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"Putchiqua um-um" – das sind zwanzig moderne Märchen zum Nachdenken und Mitmachen. Entdecke Deine Welt aus einer neuen Perspektive!
Mit der Autorin Ulla Burges tauchen Selbstlesekinder wie Vorlesende in eine Märchenwelt ein, die heutig ist und dennoch zeitlos. Von Alltagsnöten ist die Rede, von seltsamen Begegnungen, gruseligen Verwandlungen und überraschenden Entwicklungen. Ebenso sind Gespenster, Drachen und Zauberer anzutreffen.
In märchenhafter Sprache und durch ihre liebevollen Illustrationen gelingt es der Autorin, auch schwierige Themen wie Angst, Neid, Hass, Ekel und Wut kindgerecht aufzubereiten. Auch das Thema Tod wird nicht vermieden. Hier und da ist Platz zum Selbstschreiben oder -malen. Die kleinen, manchmal widersinnig-witzigen Aka-Uku-Dialoge zwischen den Märchen locken zur selbständigen Fortsetzung. Alles zusammen entspricht einer Märchen-Reise durch unsere Realität, phantasievoll und aufregend.
Unser Buchtipp für Leser und Leserinnen von 4 bis 99 Jahren: (Werbung) Das Märchenbuch "Putchiqua um-um" umfasst als Taschenbuch 266 Seiten und wurde im Sommer 2021 via BoD herausgegeben. Die Autorin Ulla Burges hat diese modernen Märchen auch in einem E-Book zusammengefasst.
Es war einmal ein großer Junge – oder war er schon zu einem jungen Mann herangewachsen? Egal. Er hieß Justus. Justus lief stets mit einem grimmigen Gesichtsausdruck herum. Und davon, dass er immer die Augenbrauen so zusammenzog, hatte er schon tiefe Falten in seiner Stirn.
Nie war er fröhlich, und freundlich war er auch nicht gerade. Sprach man ihn an, gab er entweder keine Antwort, oder er brummelte etwas vor sich hin, das niemand verstand. Dann drehte er sich weg oder ging einfach davon. Er wollte mit niemandem etwas zu tun haben. Er sah auch nie jemanden an, weil er dachte, dass niemand ihn leiden könne. Irgendwie war das auch so, denn mit der Zeit hatten alle verstanden, dass man Justus am besten in Ruhe lasse.
Dieses unfreundliche Verhalten war schließlich fortgeschritten. Justus war nicht nur abweisend seinen Nachbarn und Bekannten gegenüber, er wurde immer missmutiger, schimpfte und schnauzte die Menschen an, die etwas zu ihm sagten. Sagte einer: "Na Justus, wie geht's dir heute?", so brüllte Justus zurück: "Das geht dich gar nichts an, hau ab, du Blödmann!"
Justus hatte eine Arbeit gefunden, denn er musste ja Geld verdienen, weil seine Eltern genug hatten von seinem aufbrausenden Wesen. So musste er sich eine Bleibe suchen, und die musste er bezahlen, ebenso wie das Essen, das er benötigte und für das er nun selbst zu sorgen hatte. Er arbeitete im Wald, kümmerte sich um den Baumbestand, besah sich junge und alte Bäume, setzte ab und zu die Säge an, hielt die Spazierwege frei von Geäst und Blättern. Seine Kollegen waren froh gelaunte Kerle, die miteinander scherzten, und bald fingen sie an, sich über Justus lustig zu machen.
Er arbeitete im Wald, kümmerte sich um den Baumbestand, besah sich junge und alte Bäume, setzte ab und zu die Säge an, hielt die Spazierwege frei von Geäst und Blättern. Seine Kollegen waren froh gelaunte Kerle, die miteinander scherzten, und bald fingen sie an, sich über Justus lustig zu machen. "Alter Brummelkopp" nannten sie ihn und nahmen ihn nicht weiter ernst. Das machte Justus erst recht wütend. Er sprach aber mit niemandem, nur mit sich selbst, wenn er wusste, dass keiner der Männer in der Nähe war.
