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Unter allen Obstbäumen ist der Apfelbaum der bekannteste – und schließlich war er in unseren Regionen auch so ziemlich der einzige Obstbaum. Die Früchte des Baumes waren allerdings von unseren heutigen, vielfältigen Sorten weit entfernt. Es waren kleine, harte, wenn auch sehr vitaminhaltige Äpfel. Andere Obstsorten, wie etwa Kirschen oder Birnen, brachten erst die Römer ins Land. Die Einwohner unserer Breiten behalfen sich mit Beeren und eben den Früchten dieses Baumes, die man trocknen und einlagern konnte, um halbwegs gesund über den Winter zu kommen.
Äpfel kommen in zahlreichen Legenden vor und sind wichtige Aspekte vieler Mythen. So wird die Frucht des Apfelbaumes seit jeher als dem Weiblichen zugeordnet. Dafür gibt es wohl sehr viele Gründe, aber wahrscheinlich wird die runde und äußerst nahrhafte und gesunde Frucht mit der ernährenden Muttergöttin in Verbindung gebracht. Der keltische Mythos spricht von einem märchenhaften Apfelland – Avalon – das immerwährende Zufriedenheit verspricht. Teilt man einen Apfel quer, bildet das Gehäuse ein kleines Pentagramm, das Zeichen also, das der Muttergottheit zugesprochen wird.
Der von Mordred auf den Tod verwundete König Artus wurde von drei Göttinnen zur Insel Avalon gebracht, also der Welt entrückt. In der Sage heißt es, dass dieser Held dort geheilt wurde und wiederkehrt, wenn er gebraucht wird.
Die christliche Mythologie spricht dem Apfelbaum eine weit schlimmere Bedeutung zu: der Apfel soll es gewesen sein, der den ersten Menschen den Aufenthalt im Paradies verdorben hat. Im Lateinischen bedeutet das Wort "malum" sowohl "Apfel" als auch "das Böse". In der Bibel wird allerdings von der "verbotenen Frucht des Baums der Erkenntnis des Guten und des Bösen" gesprochen – der Apfel wurde später hinzugefügt. Wohl weil Äpfel jedermann bekannt waren und somit das Bild abrundeten, und vielleicht auch weil die alte, heidnische Bedeutung sehr viel mit Fruchtbarkeit und der Verehrung der großen Göttin zu tun hatte. Eva reicht Adam ein weibliches Symbol – besser hätte man es wohl kaum in Szene setzen können.
Wie auch immer, ein Apfelbaum ist ein sehr freundlicher Baum – ohne die allergeringste unheimliche Belegung. Ein schöner Herbsttag, der Duft von reifen Äpfeln ... für die Seele ist das ebenso heilsam wie die vielen wichtigen Wirkstoffe dieser Früchte. Die Fülle, die sich vor dem langsam nahenden Winter zeigt, ist ein Trost und ein Versprechen – und das bezieht sich nicht auf Bratäpfel mit Kandis, sondern auf den Kreislauf des Lebens. Nichts geht verloren, und immer wieder gibt es einen Frühling.
© Textbeitrag "Magische Bäume: Der Apfelbaum und seine Mythen": Winfried Brumma (Pressenet), 2014. Bildnachweis: Abbildung des Apfelbaumes, CC0 (Public Domain Lizenz).
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