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Der Erzählband "Der Schmerz ist anderswo" enthält acht Geschichten, die unter die Haut gehen, wie man so schön sagt. Aber das trifft es genau, denn los wird man die meisten davon so schnell nicht wieder.
Die acht Erzählungen der Autorin Ulla Burges drehen sich weitgehend um die Themen Freundschaft, Zuneigung, Liebe und auch Abschied. Um unerfüllte Liebe. Um Liebe, die man sich einbildet. Um ausweglose Liebe. Zum Teil sind es erschütternde Lebensgeschichten, die man keinem Menschen wünschen möchte.
Den Auftakt bildet die Geschichte "Das Wort", in der es um das Kennenlernen geht. Es wird der Versuch beschrieben, eine Beziehung zu einem Mann aufzubauen, den man im Internet kennengelernt hat, und der nach und nach zu einem Problem wird. Nichts Gravierendes, aber ein Unbehagen kommt auf beim Lesen. Man erkennt recht schnell, worauf das hinausläuft und es ist etwas verwirrend, dass die betroffene Frau auf ihre eigene Weise reagiert. Doch dann wird es eindringlich, vielleicht schwer erträglich.
Wie das ganze Buch ist die darauf folgende Geschichte "Der Schmerz ist anderswo" in hervorragender Sprache und so bildlich geschrieben, dass man glaubt, die Schmerzen zu spüren, die die Heldin da aushalten muss, wenn sie sich bewegen will. Fast sachlich, fast leidenschaftslos wird Schmerz geschildert, der dennoch zu einer Person gehört, die ihn wahrscheinlich deutlich weniger wahrnimmt als der Leser. Kühl und auf sich bedacht kriecht die gelähmte Frau durch ihr Leben, das nicht gut zu ihr ist. Doch das ist sie auch nicht dem Leben gegenüber.
In einer anderen Geschichte ("Zurückgebliebene") jagt ein Erschrecken das andere. Jedenfalls für den Leser, denn die beteiligten Figuren waten wie selbstverständlich durch Abgründe oder nehmen mit einer verstörenden Ruhe die schlimmsten Dinge in Kauf. Ein narzisstischer Mann macht aus seiner Familie Unmenschen, im Sinne vom Fehlen der meisten Regeln, die Menschen für ein Miteinander geschaffen haben. Und niemand wird darauf aufmerksam, niemand fühlt sich gestört und niemals wird der Mann zur Rechenschaft gezogen. Was Spekulationen über die heimlichen Familienaufstellungen hinter Rouleaus und Vorhängen zulässt.
So dramatisch – für den Leser – geht es nicht in jedem geschilderten Leben zu, das die Erzählungen im Band ausmacht. Aber deswegen sind sie nicht leichter zu nehmen. Ganz im Gegenteil.
Man kann kaum aufhören mit dem Lesen, vielleicht hofft man ja auf irgendetwas, das man als eine Art Happy End sehen könnte. Und das gibt es tatsächlich für einige der Personen. Allerdings nicht so offensichtlich wie im Kino. Absolut nicht.
Unsere uneingeschränkte Leseempfehlung: (Werbung) "Der Schmerz ist anderswo" ist einer der besten Erzählbände, die wir in der letzten Zeit gelesen haben. Die Erzählungen von Ulla Burges umfassen als Taschenbuch 292 Seiten und wurden, wie auch das E-Book, via BoD im Sommer 2023 veröffentlicht.
Alle acht Geschichten in "Der Schmerz ist anderswo" auf einen Blick vorgestellt: siehe weiter unten!
Ein weiteres Buch, in dem Ulla Burges als Autorin mitwirkte, ist ebenfalls mehr als empfehlenswert. Der Titel lautet "Von Fischen und Menschen". Dieses ganz besondere Buch enthält Karikaturen (von Paul Pribbernow) und Gereimtes (von Ulla Burges).
