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Die österreichische Musikerin und Autorin Ghila Pan, geboren und lebend in Salzburg, ist uns durch ihre Titel "Das Eulenrätsel" und "Souldance" in guter Erinnerung (Werbung: Mit einem Klick auf den nachfolgenden Link geratet ihr auf Ghilas Buchtitel bei Amazon).
Nun, im Februar 2024, legt Ghila ihr neuestes Buch vor: "Bela Petty und das Weise vom Ei", eine spannende Satire auf die Harry-Potter-Reihe.
Ein neues Schuljahr auf der schottischen Druiden-Eliteschule Satori beginnt. Wie jedes Jahr muss das Fach Selbstverteidigung neu besetzt werden. Und Großbritannien wird von einem wahnsinnig Gewordenen terrorisiert.
Davon unbehelligt erhält die arbeitslose Performancekünstlerin Bela Petty die Einladung zu unterrichten. Froh über ein Jobangebot sagt sie dem Schulleiter zu, ohne zu ahnen, wie gefährlich dieser Posten ist. Spätestens nach dem Attentat auf sie innerhalb der Schulmauern wird klar, dass sie nicht nur für das Unterrichten nach Satori geholt wurde, und es ist nicht gerade hilfreich, dass sie sich in den undurchschaubaren Professor Perl verliebt. Die beiden brüten etwas aus, was für Großbritanniens demokratische Zukunft von großer Bedeutung sein wird. Ein Wettlauf – im wahrsten Sinne des Wortes – mit der Zeit beginnt.
Unser Lesetipp – nicht nur für Fantasy-Liebhaber (Werbung): "Bela Petty und das Weise vom Ei" wurde als Taschenbuch und Hardcover (jeweils 493 Seiten) veröffentlicht. Die Fantasysatire von Ghila Pan ist auch als E-Book erhältlich.
Ferner Donner rollte heran. Bela saß auf ihrem Bett. Sie hatte versucht etwas zu schlafen, doch sie war zu unruhig dafür. Ständig warf sie einen Blick auf den Wecker, der jetzt wieder neben ihrem Bett stand. Es war halb zehn. Sie stand auf und schritt unruhig im Zimmer umher. Dann ging sie ins Bad, drehte den Wasserhahn auf, ließ das klare Nass in ihre aneinandergelegten Handflächen laufen und tauchte das Gesicht darin ein. Sie sah in den Spiegel. Eine nicht mehr ganz junge Frau blickte sie an. Wassertropfen hingen an den markanten Augenbrauen, der schmalen Nase, den hohen Backenknochen und an den geschwungenen Lippen wie ein Tränenmeer. Belas Augen sahen eine weite Landschaft und eine Sonne. Die dunklen Bögen der Brauen spannten sich wie kleine Flügel über ihre hohe Stirn. Dahinter war das Paradies noch lebendig und würde nie, nie mehr verblassen.
Bela spürte die Weichheit des Handtuchs auf ihren Wangen und vergrub sich darin.
Es ist Zeit... dachte sie dann.
Als sie aus dem Bad ging, zuckte ein Blitz und erleuchtete die Nacht hinter den Vorhängen gespenstisch. Bela wartete auf einen Donnerschlag, der fast im Sekundenabstand folgte, dann verließ sie den Raum. Als sie endlich vor der Bürotür stand, war es bereits zwanzig Minuten nach zehn. Sie atmete tief ein und drückte die Klinke nach unten. Die Tür öffnete sich nicht. Ob...?
"Ihre Pünktlichkeit hält sich in Grenzen!"
Die Stimme hinter Bela klang nicht gerade sehr einladend, als Perl die Türe zu ihrem gemeinsamen Büro öffnete. Ohne sich umzudrehen ging Bela in den Raum. Der kleine Luster an der Decke verbreitete fahles Licht über dem Schreibtisch und den beiden Drehsesseln. Die anderen Gegenstände lagen im Halbschatten, schwarze bodenlange Vorhänge verdeckten wie immer die Fenster. Die Tür fiel zu und das Schloss klickte zweimal. Schweigend sah Bela zu wie Perl den Raum durchschritt und auf einen Wandschrank zuging. Er nahm eine Flasche daraus hervor und bläuliche Flüssigkeit wurde in ein Glas geleert.
