über den Westarp-Buchshop bestellt werden. Der Autor wird es Ihnen danken!
© Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten: Für die Textauszüge aus dem Fantasy-Märchen "Das Wundmal!" sowie die Abbildung des Buchcovers danken wir BookOnDemand vabaduse, ein Imprint der Westarp Verlagsservicegesellschaft mbH, 03/2021.
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