Der Illustrator Paul Pribbernow gehört gewiss zu einer Handvoll herausragender Karikaturisten im Land. Sein Stil wird gern als altmodisch bezeichnet, was ihn nicht stört, da er weiß, dass andere Künstler es mit der Genauigkeit im Zeichnen nicht so genau nehmen. So freudvoll und leidenschaftlich er zeichnet, so freudvoll und leidenschaftlich angelt er auch. Und er sieht schon immer sehr genau hin: zu den Menschen wie zu den Fischen. Hier nun, in "Von Fischen und Menschen", sind sie abgebildet. In Schwarzweiß und in Farbe. Mit jeder Menge Humor scheint Pribbernow von der Zunft der Angler selbst nicht allzu viel zu halten. Und Ulla Burges unterstreicht diese Art zu karikieren mit ihren Reimen, teils im Brandenburger Dialekt, wo Paul beheimatet ist.
Paul Pribbernow, Jahrgang 1947, hat sicher schon im "tiefer gelegten" Nachkriegskinderwagen zu zeichnen begonnen. In der Brandenburger Gegend ist er, unter sehr zahlreichen Geschwistern, als einziger, sozusagen wie von selbst, ein Künstler geworden, nachdem er eine ganz normale Malerlehre abgeschlossen hatte. Zahlreiche Ausstellungen, auch große Personalausstellungen seiner frechen Karikaturen machten ihn ab 1987 bekannt. Da es für ihn kaum einen Tag ohne Zeichnen gibt, ist inzwischen viel zusammengekommen. 1990 erschienen seine ersten Bücher: "Die vergoldete Hausnummer. Berichte von gegenüber und nebenan" und "Da bleibt kein Auge trocken. Gezeichnete Satire". Aus der Satire-Zeitschrift Eulenspiegel ist sein gezeichneter hintergründiger Humor seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken.
Unser Buchtipp Nr. II: (Werbung) Ebenfalls via BoD herausgegeben, liegt "Von Fischen und Menschen" neben der gebundenen Ausgabe, die 176 Seiten umfasst, auch ein E-Book vor. Veröffentlicht wurde diese humoristische Buchausgabe im August 2022.
Weitere Publikationen mit und von Ulla Burges: (*Werbung)
"Ich – die Lügnerin" (Ein Briefroman von Ulla Burges) ➔ Lesen Sie die Rezension hier bei uns!
"Alle meine Freunde" (85 Kurzgeschichten in 5 Bänden) ➔ Lesen Sie die Buchvorstellung hier bei uns!
"Putchiqua um-um" (20 moderne Märchen) ➔ Lesen Sie die Buchvorstellung hier bei uns!
"Mein graues Paradies" (Autobiografisches von Ulla Burges) ➔ Lesen Sie die Buchvorstellung hier bei uns!
"Stücke meiner Nächte" (Audio-CD mit Gedichten, vertont von Katharina Burges) ➔ * Link zum Buchhandel
Alle Geschichten in "Der Schmerz ist anderswo" auf einen Blick:
"Das Wort": Wo liegt der Spaß im Kennenlernen eines sehr sonderbaren Mannes?
"Der Schmerz ist anderswo": Was passiert, wenn ein Defekt durch eine Beschränktheit ergänzt wird?
"Flugangst": Weshalb endet eine nicht unerotische Begegnung in der Deutschen Bahn tödlich?
"Grünfäule": Was hat ein skurriler Traum mit der Alp-Entsprechung in der Realität zu tun?
"Zurückgebliebene": Wie kommt es, dass jemand moralbefreit einfach so davonkommt?
"In Sachen Liebe": Wie viel darf einer erfinden, um noch ernstgenommen zu werden?
"Glut im Ofen": Warum ist die Liebe ein so desaströses Unterfangen?
"Intermezzo": Wieso muss man aus dem Osten wieder abhauen?
© "Acht Versuche, im Leben etwas hinzukriegen": Die Rezension zum Erzählband von Ulla Burges "Der Schmerz ist anderswo" wurde verfasst von Izabel Comati und Winfried Brumma (Pressenet), 10/2023. Die Texte zum Buchtipp Nr. II "Von Fischen und Menschen" sowie alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Ulla Burges und Paul Pribbernow zur Verfügung gestellt.
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