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Die Autorin Bianca Röschl überrascht immer wieder mit neuen Ideen, die sie in hervorragenden Lesestoff umsetzt. Wir erinnern an die rätselhaft-spannende "Runentanz-Trilogie" oder ihren Kurzthriller "Schlaf, Püppchen, schlaf", die wir in unserem Literaturportal vorgestellt haben.
Mitte Februar 2025 erschien nun "Schneewittchens Fluch", die Adaption eines Märchens, das ursprünglich ab 1812 in den "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm unter dem Titel "Schneeweißchen" oder "Sneewittchen" veröffentlicht wurde.
Jeder kennt das Märchen von Schneewittchen und der bösen Königin. Doch die Wahrheit hinter dem Märchen ist eine ganz andere. Bianca Röschl erzählt, wie es wirklich war.
"Spieglein, Spieglein, in der Hand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" Hier entpuppt sich Schneewittchen – die eigentlich Snowbelle heißt – als böse Hexe, die ihrer herzensguten Stiefmutter Liora nach dem Leben trachten will und sie in ein goldenes Reh verhext. Voller Verzweiflung vor den Jägern flieht das Rehlein in den finsteren Wald. Doch welche andere böse Hexe haust dort in dem kleinen Pfefferkuchenhäuschen?
Wird es Liora gelingen, trotz aller Gefahren den Fluch ihrer bösen Stieftochter zu brechen?
Unser Lesetipp: (Werbung) Die Taschenbuch-Ausgabe von "Schneewittchens Fluch" zählt 108 Buchseiten und ist für alle Leseratten ab dem 10. Lebensjahr gedacht. Die Erzählung ist auch als E-Book erhältlich.
Es war einmal vor langer, langer Zeit im Königreich England, da lebte auf Schloss Applewhiteblack eine wunderschöne Frau mit Haaren, die so golden leuchteten, als trüge sie die Sonne selbst auf ihrem Haupte. Daher hieß sie auch zu Recht Liora, das Licht. Lady Liora war der strahlende Mittelpunkt aller Ländereien, welche ihr Gemahl, Lord Dalman, sein Eigen nannte und jedermann verehrte die schöne und gütige Fürstin zutiefst.
Doch in jenen Tagen herrschten dunkle Zeiten im Königreich England. Der Papst hatte zum Kampf gegen die Ungläubigen im Heiligen Land aufgerufen, und so musste auch Lord Dalman mit seinen Rittern gen Jerusalem ziehen, um die Heilige Stadt gegen die heidnischen Sarazenen zu verteidigen. Lady Liora blieb traurig und allein zurück auf Applewhiteblack und bewirtschaftete die Ländereien in den darauffolgenden Jahren so gut sie es eben vermochte.
Eines Tages kam ein Bote aus dem Heiligen Land und brachte die traurige Kunde, dass Lord Dalman als tapferer Held im Kampf gegen die Sarazenen gefallen war.
Tage und Nächte beweinte Lady Liora den tragischen Tod ihres geliebten Gemahls. Um ihrer Einsamkeit zu entfliehen, beschloss sie daher, Lord Dalmans einziges Kind nach Schloss Applewhiteblack zu holen. Das Mädchen entsprang der ersten Ehe des Lords, einer arrangierten Vernunftheirat in jungen Jahren und nicht einer Liebesheirat wie bei Liora. Weil die Mutter bei der Geburt des Mädchens verstarb, hatte der Lord daraufhin seine Tochter in ein fernab gelegenes Nonnenkloster zur Erziehung gegeben und das Kind seither dort belassen.
Da Lady Liora sich nun der Möglichkeit beraubt sah, Lord Dalman einen männlichen Erben zu schenken, wollte sie wenigstens seiner Tochter eine gute Mutter sein und bereitete alles im Schloss für ein behagliches Leben des Mädchens vor.
So kam die Stunde, in welcher Snowbelle nach Schloss Applewhiteblack kam und somit zum ersten Mal in ihrem Leben ihr Elternhaus betrat.