"Ich nehme an, Sie lehnen ohnehin ab, etwas zu trinken..."
Perls Stimme klang unergründlich und da er außerdem im Schatten stand, konnte Bela seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Sie nickte und meinte knapp: "Nun, Prof. Perl... was haben Sie mir zu sagen...?"
Perl trat ein paar Schritte vor und setzte sich auf die Kante des Schreibtisches. Er nahm einen Schluck von dem Getränk und sah Bela dabei an. Das einzig Beruhigende war für Bela, dass Perl nicht einen einzigen ihrer Gedanken lesen konnte.
"Sie sind sehr vorsichtig... aber das ist... gut so...", meinte er leise. Als Bela nichts darauf entgegnete, stand Perl auf, ging ans Fenster, schob vorsichtig den Vorhang zur Seite und warf einen Blick in die Nacht. Dann blieb er im Halbschatten stehen und sagte scharf: "Was immer... Sie von mir jetzt denken mögen... Ihr Feind lauert anderswo."
'Vielleicht... aber Sie spionieren für ihn...', dachte Bela, entgegnete aber noch immer nichts.
"Mrs. Petty... Sie haben... ja schon bemerkt, dass es sogar hier im Schloss Wesen gibt, die Ihnen nicht... gesonnen sind... obwohl Sie hier relativ sicher sind... aber ich muss Sie bitten... und das sage ich Ihnen im Auftrag Prof. Gwendwins... in nächster Zeit das Schloss nicht mehr zu verlassen!"
Als Bela noch immer schwieg, konnte Perl auch ohne Gedankenlesen erkennen, dass seine Worte für sie schaler Rauch waren.
"Mrs. Petty... es geht um ihr Leben... Sie haben keine Ahnung, was sich zurzeit da draußen abspielt... Ihr Leben ist in Gefahr!"
Er ging ein paar Schritte auf Bela zu. Da sich in seinem Gesicht für Bela nun ihr eigenes Misstrauen spiegelte, sah sie einen hinterhältigen Mann vor sich – ein anderer hingegen hätte wohl in Perls Zügen reine Besorgnis erkannt.
"Wenn ich so... in Gefahr bin... wer bedroht mich denn...?", fragte sie kühl.
"Darüber möchte ich keine Auskunft geben."
"Der Abtrünnige Abgeordnete?"
Perl verengte seine Augen kurz zu Schlitzen, dann meinte er scharf: "Was wissen Sie... über ihn?"
"Alles, was es zu wissen gibt!"
Perl blieb ganz ruhig, obwohl sich seine Finger etwas fester um das Glas schlossen.
"Sie... scheinen sich ja gut informiert zu haben..."
Er nahm einen Schluck von der bläulichen Flüssigkeit ohne Bela aus den Augen zu lassen, dann sagte er wie beiläufig: "... aber ich war ohnehin von Anfang an dafür... Sie mit der... Situation vertraut zu machen... doch Prof. Gwendwin meinte, es würde Sie zu sehr belasten."
"Ich bin kein Reh... und ich unterrichte Selbstverteidigung...!" Belas Adrenalinspiegel begann allmählich zu steigen.
'Wie lange spielt er noch sein Spiel mit mir...', dachte sie und sah Perl wütend an. Sie ging einen Schritt auf ihn zu und zischte: "... und ich kann mich sehr gut verteidigen!"
"Manchmal ist es gut... nicht zu viel zu wissen. Es kann schwierig sein mit der ganzen Wahrheit zu leben. Man muss... auf den Moment warten, wo man dazu bereit ist.", entgegnete Perl leise und unbeeindruckt von Belas Zorn. Dann sah er schnell weg und da Bela spürte, dass Perl aufgewühlt war, beruhigte sie sich etwas. Doch ihre Gedanken rasten. Sie überlegte fieberhaft, wie sie Perl dazu bringen könnte, seine Karten auf den Tisch zu legen, um dann mit ihm abzurechnen.
