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Die Lesewelt kennt die Autorin Alexandra Haber durch ihre bemerkenswerte Steampunk-Verneburg-Reihe "Das Gesetz des Himmelsstürmers", "Der Zirkus unter Dampf" und "Die Lüge des Leuchtturmwärters". Diese hatten wir ab 2022 in unserem Online Literatur-Magazin vorgestellt (mit einem Klick öffnet sich ein neues Fenster zu weiterführenden Informationen).
Wie Alexandra uns mitteilt, hat sie nun erstmals "Fantasy" mit in ihre neueste Geschichte aufgenommen; der Steampunk-Anteil bleibt jedoch bestehen.
Dieser Steampunk-Fantasy-Roman heißt "Akademie der Stürme" und wurde Anfang Februar 2024 veröffentlicht. Die Handlung spielt an einer magischen Lehreinrichtung, nämlich der "Akademie Mechanora", auch die "Akademie der Stürme" genannt.
Die Geschichte handelt von dem elitären Professor für "alte Magie", Raban Rabensturm, der auch der "Meister" genannt wird. Seine Vorlesungen an der "Akademie der Stürme" sind heißbegehrt, doch den Dekan wurmt es, dass Raban sich weigert, praxisorientierte Seminare zu geben, um sein Wissen zu vermitteln. Deshalb setzt er ihm die vierzehnjährige Stipendiatin Roberta Silberfrost vor, damit er sie persönlich zu einer Hexe höchsten Ranges ausbildet. Trotz seines Widerspruchs muss Raban sich fügen und schikaniert die Jugendliche ungeniert, während er gleichzeitig seinen Unterricht besonders schwierig gestaltet. ... Mehr wollen wir hier nicht verraten. Wie es weitergeht, müsst ihr selbst herausfinden!
Unsere Leseempfehlung (Werbung): Der Steampunk-Fantasy-Roman "Akademie der Stürme" wurde als Taschenbuch, sowie auch als gebundene Buchausgabe herausgegeben (jeweils 322 Seiten). Als Kindle-E-Book ist der Roman von Alexandra Haber ebenfalls erhältlich.
Am Nachmittag betrat Roberta das Labor, aber Rabensturm war noch nicht da. Sie schlenderte durch den weitläufigen Raum und ihr Blick verweilte auf dem Generator, der sie jedes Mal in seinen Bann zog. Rabensturm hatte es ihr zwar ausdrücklich verboten, doch sie konnte einfach nicht widerstehen, raffte mit einer Hand ihren Rocksaum hoch und mit der anderen hielt sie sich an der Leiter fest, um hinaufzuklettern. Sie wollte unbedingt einmal von oben in den Trichter schauen.
Dort angelangt, stellte sie sich auf die letzten Sprossen, sodass sie sich an den Handgriffen hochziehen und auf den Rand der kleinen Plattform stellen konnte, die oberhalb des Trichters angebracht war. Sie wagte ein paar Schritte um die Öffnung herum, dann hob sie den Blick und ...
"GAAAAAAAH!" Robertas fassungsloser Aufschrei scholl von den Wänden wider. Vor ihr hing ein gewaltiges ... SPINNENNETZ!
Bevor sie sich daran erinnern konnte, dass sie hier hoch oben war, wollte Roberta zurücktaumeln. Sie fiel hinten über und schrie ein weiteres Mal auf. Doch überraschenderweise landete sie äußerst weich auf nachgiebigem Untergrund. Orientierungslos wollte sie sich aufrichten, doch etwas hielt sie rücklings fest. Etwas Weiches, Klebriges.
"Was ist das?", entfuhr es Roberta und als sie unter sich blickte, entgleisten ihr die Gesichtszüge. Ein weiteres Spinnennetz! Es war quer unterhalb des Generators gespannt und hatte Robertas Sturz aufgefangen. In der Düsternis des Labors hatte sie beide Netze nicht gesehen. Sie warf hektische Blicke um sich und erkannte weitere Netze dieser Art, die unterhalb der Plattform des Generators angebracht waren.
Die Spinne! Des Professors Spinne musste entkommen sein! Dieses widerliche, grinsende Biest hatte wohl Kohldampf und würde Roberta jeden Moment verspeisen!
Panisch wollte sich Roberta losreißen und ruderte wild mit den Armen. Aber je mehr sie sich wehrte desto enger wickelte sie sich selbst ein.
"Hilfe!", schrie sie verzweifelt. "Professor! Professor, helfen Sie mir! Bitte!"
Nach wenigen Minuten hatte sich Roberta so sehr eingewickelt, dass sie sich kaum noch bewegen konnte. Das Netz war kein gewöhnliches Netz. Die Fäden waren zwar silbrig und klebrig, aber wesentlich robuster und widerstandsfähiger als gewöhnliche Spinnweben. Fast schon wie dünne Seile.
