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Wir Menschen sind soziale Wesen, keine Wasserpolypen, die sich allein durch ihr nasses Leben schlagen müssen oder dürfen. Je nachdem aus welcher Perspektive man es sich ansieht. Es fängt schon basal bei der Fortpflanzung an. Wir brauchen die oder den andere(n). Ohne den Mitmenschen geht es nicht und wird es, wenn wir unsere Art erhalten wollen, auch niemals gehen. Wir sind voneinander abhängig. Wir können das auf der Mikroebene betrachten aber genauso auf der Makroebene, wenn wir uns eine Gesellschaft ansehen. Bei Letzterem ist zwar die Biologie nicht das zentrale Thema, dennoch ähneln sich Mechanismen. (Read this in English)
Bleiben wir zuerst auf der Mikroebene, der Familie oder gehen wir noch eine Ebene tiefer und betrachten die Freundschaft. Das Zusammenleben liegt im Austausch. Dadurch werden wir erfolgreich. Wir unterscheiden uns von dem Einzelgänger dadurch, dass wir Informationen miteinander teilen. Sicherlich der überwiegende Teil der Gespräche als Datenmüll in Form von Smalltalk, aber auch sinnvolle Informationen, wenn ich nicht weiter weiß – und geht es nur um den Weg zum Bahnhof, den ich erfrage. Darauf kann ich noch verzichten, mich allein durchboxen, mit meinen unnötigen Irrwegen, die ich gehen muss, um an mein Ziel zu kommen, wenn ich auf das Wissen der anderen nicht zurückgreifen kann oder will. Dann verpasse ich auch mal meinen Zug.
Wenn es dann um unseren Erhalt geht, führt am Austausch von genetischem Material kein Weg vorbei. Der Einzelgänger in den Rocky Mountains kann seinen privaten Traum vom Leben allein leben, der Allgemeinheit bringt er nichts. Es ist sein gutes Recht, er kann es so machen, es ist seine individuelle Entscheidung. So weit sind wir als Menschen schon in unserer Entwicklung. Ein gewisser Luxusfaktor der Gesellschaft, wenn es nur Einzelne machen. Der Erfolg über seine Generation hinweg wird er aber nicht einfahren. Er lebt, vergeht und hinterlässt maximal eine Blockhütte, die irgendwann zerfällt und von der Natur wieder assimiliert wird. Sein Weg endet vollständig, es sei denn er hat zumindest ein Tagebuch geführt, was mit etwas Glück gefunden wird. Zumindest dann ist ein gewisser Mehrwert für andere vorhanden. Das ist für das Individuum ok aber in der Regel nicht für die Population. Da es bislang nur einzelne tun, hat es keine negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Würden es allerdings alle machen, wären die Konsequenzen fatal.
Der sich fortpflanzende Mensch hinterlässt Kinder, in denen er durch seine Gene und mittels Erziehung, also seine Ansichten, weiterlebt. Diese werden von seinen Kindern kritisch hinterfragt, abgeändert, verbessert oder verworfen, was auch eine Weiterentwicklung bedeuten kann. Auch Fehler sind Erkenntnisse, wenn ich diese weitergebe. Die kleinste Ebene versucht sich mit den gegebenen Umständen so auseinanderzusetzen, dass sie überleben. "Überleben" im Sinne von über sein Leben hinaus. Und das muss auch nicht durch Kinder, als alleiniger Weg, der Fall sein, sondern kann auch durch Wissensvermittlung stattfinden. Wollen wir etwas weitergeben, gibt es unterschiedliche Wege dies zu tun, solange wir im Kontakt bleiben.
Auf der Makroebene ist es die Gesellschaft, die in sich funktionieren will, damit beispielsweise ein Staat langfristig bestehen kann.
Gehen wir über die eigenen Staatsgrenzen hinaus, ist es das Zusammenspiel der Länder untereinander. Der eine Staat hat seine Kompetenzen in dem Bereich, der benachbarte Staat in einem anderen Bereich – und wieder geht es um Austausch, ob Handel oder Wissen ist dabei gleichgültig. Auch auf dieser Ebene sind wir im Kontakt zueinander.
Wenn ich nur meinen Vorteil im Fokus habe und dieses Prinzip als Ausschließlichkeit für mich definiere? Dann überfalle ich vielleicht den Nachbarstaat und versuche diesen in mich aufzunehmen. Das kann ich so lange betreiben, bis es nur noch einen Staat gibt. Lassen wir mal die ethisch-moralischen Gedanken beiseite. Aber was ist dann das Ziel? Am Ende würde nur der eine Staat übrigbleiben. Und dann?
Es würde ein Faktor wegfallen: die friedliche Konkurrenz oder der Wettstreit auf Staatsebene. Wir entwickeln uns nur dann weiter, wenn andere in bestimmten Bereichen schneller lernen, als wir das können. Dafür benötigen wir unterschiedliche Strukturen, die das Lernen fördern. Nur durch diese Unterschiedlichkeit ergeben sich Möglichkeiten, die von anderen genutzt werden können. Entfällt die Konkurrenz, werden wir langsamer oder bleiben im schlimmsten Fall stehen. Der Ansporn, die Lust der Weiterentwicklung – das, was uns Menschen ausmacht, entfällt.
Ich würde sogar behaupten, dass dies eine Grundlage des Menschen ist. Denn nicht umsonst haben wir uns so schnell und so erfolgreich entwickeln können. Wir bleiben aber stehen oder gehen zurück, wenn wir unseren Wissenszuwachs nicht mehr in dem bisherigen Maß generieren können. Vielleicht können wir uns auch nur noch an den gegebenen Umweltbedingungen anpassen, damit wir überleben. Und weiter? Nein, ein weiter wird es dann nicht mehr geben. Die Gefahr des Aussterbens wird größer. Bestimmt wird sie nicht zur Zwangsläufigkeit, denn wir kommen auch auf einem niedrigeren Niveau klar. Wir nähern uns aber einem Stillstand an.