Doch bevor sie sich eine geeignete Taktik zurechtlegen konnte, fuhr der Chemielehrer fort: "Nun, da Sie ja jetzt die Situation kennen... verstehen Sie wohl wie gefährlich... es sein kann... für Sie..." Perl nahm noch einen Schluck und sein Mund verzog sich leicht, während er Bela fixierte.
Bela lächelte freundlich und meinte: "Natürlich... und in Ihrer Gegenwart habe ich... nichts zu befürchten."
Der Druide lächelte ebenfalls, dann trat er einen Schritt auf Bela zu, ohne den Blick von ihr zu wenden: "Was haben Sie in jener Nacht getan bevor Sie aus dem Schloss gelaufen sind... und... warum haben Sie überhaupt ihr Zimmer verlassen?!"
Bela atmete tief ein, dann sagte sie bestimmt: "Ich konnte nicht schlafen... ich hatte einen Albtraum... und als ich erwachte, war eine Katze im Zimmer."
"Eine Katze?" fragte Perl scharf nach.
"Ja, eine Katze."
"Und was tat diese Katze?"
"Sie floh durchs Fenster..."
"Wie sah die Katze aus...?", fragte Perl schnell nach. Bela beschrieb ihm, was sie von dem Tier gesehen hatte.
Perl wandte sich abrupt ab und ging zu einem kleinen Rohr an der Wand: "Mr. Krickrack... kommen Sie bitte in das Büro von Mrs. Petty und Prof. Perl!" Perl wirkte nicht gerade entspannt als er in das Castleophon sprach.
"Und warum sind Sie dann... mitten in der Nacht... im Schloss spazieren gegangen...?"
Beredtes Schweigen erfüllte den Raum.
"Was haben Sie gehört?", beendeten Perls Worte barsch die Stille. Bela ließ sich noch etwas Zeit, bevor sie antwortete.
"Ich habe unter anderem gehört... wie Sie ihrem Freund Broker in schmeichelhaftester Weise berichtet haben... wie wichtig Ihnen der Kontakt zu mir ist..."
Bela sah den Augenblick für gekommen, ihre Karten auf den Tisch zu blättern und vertraute darauf, dass ihr im richtigen Moment die richtige Art der Selbstverteidigung einfallen würde. Kurz hatte sie auch das Gefühl, Perls undurchdringlicher Gesichtsausdruck verwandle sich in eine wütende Fratze, doch der Chemielehrer wandte sich schnell ab und ging zur hinteren Wand des Büros. Dort drehte er sich langsam um, lehnte sich an die Wand und starrte auf einen Punkt an der Decke. Sein Gesicht lag im Schatten und Bela konnte seinen Ausdruck nicht mehr klar erkennen.
"... und... das haben Sie geglaubt...?", fragte Perl dann leise und unglaublich sanft, während er seinen Blick nicht von der Decke ließ. Bela hätte sich nicht gewundert, wenn sich eine Riesenspinne abgeseilt hätte oder plötzlich eine Axt in der Holzdiele gesteckt wäre.
Es klopfte. Auf Perls Aufforderung hin ging die Türe auf und der Hausmeister trat ins Büro. Es war ihm anzuerkennen, dass er vor den Lehrern großen Respekt hatte. Als er gewinnend zu lächeln versuchte war es seine große Zahnlücke, die Bela augenblicklich über Sinn und Unsinn ihrer momentanen Lage nachdenken ließ.
"Krickrack, wo ist Mrs. Mäusespaß?", fragte Perl ohne große Vorrede.
"Ähm, ich weiß nicht, Prof. Perl..."
Als Perl daraufhin Krickrack scharf ansah, meinte dieser schnell: "Mrs. Mäusespaß ist viel unterwegs... und ich habe sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen..."
"Wann haben Sie die Katze zuletzt gesehen?"
"...vor ungefähr vier Tagen..."
"Bringen Sie bitte Mrs. Mäusespaß zu mir, sobald sie wieder auftaucht..."
"Warum?"
Der Hausmeister sah Perl beängstigt an: "Glauben Sie, dass Mrs. Mäusespaß..."
"Mr. Krickrack... bitte fragen Sie mich nicht solche Dinge und beunruhigen Sie sich nicht allzu sehr... aber fangen Sie die Katze sofort ein, wenn sie auftaucht und verständigen Sie mich...!"