"Was zum Kuckuck treiben Sie da, Silberfrost?", kam es von unter ihr und Roberta atmete erleichtert auf.
"Professor", jammerte sie und versuchte, über die Schulter nach unten zu schauen. "Ihre Spinne muss entkommen sein! Bitte holen Sie mich hier runter, bevor sie ..."
"Meine Spinne?" Rabensturm lachte trocken auf und warf einen kurzen Blick zum Terrarium. "Nein, Nebelschleier ist brav in ihrem Kasten und tut nichts Ungehöriges. Was ich von Ihnen wohl nicht sagen kann! Hatte ich Ihnen nicht mit Nachdruck verboten, allein an dem Generator herumzuspielen?"
"Wenn Ihre Spinne im Kasten sitzt, woher kommen dann diese verflixten Netze?", wand sich Roberta um seinen Vorwurf herum.
"Von mir", gab er lächelnd zurück. "Ich spinne die Netze selbst. Sagte ich Ihnen nicht, dass ich eine Schwäche für Spinnennetze habe? Sie sind äußerst nützlich für so manchen Zauber."
"Holen Sie mich endlich hier ...!"
"Aber das ist doch eine ganz ausgezeichnete Gelegenheit!", stahl sich da ein lila Funkeln in seine grauen Augen und sein schmaler Mund verzog sich zu einem feixenden Grinsen.
Robertas Gesicht verdüsterte sich und sie maulte: "Oh nein, Professor! Das ist echt nicht witzig!"
"Da bin ich ganz Ihrer Meinung, es ist mir nämlich sehr ernst", entgegnete er mit eisernem Spott. "Befreien Sie sich, Silberfrost. Zeigen Sie mir, dass Sie wenigstens ein bisschen was gelernt haben bei mir."
"Professor, ich habe eine Heidenangst vor Spinnen und ihren Netzen und ..."
"Ich sagte doch, dass sie von mir sind."
"Das ändert wirklich nichts daran, dass Sie ein verdammt gruseliger Mensch sind, Himmel noch eins!"
Er lachte leise und plötzlich war er verschwunden.
"Professor? Professor! Gehen Sie nicht weg!", rief Roberta unglücklich und mit jeder weiteren Bewegung schnürte sie sich strammer ein.
"Ich bin ja da", kam es nun von über ihr. Rabensturms Gestalt erschien auf der Plattform des Generators und er schaute mit süffisanter Miene auf sie herunter. "Los, fangen Sie an!"
"Aber wie denn?" Vorwurfsvoll zog Roberta die Augenbrauen über der wütend zuckenden Nase zusammen und schenkte ihm einen beleidigten Blick. "Ich würde es ja anzünden, aber ..."
"Kind, Sie sollen sich befreien und nicht umbringen!", stöhnte Rabensturm genervt und verdrehte dabei kurz die Augen. "Sie haben aber auch immer Ideen! Prinzipiell ist Ihr Gedanke zwar nicht verkehrt, aber ein solcher Zauber erfordert äußerste Präzision, um sich nicht zu verbrennen. So weit sind Sie noch nicht. Aber Sie beherrschen bereits andere Künste."
"Welche denn?"
"Ich werde Ihnen nicht alles vorsagen, darauf müssen Sie schon selbst kommen. Und ich habe Zeit, versichere ich Ihnen! Ich bleibe auch bis morgen früh hier stehen, wenn es sein muss."
"Pffft!", machte Roberta missmutig und überlegte, mit welchem Zauber sie aus diesem Schlamassel wieder herauskam.
Sie versuchte es mit einem einfachen Schutzzauber, der sie vor den Fäden schützen sollte, sodass diese ihre Haftung verlieren und nicht mehr an ihr kleben würden. Roberta konzentrierte sich und flüsterte: "Araneam repello."
Es wirkte!
Roberta spürte sogleich, dass die Klebrigkeit der Fäden nachließ und diese sich nicht mehr an ihrer Haut und ihren Haaren festhielten. Nun waren sie vielmehr wie normale Schnüre, aber viel lockerer. Zufrieden schickte sie sich an, ihre Arme herauszuziehen. Doch da spannten die Fäden auf einmal und schlossen sich wieder enger um sie.
"Sie machen mich wahnsinnig!", fauchte Roberta wütend und schenkte ihrem Lehrer einen Todesblick.
Der Professor hatte seinen Spaß und erklärte feixend: "Bis hierhin war es ja gar nicht schlecht. Doch nun müssen Sie weiter überlegen."
"Professor, ich bin müde!"
