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Die jüngste Romanveröffentlichung der Autorin Alexandra Haber (bekannt durch ihre Bücher "Von Wölfen und Raben" sowie "Vom Werden und Vergehen") wurde unter dem Titel "Das Gesetz des Himmelsstürmers" veröffentlicht. Die neue Geschichte spielt, wie es sich für guten Steampunk gehört, in der Welt der Zahnräder, Dampfmaschinen und Luftschiffe.
Der abenteuerliche erste Roman aus der Verneburg-Reihe handelt von der jungen Piratentochter Elgin, die alles daransetzt, um ihren Vater aus den Fängen gegnerischer Piraten zu befreien. Hierfür geht sie sogar einen gefährlichen Pakt mit dem berüchtigtsten Piratenfürsten des Kaiserreiches ein: ihrem Großvater. Die fatalen Folgen dieses Pakts bekommt sie schon bald zu spüren.
Der Steampunkroman von Alexandra Haber ist nichts für schwache Nerven, denn wilde Verfolgungsjagden und Manöver, Intrigen und Fallen, Blut und ein erbarmungsloser Piratenfürst halten die Leser auf 316 Seiten pausenlos in Atem. Rezensenten bestätigen an anderer Stelle ein kurzweiliges und rasantes Lesevergnügen.
Alle Bände der Verneburg-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig von den übrigen Teilen der Serie gelesen werden. Durch gelegentlich wiederkehrende Figuren sind die einzelnen Geschichten trotzdem miteinander verbunden.
Unser Lesetipp (Werbung): Die Piratengeschichte "Das Gesetz des Himmelsstürmers" wurde als Taschenbuch sowie als gebundene Ausgabe im Mai 2022 veröffentlicht. Auch ein E-Book wurde herausgegeben, welches für euch in den Online-Bookstores zum bezahlten Download zur Verfügung steht. ... Bitte beachtet auch den Nachtrag weiter unten!
Die Brummer kamen zum Stehen und Egils Crew versammelte sich auf dem Deck, die Waffen bereithaltend und auf die Weisungen ihres Kapitäns wartend.
Aus jeder Flugmaschine stiegen zwei Personen aus, sodass am Ende sechzehn Männer auf dem Deck standen. Sie alle trugen ähnliche robuste Kleidung, Fliegermützen, Schutzbrillen und stramme Tücher vor Mund und Nase zum Schutz vor Kohlestaub, Wind und Insekten.
"Wer ist euer Anführer?", wollte Egil wissen und ließ die erbarmungslosen Augen über seine unerwarteten Besucher gleiten, von denen ein paar nun die Fliegerbrillen abnahmen oder auf ihre Stirn schoben. Ein junger Mann glitt aus ihrer Mitte und Egil musterte ihn flüchtig. Der Kerl war mittelgroß und blond, ein roter Zehntagebart bedeckte Mund- und Kieferpartie. Auf dem Kopf trug er eine Fliegermütze, auf die auch er seine Schutzbrille geschoben hatte.
"Ziemlich jung, um einen solchen Haufen anzuführen", begrüßte Egil ihn von oben herab. Der Bursche konnte höchstens zwanzig sein, wenn überhaupt.
"Oh nein, nicht ich führe uns an!", korrigierte dieser ihn rasch und machte die höfliche Andeutung einer Verbeugung. Trotz seiner Erklärung ging eine subtile Autorität von ihm aus. Dann machte er eine einladende Geste mit dem Arm und eine weitere Person schob sich aus der Gruppe, die ihrerseits die Fliegermaske vom Gesicht nahm.
Ein wenig überrascht hob Egil die Augenbrauen, als sich ihm eine kleine junge Frau näherte. Sie trug eine zerschlissene Bluse, die wohl einmal weiß gewesen, mittlerweile jedoch von zahlreichen Ölflecken verschmutzt war, darüber eine robuste Jacke. Unterhalb des kleinen Busens saß ein schlichtes Lederkorsett, die Beine steckten in braunen Stoffhosen, die von einem Gürtel mit etlichen gefüllten Ledertäschchen an der schmalen Hüfte der Frau gehalten wurden. Egil erkannte sowohl einen Messergriff wie auch einen Beutel für Munition, die für eine klobige Schusswaffe gedacht war, die ebenfalls in einer Halterung am Gürtel steckte. Die übergroßen Lederstiefel verliehen ihr einen schweren Gang, der einen ziemlichen Kontrast zu ihrer zierlichen Figur darstellte.
Als die Frau vor ihm zum Stehen kam, sah er, dass es sich bei ihr noch mehr um ein Mädchen handelte, gerade erst dem Kinde entwachsen. Ihre erdbeerblonden Haare standen wie ungebändigte Wolle unter der Fliegermütze ab und zwei freche bernsteinfarbene Augen blitzten ihn genauso selbstbewusst an wie die zahlreichen Sommersprossen auf Nase und Stirn.
Egil sah auf das Mädchen herunter und wartete darauf, dass es ihm mitteilte, was es von ihm wollte.
Das tat es.
Beide Hände in die Hüften stemmend, erklärte es mit einer hellen, leicht rauchigen Stimme: "Wir werden zurzeit von niemandem angeführt. Unser Käpt'n befindet sich in Gefangenschaft und wartet auf seine Befreiung. Solange vertrete ich ihn."
