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"Und überhaupt ist das sehr gesund!" Diese oder ähnliche Machtworte wurden gesprochen, und dann wurde aufgetragen, während Kinder die Schnuten nach unten zogen und mancher Erwachsene müde eine Braue hob. Gemeint ist der Spinat, der jahrelang eine Art Geißel der Mittagszeit war.
Das ist durchaus nachvollziehbar, denn das grüne Gesundheitswunder (glaubte man den Älteren) kam meist mit Salzkartoffeln und den obligatorischen Spiegeleiern auf den Tisch. Langweilig und nicht gerade übertrieben gut gewürzt mochten Kindern ihn selten und Erwachsene wahrscheinlich auch nicht so sehr. Dass die Konsistenz des grünen Gemüses leicht an Kuhfladen erinnert, ist wohl eine böse Unterstellung, obwohl man tatsächlich kaum Blattspinat, sondern die zu Tode pürierte Variante auf den Tisch brachte.
Als die Tiefkühlkost erste Triumphe feierte, gab es kein Halten mehr. Da wurde mit irgendeinem Fett angereicherter Spinat als "Rahmspinat" angeboten, schnell aufgetaut und als Spaßbremse serviert, natürlich mit Kartoffeln und Ei. Später wurde dieser Klacks Fett, der nichts für Vegetarier war, dann als ultimativer "Blubb" angepriesen und erhöhte wahrscheinlich den Absatz noch einmal spürbar.
Nicht nur, weil man ihn auch als Färbemittel für Pasta und andere Lebensmittel verwendet. Blattspinat kann auch als Salat angerichtet werden, oder wird mit Zwiebeln und geriebenen Äpfeln in der Pfanne zubereitet. Wobei der Fantasie da kaum Grenzen gesetzt sind, denn er macht so gut wie alles mit. Von Spinat-Lasagne bis zum deftigen Eintopf spielt er mit, der grüne Alleskönner. "Gesund" muss ja nicht langweilig sein.
Aber ist er wirklich so gesund, wie Oma das immer wieder behauptete, der Spinat? Ja und nein.
Spinat, ein Sommer- und Wintergemüse, hat einige interessante Inhaltsstoffe, wenn auch weniger Eisen, als die Küchenlegenden wahrhaben wollen. Die Mär vom sehr hohen Eisengehalt geht auf den Irrtum eines Wissenschaftlers zurück, der den Unterschied zwischen getrocknetem und frischem Spinat bei seiner Analyse nicht berücksichtigte: die Blätter des frischen Spinats weisen nur ein Zehntel des Eisengehalts auf.
Doch der frische Spinat bietet ausreichend Carotinoide, Folsäure, sowie die Vitamine B, C und E, und trägt zur Bedarfsdeckung des menschlichen Organismus bei. Außerdem ist der Spinat ein vegetarischer Kraftspender, wie schon der Seemann Popeye wusste, und hat sehr wenig Kalorien.
Dafür nimmt das grüne Blattgemüse sehr viel Nitrate aus dem Boden auf und sollte daher von Frauen in der Schwangerschaft mit Vorsicht genossen werden. Nitrat kann sich im Körper zu Nitrit wandeln und gehört nicht zu den gesündesten Inhaltsstoffen, die eine Pflanze haben kann. Zudem bindet Nitrat das Eisen im Körper, was den positiven Effekt praktisch aufheben kann. Hier gilt: nicht übertreiben.
Neben Spinat gibt es auch andere Gemüsesorten, die viel Nitrat enthalten, so wie Weißkohl oder Wirsing sowie Blattsalate oder Mangold. Wenig Nitrat haben zum Beispiel Kartoffeln oder Erbsen. Es kommt, wie überall, auf die Ausgewogenheit an und natürlich auf die "Dosis".
Tatsächlich wurde das grünblättrige Wundergemüse auch als Heilpflanze verwendet. So wurde der Spinat unter anderem gegen Blähungen eingesetzt. Sein Ursprung liegt wohl in Asien, wo er früh kultiviert wurde und im Mittelalter seinen Siegeszug in Europa antrat. Das Wort ist nicht übertrieben, denn die gute bürgerliche Küche kam ohne den "überaus gesunden", aber ungeliebten Spinat kaum noch aus.
Heute ist das anders, denn auch die Haute Cuisine hat die vielfältigen Möglichkeiten und geschmacklichen Variationen längst erkannt. Rebellionen am Esstisch gehören der Vergangenheit an.
© "Spinat: Mehr als ein vegetarischer Kraftspender". Ein Textbeitrag von Izabel Comati (Pressenet), 04/2020. Bildnachweis: Spinat mit Salzkartoffeln und Ei, CC0 (Public Domain Lizenz).
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