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Ein finsterer Leuchtturm, zwei durchtriebene Schmuggler und eine mächtige Erfindung, die zum Verhängnis des Reiches werden kann, mahnen zur Wachsamkeit: Traue niemandem, außer dir selbst!
Als Leuchtturmwärter Levi den heimatlosen Duve vor dem Ertrinken rettet, ändert sich sein eintöniges Leben von heute auf morgen. Im Laufe der Jahre deckt der Junge nach und nach die dunklen Geheimnisse seines Ziehvaters auf. Nachdem ein Luftschiff vor der Küste kentert, fallen den beiden sonderbare Baupläne in die Hände, die jedem zum Verhängnis werden können, der nicht auf der Seite ihres Besitzers ist.
Levi und Duve müssen eine folgenschwere Entscheidung treffen, denn sowohl Militär als auch Piraten sind den beiden dicht auf den Fersen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt!
Die Autorin Alexandra Haber hat sich seit dem Frühjahr 2022 auf das Genre "Steampunk" spezialisiert. Ihr neuester Steampunk-Roman "Die Lüge des Leuchtturmwärters" ist am 10. Juni 2023 erschienen und spielt wieder in der Welt der Zahnräder, Dampfmaschinen, Kohle und Luftschiffe.
Der Roman gehört zu derselben Steampunk-Buchreihe ("Die Verneburg-Reihe") wie die beiden vorherigen (mehr dazu siehe am Ende der Leseprobe!). Wie schon bei den ersten Bänden ist der zentrale Handlungsort der Story das fiktive Steampunk-Kaiserreich Verneburg. Diesmal jedoch nicht über den Wolken und auch nicht in der feudalen kaiserlichen Hauptstadt, sondern in einem kleinen Küstenort, vielmehr noch in dessen Leuchtturm, in und um den die gesamte Handlung spielt.
Unser Lesetipp (Werbung): Der äußerst spannende Abenteuer-Roman "Die Lüge des Leuchtturmwärters" umfasst 209 Seiten und wurde zum einen als Taschenbuch, zum anderen als E-Book veröffentlicht. ... Bitte beachtet auch den Nachtrag weiter unten!
Alle Bände der "Verneburg-Reihe" sind nach wie vor in sich abgeschlossen und können unabhängig von den übrigen Teilen der Serie gelesen werden. Durch gelegentlich wiederkehrende Figuren sind die einzelnen Geschichten trotzdem miteinander verbunden.
Es war regnerisch und diesig, aber der Sturm war vorbei. Trotzdem gab ihnen das unfreundliche Wetter eine gewisse Deckung. Levi schlug einen Weg ein, den er mit Duve noch nie gemeinsam betreten hatte: den geheimen Pfad in die Felsenhöhlen.
"Dass du mir niemals von dem Wege abweichst, den ich dir jetzt zeige!", mahnte er an, ohne sich nach ihm umzusehen. Erst jetzt entzündete er die mitgeführte Schiffslaterne. Ihr flackerndes Licht warf zuckende Schatten an die Felswände. Levi fühlte, wie Duve dichter zu ihm aufschloss und sich in einem Gemisch aus Neugier und Furcht umschaute. Das Geräusch unzähliger fallender Tropfen und das Echo der Brandung hallten unheimlich wider; aber Levi waren sie vertraut. Er kannte die Höhlen wie seine Westentasche. Dem Jungen hingegen hatte er nur den einen Weg zur kleinen Höhle gezeigt, von wo aus sie die Lichtzeichen gaben.
"Ich habe sie alle gesehen, Söhnchen", erklärte er mit einem Zwinkern. "Kaum einer kann sich dessen rühmen. Hier habe ich schon Geheimnisse aufgedeckt, die du niemals erfahren willst!"
"Und warum sind wir hier?" Der Bursche dämpfte seine Stimme, als fürchte er sich vor seinem eigenen Echo. "Wo gehen wir denn nur hin?"
"Ich werde dir heute jemanden vorstellen, den du besser kennen solltest", antwortete Levi gedehnt und hustete ein paar Male kräftig. Immerhin wurde er nicht jünger und musste sich überlegen, wie er mit fortschreitendem Alter diese Dinge anpacken wollte. Duve war ein guter Junge und er vertraute ihm bedingungslos. Es wurde Zeit, ihn auch in die tiefsten seiner Geheimnisse einzuweihen; zumindest in die meisten ...
"Versuche, dir den Weg schon mal einzuprägen", forderte er ihn auf. "Wir werden ihn nochmal gemeinsam gehen, aber es kann nicht schaden, wenn du dir direkt ein paar Fixpunkte merkst. Zum Beispiel diesen Kreis dort aus Stalagmiten. An der nächsten Kreuzung gibt es einen kleinen Salzwassertümpel und da müssen wir dann nach rechts. Augen auf, mein Junge! Immerzu die Augen offenhalten!"
Sie wanderten noch ein paar weitere Minuten durch die kalten Höhlen. Die Nässe kroch ihnen unter die Kleidung und in die Glieder. Levis alte Knochen zogen unangenehm und der Stumpf seines Beines schmerzte dort, wo einmal der fehlende Teil gewesen war. Er biss die Zähne zusammen und hätte jetzt gut einen ordentlichen Schluck Rum vertragen können.