Ich persönlich halte davon nichts. Mein Ansporn als Mensch ist es, von den Beispielen der anderen zu lernen, um mich zu verbessern. Vielleicht bin ich sogar in einem Bereich besser und kann mein Wissen anderen geben. Dann hätte ich, außerhalb meiner Fortpflanzung, einen weiteren konkreten Nutzen für andere.
Die heutige Tendenz in dieser Welt ist aber ein nicht zu Ende gedachter Weg und damit ein möglicher Irrweg. So wie es Sieger nur dann gibt, wenn es auch Verlierer gibt, ist es auch auf allen anderen Ebenen zu betrachten. Erfolg werden wir nur haben, wenn andere einen Misserfolg haben. Die Kunst liegt darin, ein friedliches Gleichgewicht zu schaffen, wo beides nebeneinander existieren darf. Mal gewinnt der eine, mal der andere. Ein steter friedlicher Wettstreit und damit ein Motor der menschlichen Entwicklung.
Es ist wie das Fahrrad. Ich komme nur voran, wenn mal die eine, mal die andere Pedale oben ist, die ich runtertreten muss. Gibt es nur die eine Pedale, die unten ist, rolle ich vielleicht ein Stück und bleibe dann stehen.
Die Aufgabe der Macht ist es, dieses Gleichgewicht friedlich nebeneinander zu schaffen und zu pflegen. Sollte eigentlich kein Problem sein, da wir am Ende des Tages alle dieser einen Art angehören. Wird das von der bestehenden Macht nicht gesehen, ist es ein Machtmissbrauch, denn dann geht es nur um den eigenen Bauch und das würde der Einzelgänger in den Rocky Mountains genauso machen. Und wo das hinführt, steht weiter oben. Am Ende lacht nur der Aaskäfer und der gehört einer anderen Art an.
Die Geschichte zeigt diesen Weg immer wieder von neuem auf. Der eine oder andere Staatenlenker scheint aber auf dieses Wissen keinen Zugriff zu haben.
Damit sind wir alle in der Pflicht, ihnen dieses Wissen zu vermitteln oder sie gar nicht erst in diese Position zu hieven. Daraus folgt, dass nicht der Machtinhaber fehl läuft, sondern wir, die wir dieser Macht folgen und fördern, denn wir als Gesellschaft sind es, die diese Strukturen immer wieder neu schaffen. Wieder und immer wieder. Wir scheinen im Kollektiv also noch nicht so weit zu sein. Wir wiederholen diese Schleife erneut.
Aus meiner Sicht ist es zu einfach von der gesellschaftlichen Manipulation durch Medien oder Autokraten zu sprechen und diese als Entschuldigung für den falschen Weg heranzuziehen, da jeder die Möglichkeit der Selbstreflexion hat und das Gespräch mit anderen führen kann, wenn ihm Wissen fehlt.
Unsere Empfehlungen: Dr. Martin Kreuels ist Autor und Coach für trauernde Männer sowie Biologe. Für seine Sachbücher, Romane und Gedichte sowie seine Videos auf Youtube, seinem vertonten Buchstabenparkplatz, bitten wir um Beachtung.
Zu seiner fiktionalen Kriegsgeschichte "Ukrainekind: Kriegsmonate, die mein Leben prägen werden", die er Mitte 2024 veröffentlicht hat, lesen Sie hier unsere Buchrezension.
© "Menschsein: das kooperative Wesen?" Ein Essay von Dr. Martin Kreuels", 02/2025. Bildnachweis: zwei Menschen in Bewegung, CC0 (Public Domain Lizenz).
Gefühle bestimmen, was wir sind, oder besser gesagt, wer wir sind. Was aber, wenn wir unfähig wären, überhaupt Gefühle zu empfinden? Was, wenn wir weder Liebe noch Trauer, weder Freude noch Schrecken, weder Geborgenheit noch Sehnsucht, weder Hass noch Zuneigung empfinden könnten?
In genau dieser Situation befindet sich der Protagonist in Tassilo Leitherers Roman "MenschSein". Gefühle sind ihm nicht nur fremd, er sieht sich auch völlig außerstande, sie zu empfinden oder zu verstehen. Er ist von Geburt an gefühllos. Er passt sich an, um nicht aufzufallen. Er weiß, dass ihn niemand verstehen wird, ihn, ein Wesen, das ausschließlich von kalter Logik beherrscht wird. Die Welt geht mit dem Anderssein nicht sehr wohlwollend um.
Gleichzeitig spürt der Protagonist eine Leere in sich, ihm fehlt der Sinn des Lebens. Glück, so glaubt er, ist das Ziel, aber ohne Gefühle ist Glück nicht zu erreichen. Deshalb setzt er alles daran, seine Gefühle zu finden und zu entwickeln und geht dabei extreme Wege. Wird es ihm am Ende gelingen, das MenschSein zu erreichen?
Tassilo Leitherer arbeitet in München selbstständig als freier Redner, Mediator, Konfliktmanager und Kommunikationsberater. 2009 erschien seine erste Erzählung "Die Sehnsucht nach der richtigen Welt". 2010 folgte sein erster Gedichtband "Träume wie die Wirklichkeit", und Ende 2011 sein erster Roman "Die sieben Stufen des Wahnsinns". 2019 folgte sein beachtenswerter Roman "EwigSein". Erfahren Sie mehr zu "MenschSein", dem Roman von Tassilo Leitherer, in einer Buchvorstellung hier auf unserem Portal.
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