Lady Liora war sogleich entzückt von der Anmut und Schönheit ihrer Stieftochter. Snowbelles weiße und zarte Haut glich frischgemolkener Milch, ihre Haare schimmerten so schwarz und glänzend wie das Federkleid eines Raben und ihre Lippen waren rot und dunkel wie reife, süße Kirschen. Ein jeder, welcher das Mädchen erblickte, verlor sich in ihrem Liebreiz und lag ihr bereitwillig zu Füßen.
"Herzlich willkommen daheim, mein Kind", rief Lady Liora glücklich aus und umarmte das Mädchen herzlich. Sie führte ihre Stieftochter in ihr Gemach, wo sie bereits die schönsten Kleider und das wertvollste Geschmeide hatte bereitlegen lassen. Snowbelle staunte ob all den Kostbarkeiten. Befühlte die zarte Spitze und glatte Seide, bewunderte die funkelnden Juwelen und seufzte mehrmals tief. Derartiges war sie von ihrem einfachen Klosterleben her nicht gewohnt und ihr wurde gewahr, was ihr bislang in ihrem Leben vorenthalten wurde.
"Ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit, mein Kind", fragte Liora besorgt, als sie den nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Stieftochter sah.
Diese jedoch nickte nur und murmelte etwas von müde und gerne allein sein, was Liora nur allzu gut verstand und die Bitte respektierte.
Als Snowbelle in ihrem Gemach endlich allein gelassen wurde, kramte sie zwischen ihrem Gepäck einen kleinen Käfig hervor, in welchem ein grüner Frosch hockte. Sie hielt den Käfig hoch und drehte sich mit ihm im ganzen Raume.
"Sieh nur Fliegenfresserchen, siehst du die ganzen Juwelen? All das gehört nun mir. Mir allein!"
"Quak, Quak. Dann seid Ihr nun endlich zu Eurem Geburtsrecht gekommen, Prinzessin", quakte der Frosch.
Ruckartig hielt Snowbelle in ihren Drehungen inne und funkelte mit ihren dunklen Augen den sprechenden Frosch zornig an: "Geburtsrecht? Oh, das habe ich noch längst nicht eingelöst. Das hier in diesem Raum ist ein Almosen im Vergleich zum ganzen Besitz meines Vaters. Das Schloss und die Ländereien, die IHR nun gehören. Aber das wird sich ändern. Ich hole mir zurück, was MIR zusteht. Hast du gesehen, wie schön sie ist? So herzensgut und rein? Nun liebe Stiefmutter, deine Tage als Herrin über Applewhiteblack sind gezählt, hahaha ...". Ein gehässiges Lachen erfüllte den Raum und ließ den kleinen Frosch in seinem Käfig erschauern.
Snowbelle mochte zwar schön und anmutig von Angesicht sein, aber ihr Herz und ihre Seele waren so rabenschwarz wie ihr Haar. Zudem beherrschte sie die Kunst der Schwarzen Magie. Aus den tiefen Falten ihres Rockes holte sie einen kunstvoll verzierten Goldspiegel hervor, ein Erbstück ihrer verstorbenen Mutter, in welchem sie sich anschaute und sprach:
"Spieglein, Spieglein, in der Hand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?",
und der Spiegel antwortete:
"Mägdlein, Mägdlein, dort vor mir,
Ihr seid wahrlich die Schönste hier,
aber Lady Liora ist dennoch tausendmal schöner als Ihr."
Da wurde Snowbelle zornig und lief rot an im Gesicht vor purem Neid. "Ich habe es geahnt. Gleich in dem Augenblick, als ich sie zum ersten Mal sah mit ihrem sonnengleichen Haar und ihren frühlingsgrünen Augen. Oh, wie ich sie hasse! Ich hasse sie!" Krampfhaft umklammerte Snowbelle ihren goldenen Zauberspiegel, so dass sämtliche Farbe aus ihren Fingern entwich. ...
© "Schneewittchen mit der rabenschwarzen Seele": Die Texte zur Buchvorstellung "Schneewittchens Fluch" hat uns die Autorin Bianca Röschl zur Verfügung gestellt, 03/2025.
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