"Tja... ähm... natürlich..."
Krickrack verbeugte sich tief und verließ im Rückwärtsgange das Büro. Bela war verwirrt. Was sollte das jetzt?
Perl stand noch einen Moment nachdenklich an die Wand gelehnt, dann kam er auf Bela zu und setzte sich wieder an den Rand des Schreibtisches.
"Mrs. Petty... es tut mir sehr sehr leid, dass es für Sie aufgrund... eines Missverständnisses... zu fast lebensbedrohlichen Umständen kam."
"Eines... Missverständnisses? Die Worte, die Sie zu Broker gesprochen haben, waren ziemlich... unmissverständlich!", antwortet Bela scharf und war gefasst, sich bald mit Perl zu duellieren. Sie hatte keine Angst vor dem Chemielehrer, doch vermutete sie hinter seinem Gespräch mit Krickrack reine Taktik.
Perl sah sie ruhig an und wirkte plötzlich sehr müde.
"Mrs. Petty... ich bin nicht ermächtigt, Sie über die gesamten Zusammenhänge zu informieren – das wäre eine Entscheidung, die ich nicht allein treffen kann... aber Sie wissen genug... um zu ahnen, dass der Abtrünnige Abgeordnete versucht... Sie ... beziehungsweise... etwas... das nur Sie wissen und kennen in seine Gewalt zu bringen..."
"Ach...wirklich!?!?!" Der Tonfall in dem Bela das sagte, ließ Perl ungerührt weiterreden: "Ich kann Ihnen nur so viel sagen, ... dass die Situation im Moment... ziemlich... heikel ist. Und äußerstes Fingerspitzengefühl erfordert."
"Was Sie hinlänglich bewiesen haben, Prof. Perl!", meinte Bela trocken.
"Mrs. Petty, ich sage Ihnen noch einmal: Ihr Feind lauert anderswo und wenn Sie mir misstrauen wollen, werden Sie immer einen Grund finden!"
Perl war aufgestanden und seine Stimme überschlug sich fast.
Daraufhin wurde Bela ziemlich wütend. Sie lachte zynisch und fuhr Perl an: "Den Grund musste ich nicht lange suchen, Prof. Perl. Sie haben zu Broker gesagt..."
"Was ich zu Broker gesagt habe ist unerheblich!", unterbrach der Chemielehrer Bela barsch: "Wie gesagt: Sie kennen die Zusammenhänge nicht... ganz. ...und ich musste... Shawn in dem Glauben lassen, dass ich mich nur auf Sie eingelassen habe um etwas von Ihnen zu erfahren..."
"Broker arbeitet also für den Abtrünnigen Abgeordneten?", warf Bela aufgebracht ein. Perl seufzte, schüttelte seinen Kopf und wirkte wieder sehr müde.
"Warum... ist er dann an meinem Wissen interessiert..."
"Er persönlich... ist nicht weiter... daran interessiert... doch er... hat seine... Kontakte... auch... zum Abtrünnigen Abgeordneten – aber er arbeitet nicht für ihn..."
"Also so eine Art Doppel- und Dreifachspion..." Bela verschränkte die Hände vor der Brust und war sich nicht sicher, ob Perl das Ganze einfach nur erfand um wieder ihr Vertrauen zu gewinnen.
Perl zuckte mit den Schultern und meinte: "Im Grunde gibt es nur eines woran Shawn wirklich interessiert ist..."
"Und das wäre...", fragte Bela nach.
Perl sah Bela lange an, versuchte zu lächeln. Aber es gelang ihm nicht: "Das wäre ich...", sagte er dann leise.
Dieser Schlag traf Bela unvorbereitet, obwohl Perl nicht danach aussah, dass er sie hatte treffen wollen. Er begann langsam im Raum auf und ab zu gehen, während Bela wie angewurzelt stehen blieb ...
© Für den Textauszug aus "Bela Petty und das Weise vom Ei" danken wir der Autorin Ghila Pan sehr herzlich, 02/2024. Die Illustration von Harry Potter stammt von Eleatell , CC0 (Public Domain Lizenz).
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