Amüsiert hob Egil einen Mundwinkel zu einem halben Grinsen.
"Du?" In diesem einen Wort schwang sein ganzer Spott bezüglich dieser Offenbarung mit. Als er jedoch kurz die Augen zu der Fliegertruppe hob, sah er keineswegs Belustigung in den Gesichtern der Männer, sondern eindeutige Bestätigung.
"Und wer soll euer Käpt'n sein?", ließ er sich zu der Frage herab.
Das Mädchen reckte das Kinn und entgegnete laut: "Efrem Leiðtogi. Mein Vater."
Das musste Egil der Göre lassen: Sie hatte den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Und sie genoss ihn unverhohlen.
"Ich grüße Euch, Fürst Egil Leiðtogi", lachte sie spitzbübisch und machte nun die Andeutung eines Knickses.
"Großvater."
Ein Raunen ging durch die Menge seiner Männer und Egil konnte es ihnen ausnahmsweise nicht verdenken. Diese Information kam wie ein Schlag ins Gesicht.
"Großvater?", wiederholte er kühl und ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Er hob eine Hand ans Kinn und kratzte sich unbeeindruckt am Bart. "Da könnte ja jeder kommen, Mädchen, woher nimmst du diese Vermutung?"
"Mit Verlaub, Käpt'n, es steht ihr doch ins Gesicht geschrieben und ...", sagte da sein Quartiermeister Sverre etwas zu leidenschaftlich, doch er verstummte rasch, als Egil ihm einen mordlüsternen Blick zuschickte.
"Ihr wisst, dass es wahr ist", versetzte das Gör. "Ihr habt Euch mit Efrem vor zwanzig Jahren überworfen und seid jeder seines Weges gegangen. Vor vierzehn Jahren starb meine Mutter, Isabella Bertram von Strauch. Mein Vater legitimierte mich nach ihrem Tod und nahm mich seit jeher mit sich und seiner Piratencrew auf all seine Beutezüge."
"Legitimierte?", wiederholte Egil mit einem abschätzigen Lächeln. "Ein kleiner Bastard also? Du könntest von jedem Taugenichts Verneburgs abstammen, was machte meinen Sohn da so sicher, dass ausgerechnet er für deine Existenz verantwortlich war?"
"Glaubt es oder lasst es bleiben", gab das Mädchen achselzuckend zurück und ließ sich von seiner Bemerkung nicht aus der Spur bringen. Es verschränkte die Arme vor der Brust, die Hände steckten in ledernen Handschuhen mit offenen Fingerspitzen. "Ich bin auch gar nicht hier, um Eure großväterlichen Gefühle zu wecken."
"Sondern?"
"Ihr sollt mir helfen, Euren Sohn zu befreien." Sie lispelte kaum hörbar durch eine winzige Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen, wenn sie das S aussprach. Das war ziemlich putzig, was ihrem bemüht selbstbewussten Auftreten leider einen Abbruch tat.
Das Kind amüsierte ihn, so war es ja nicht. Diese kleine vorlaute Schnodderschnauze strotzte vor Selbstbewusstsein und jugendlicher Zuversicht. Das war recht erfrischend, wo der Tag doch bis eben noch eher unbefriedigend hatte zu Ende gehen wollen.
Wie sie so dastand, die Arme vor der Brust verschränkt und mit gespreizten Beinen, glaubte Egil fast, sie imitiere (ob bewusst oder unbewusst) seine eigene Körperhaltung.
Er sah ihr eine Weile ins Gesicht und musste sich selbst eingestehen, dass ihre bernsteinfarbenen Augen seine eigenen waren.
Die freche Schnauze des Mädchens unterstrich zudem das Gesamtbild und Egil erkannte unzweifelhaft seinen Sturkopf von Sohn in ihr. Aber das gereichte ihr wirklich nicht zu dem erwünschten Vorteil. Egil war alles andere als gut auf seinen Spross zu sprechen.
"Bevor ich irgendwem helfe, wüsste ich gern, wen ich hier eigentlich vor mir habe", brummte er trocken.
Das Mädchen schien erst jetzt zu bemerken, dass es sich selbst noch gar nicht vorgestellt hatte. So viel Geschwafel über Söhne und Väter, aber dieses simple Detail hatte es offensichtlich vergessen.
"Mich nennt man Elgin", erklärte es eilig. ...
Hinweis: Der II. Teil der Verneburg-Reihe ist Ende 2022 erschienen. Lest unsere Buchvorstellung zu "Der Zirkus unter Dampf" hier auf unserem Portal.
Nachtrag (Frühjahr 2024)
Die "Verneburg-Reihe" umfasst mittlerweile fünf Bücher sowie zwei Ergänzungs-Bände. Die Bücher von Alexandra Haber sind als Taschenbuch sowie als E-Books lieferbar, eines auch als gebundene Ausgabe.
Alle Verneburg-Bücher auf einen Blick habt ihr in dieser Übersicht (der Werbelink führt zu einer Amazon-Seite): Schaut gelegentlich immer wieder hier hinein, eventuell wird die Serie erweitert.
© Für die Textauswahl zum Steampunk Lesetipp "Das Gesetz des Himmelsstürmers" und die Abbildung des Buchcovers danken wir der Autorin Alexandra Haber sehr herzlich, 06/2022.
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