Ein abgründiger Reigentanz, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt

Die Autorin Ulla Burges überrascht immer wieder mit außergewöhnlichen Büchern. In ihren bisherigen Veröffentlichungen erzählt sie aufwühlende Geschichten, die unter die Haut gehen und sprachlich hervorragend sind. Eine Aufstellung der bisher erschienenen Romane, Erzählungen und Märchen finden Sie am Ende dieser Rezension.

"Und keiner weiß, warum" ist der Titel ihres im April 2025 erschienenen Romans. Darin beschreibt Ulla Burges eine Art Labyrinth, dessen Eingang überschaubar scheint, das den Leser aber immer tiefer in Abgründe zieht, die ihn kaum mehr loslassen. Wie in einem Irrgarten kommt man immer wieder an den gleichen Markierungen vorbei, die sich jedoch stetig verändern, bis sie eher beängstigend als vertraut wirken.

Es ist ein düsterer Reigen von Menschen, die sich immer wieder begegnen, sich teils verlieren, teils finden – auf nicht alltägliche Art und Weise. Den Anfang macht Max Blund, ein Charmeur und Blender. Gutmütig auf den ersten Blick und auch irgendwie lustig. Er hat mit seiner Familie gebrochen, sieht sie nach langer Zeit aber wieder, was zu einer Katastrophe führt. Nichts, was Max Blund sehr lange beschäftigen würde. Dazu ist er zu oberflächlich. Zu ich-bezogen.

Eine Frau fällt ihm auf. Max versucht, sie auf seine typische Weise zu umgarnen – und scheitert. Er ahnt nichts von den Abgründen ihrer Seele. Wenn beide sich auch ähnlich sind, denn Karla ist ebenso auf sich selbst fixiert wie Max. Auf ihre Weise.

Und der Reigen geht weiter. Die Schwester, die hilft. Die fast unsichtbare Tante. Dazu kommt der Freund der Schwester, der besessen ist von Zwanghaftigkeiten. Und dessen Vertraute, die beständig das Ziel verfolgt, Kinder zu retten, weil sie als Kind selbst Rettung brauchte.

Max Blund trifft immer wieder auf diese Akteure – ähnlich wie eine Flipperkugel, die an die Banden stößt und wieder fortgeschleudert wird.

"Und keiner weiß, warum" ist ein faszinierender und auch verstörender Roman, den man unbedingt lesen sollte.

In den psychologisch dicht gewebten Szenen geht es um düstere Dinge, Geheimnisse, Selbstverstümmelung und so manchen über die Jahre gequälten und verkrüppelten Geist. Und wenn man dann glaubt, einen Ort zu erkennen und eine Markierung zu haben, die uns diesen Ort und die Mitspieler verstehen lässt, dann ist es doch anders. Abgründiger, böser vielleicht, und auch seltsamer.

Wer ist verrückt, wer ist verschroben, und wer ist ganz einfach menschlich? Dazu zählt auch Max Blunds sehr gesunder Egoismus. Oder sollte man das mit der Menschlichkeit noch einmal überdenken?

Wer sich auf diesen filmreifen Reigen einlässt, wird ihn so schnell nicht wieder vergessen. Ulla Burges beschreibt exakte Seelenzustände, und sie zeigt Menschen auf eine beinah zurückhaltende Weise, die durch ihre überaus präzise Sprache umso bildhafter wirkt. Man sieht sie vor sich, diese Teilnehmer eines sonderbaren Reigentanzes. Und man bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf.

Unser Lesetipp: (Werbelink) "Und keiner weiß, warum" umfasst als Taschenbuch 420 Seiten. Die Autorin Ulla Burges hat zudem ein E-Book herausgegeben, das man Online erwerben kann.

Weitere Bücher mit und von Ulla Burges: (*Werbelinks)
"Mein graues Paradies" (Autobiografisches v. Ulla Burges) ➔ Zur Buchvorstellung hier bei uns!
"Ich – die Lügnerin" (Ein Briefroman von Ulla Burges) ➔ Zur Rezension hier bei uns!
"Der Schmerz ist anderswo" (Ein Erzählband von Ulla Burges) ➔ Zur Rezension hier bei uns!
"Putchiqua um-um" (20 moderne Märchen) ➔ Zur Buchvorstellung hier bei uns!
"Alle meine Freunde" (85 Kurzgeschichten in 5 Bänden) ➔ Zur Buchvorstellung hier bei uns!
"Von Fischen und Menschen" (mit Karikaturen von Paul Pribbernow) ➔ * Link zum Buchhandel
"Stücke meiner Nächte" (Audio-CD mit Gedichten, vertont von Katharina Burges) ➔ * Link zum Buchhandel

© "Ein abgründiger Reigentanz, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt": Die Rezension zum Roman "Und keiner weiß, warum" von Ulla Burges wurde verfasst von Ilona E. Schwartz und Winfried Brumma (Pressenet), 06/2025.