"Armes Häschen", ätzte er unbeeindruckt und wütend zischte Roberta darauf: "Iactus pilularum!" Eine Wolke aus Wattebällchen flog ihrem Mentor entgegen. Missfallend richtete der seine Brille und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Nervensäge", brummte er kopfschüttelnd und wiederholte nochmal mit Nachdruck: "Ich habe Zeit."
Leise fluchend überlegte Roberta weiter, doch plötzlich geschah etwas: Vor ihrem geistigen Auge erschienen Bilder. In rasanter Abfolge hintereinander schossen sie durch ihr Hirn.
"Was ist das?", hauchte sie verwirrt.
"Lenken Sie nicht ab!"
Um sich herum sah Roberta einen finsteren Wald. Donner und Wind rauschten in ihren Ohren und es war eiskalt. Sie konnte alles fühlen, als wäre sie wirklich dort.
"Professor ...?" Da riss ein grelles Licht vor ihr auf. Zwei vor Angst kreideweiße Gesichter traten in ihr Blickfeld und schauten Roberta direkt an. Versteck sie hier, sonst findet er sie!, vernahm sie eine männliche Stimme, deren Klang ihr nicht unvertraut war. Ich will sie nicht verlassen, Robert!, war da sogleich eine weitere Stimme, diesmal eine weibliche. Und diese ließ Robertas Herz sich in schmerzlicher Süße zusammenziehen. Die beiden Gesichter sahen sie voller Liebe an, trotzdem konnte Roberta sie nicht in voller Schärfe erkennen. Auf einmal erhob sich ein tosender Lärm und Geschrei war die Folge. Ein gewaltiges Beben ließ Roberta erzittern und viele Stimmen brüllten durcheinander. Dann waren da wieder Schreie; Todesschreie!
***
Als die Studentin aus heiterem Himmel wie rasend zu brüllen anfing, war Raban klar, dass es ein Notfall war. Und er wusste auch, worin dieser bestand: Seine Spinnennetze waren Bestandteil eines höchst komplexen magischen Rituals, das Raban seit Jahren schon vorbereitete. Sie dienten als Kanäle zu Traumwelten, Erinnerungen und – wie er hoffte – eines Tages zu anderen Zeitdimensionen. Gemeinsam mit dem magischen Zeitgenerator, versprach sich Raban dadurch in nicht mehr ferner Zukunft die Möglichkeit ...
Gequält schrie Roberta auf. In diesem Augenblick hatten die Netze zweifellos auf etwas in ihrem Unterbewusstsein zugegriffen. Entweder ein zurückliegender Alptraum oder ... eine Erinnerung. Eine unliebsame Erinnerung.
Raban fackelte nicht lange, sondern unterbrach die Prüfung umgehend. Er nutzte den mentalen Teleportationszauber "Sursum subvola", den er ohne Worte oder Gesten wirken konnte. Diesen Zauber beherrschten nur hochrangige Magier mit hohem Magiepotenzial. Die Schnüre des Netzes wickelten sich binnen einer Sekunde auf und gaben das Mädchen frei, das wie durch einen Pistolenschuss zu Raban hinaufgeschleudert wurde. Er fing es auf und es prallte mit Wucht gegen seine Brust.
Roberta Silberfrost brüllte noch immer wie am Spieß und Raban packte sie an beiden Schultern, um sie zu schütteln.
"Aufwachen, Silberfrost! Es ist nicht echt! Es ist nur ein Traum!" Die Studentin beruhigte sich nicht und ihr eigenes Geschrei übertönte Rabans Zureden. "Fräulein! Aufwachen! Kommen Sie wieder zur Besinnung!" Er verpasste ihr eine Ohrfeige und das ließ sie jäh erstarren. "Verzeihung, aber das musste sein ...", setzte er an, als ihre großen Augen ihn endlich erkannten. Doch da krallte sich das Mädchen auch schon an ihm fest und fing herzzerreißend an zu weinen.
Oh, nicht doch!
Das war wirklich gar nicht Rabans Stärke. Trösten lag ihm nicht.
"Ist ja schon gut", versuchte er, seine Schülerin zu beruhigen und tätschelte ihr unbeholfen den Rücken. "Das war nicht echt, Kindchen. Fassen Sie sich. Es war ein Traum."
"Nein, es war kein Traum!", stieß sie hervor und heulte Rotz und Wasser in seinen makellosen Anzug. "Es ist wirklich passiert; ich weiß es!" ...
Hier nochmals die Bestellmöglichkeit (Werbung) zum Steampunk-Fantasy-Roman "Akademie der Stürme"
© Den Textauszug zur Buchvorstellung "Akademie der Stürme" sowie die Abbildung des Buchcovers hat uns freundlicherweise die Autorin Alexandra Haber zur Verfügung gestellt, 02/2024.
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