"Was ist das nur für eine Arbeit, das ist was für Dumme. Und was sind das für eklige Typen hier, mit denen ich zusammen sein muss. Und überhaupt: Ich verdiene nur so ein bisschen Geld für die ganze Plackerei!" So schimpfte Justus lange vor sich hin und merkte nicht, dass er dabei immer lauter wurde. Er trat gegen die Bäume, und er schmiss eine große Bank am Weg einfach um. Und abends, wenn er müde von der Arbeit und müde von seiner anstrengenden Wut in seiner kleinen Hütte angekommen war, erging es ihm nicht besser. "Alle haben sie eine Frau oder ein Weibchen, das sie lieben können – ich will das auch! Ich will, dass eine mich liebt!" Er sah sich im Spiegel an und befand, dass er gar nicht so übel aussehe. Aber die Welt war schlecht. Die Mädchen waren schlecht und die Frauen erst recht. Und er trat gegen die Wand, schlug mit der Faust auf den Tisch und die Schranktür kaputt. Und dann sagte er ein Wort, von dem immer gesagt wird, dass man es nicht sagen soll, aber er sagte es. "Scheiße", sagte er, "verdammte Scheiße."
Und so ging es ziemlich lange: tagsüber die verhasste Arbeit, die Kollegen, die er albern und bösartig fand und abends die Einsamkeit.
"Ich will glücklich sein, ich will verdammt noch mal endlich glücklich sein!", brüllte er eines Tages in den Wald hinein und hieb einer dicken Buche einen Ast ab, an den sein Kopf gerade gestoßen war. "Keiner macht, dass ich glücklich bin – womit hab ich das verdient!" Er rutschte mit dem Rücken an einem kratzigen Baumstamm herunter, hockte sich ins Gras, erschlug zwei Marienkäfer, die sich gerade küssten und bejammerte sein Schicksal, und die Wuttränen rollten ihm über die Wangen. "Nein", schluchzte er, "ich will nicht mehr leben. Die Menschen sind gemein und doof, alles ist hässlich, die Welt ist abscheulich und finster und feindlich." Und außerdem regnete es jetzt.
Da stand plötzlich ein hagerer bleicher Herr neben ihm, mit Gehstock, in Frack und Zylinder. "Guten Tag", sagte er sehr höflich und formvollendet. "Nun, er möchte sterben – ich kann ihn mitnehmen. Ich bin der Tod, und ich habe heute noch nicht viel gearbeitet."
"Was? Wer bist du? Der Tod?" Justus war erschrocken. "Ach, geh weg, du komische Gestalt!"
"Ich wäre an seiner Stelle etwas vorsichtiger mit solchen Äußerungen", sagte der Herr. "Ich meine es ernst. Ich kann ihn vom Leben befreien, wenn er es so schrecklich findet. Und er hat ja recht: Was soll jemand wie er auf dieser Welt, die sich durchaus mitunter hell und liebenswürdig gebärdet."
"Nein!", schrie Justus, der es mit der Angst bekam, "ich will doch leben, Mensch, Tod du!"
"Na, na, na", sagte der Herr weiter, der der Tod sein sollte, "wenn er will, kann er auch bei mir in die Lehre gehen – ist vielleicht besser, als im Wald herumzulungern und zu flennen."
"Bei dir in die Lehre soll ich gehen? Und was bin ich dann, wenn ich ausgelernt habe?" ...
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"Ich – die Lügnerin" (Ein Briefroman von Ulla Burges) ➔ Lesen Sie die Rezension hier bei uns!
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"Stücke meiner Nächte" (Audio-CD mit Gedichten, vertont von Katharina Burges) ➔ * Link zum Buchhandel
© "Es war einmal ein großer Junge". Textauswahl aus "Putchiqua um-um". Ein Märchenbuch von Ulla Burges, mit freundlicher Genehmigung der Autorin, 10/2023.
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