"Bald kommt die Flut, Levi", meinte Duve nach einer Weile mit banger Stimme.
"Aye, aber sie kommt nicht bis hierher."
"Kommen wir denn wieder hier heraus, sobald das Wasser gestiegen ist?"
"Wenn man den richtigen Ausgang kennt, kommt man immer und überall heraus, solange die Flut ihn nicht versperrt."
"Also nehmen wir nicht denselben Weg zurück?"
"Nein, tun wir nicht."
Schließlich gelangten sie in eine Höhle, die nach außen hin offen war und einen überwältigenden Blick auf das Meer freigab. Sie lag hoch, sodass die Wellen sie nicht erreichten und man auf die Felsenriffe herunterschauen konnte. Der Nieselregen verzog sich ein wenig und zwischen den Wolken spickte ein schüchterner Mond hervor.
"Das ist ja wunderschön hier!", entfuhr es Duve und seine blauen Augen fingen das Mondlicht auf.
"Halt mal!", sagte Levi und drückte ihm die Laterne in die Hand. Dann nahm er selbst ein großes Tuch und stellte sich direkt neben ihn. "Bleib genauso stehen und rühre dich nicht. Halte die Lampe noch etwas höher."
Als Levi sich sicher war, dass die Laterne gut zu sehen war, hielt er das Tuch davor, zählte bis fünf und nahm es wieder weg, zählte erneut bis fünf und hielt es wieder davor. Diesen Vorgang wiederholte er fünfmal. Weit draußen auf einem der Felsen leuchtete alsbald ebenfalls ein Licht auf und blinkte seinerseits fünfmal. Levi antwortete mit seiner Laterne dreimal. Als an den Klippen wiederum mit drei Lichtzeichen geantwortet wurde, gab er ein letztes Signal von diesmal sieben Lichtern.
"Wer blinkt da zurück?", fragte Duve leise. "Sag ... hörst du das auch?"
In einiger Entfernung war ein stetiges Pulsieren zu hören, gleich einem überdimensionalen Herzschlag. Levi wusste um die Ursache dieses Dröhnens. Er wusste auch, dass diese sich nicht in direkter Nähe befand. Trotzdem konnte man es noch kilometerweit hören. Die Brandung übertönte es ein wenig, aber Levi kannte diesen Laut genau. Ihm folgte ein kaum hörbares Summen, wie von einem Propeller. Gerade wollte er auf Duves Frage antworten, da baumelten plötzlich vor dem Höhleneingang mehrere Stricke herab und der Halbwüchsige prallte erschrocken zurück, während Levi selbst völlig ruhig blieb. Er hatte sie immerhin erwartet.
An den insgesamt fünf Stricken seilten sich in Windeseile fünf Gestalten herab, deren dunkle Silhouetten sich scharf vor dem helleren Höhleneingang abzeichneten. Und einer von ihnen war so riesig und breit, dass er die von Duve eben noch gepriesene Aussicht fast völlig versperrte.
"Du bist diesmal ziemlich spät dran, Levi", begrüßte sie eine so tiefe Stimme, dass ihr Echo, das von den Höhlenwänden widerhallte, dieselben vibrieren zu lassen schien. Duve starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Hünen, der sich ihnen gemeinsam mit den vier anderen Schatten hinter sich näherte. Er konnte nicht anders und krallte sich im Ärmel des Alten fest, der ihn nachsichtig gewähren ließ.
"Der Lieutenant trieb sich gestern den ganzen Tag mit seiner Truppe am Strand herum", entgegnete Levi ruhig. "Es war mir zu riskant, in derselben Nacht herzukommen."
"Hast du wenigstens nützliche Informationen für mich?"
"Das will ich doch meinen!"
Im Schein ihrer mitgeführten Laterne erkannte Duve nun auch das Gesicht des riesigen Mannes vor sich. Er mochte etwa Ende sechzig sein, Kopf- und Barthaare waren weiß und über eines der bernsteinfarbenen Augen zog sich eine lange rote Narbe bis zum Bartansatz. Das Kreuz des Fremden war so breit, dass Duve sich nicht vorzustellen wagte, es sei aus Fleisch und Blut, sondern vielmehr aus massivem Stein. Die muskulösen Arme erweckten den Eindruck, als könnten sie Duves Genick wie einen Zahnstocher zerbrechen und die zwei langen Schwerter in einer ledernen Doppelscheide am Gürtel des Hünen trugen keineswegs zur Beruhigung bei. Einerseits wünschte sich Duve Thijs an seine Seite, andererseits schenkte er Levis Worten von vorhin bedingungslos Glauben und war froh, seinen dreibeinigen Gefährten in Sicherheit zu wissen.
"Du bist nicht allein", stellte der Unbekannte mit einem flüchtigen Seitenblick auf Duve fest. "Warum?"
Unwillkürlich überkam Duve der Drang, sich hinter Levi zu verstecken, aber das verbot ihm sein Mannesstolz und er begnügte sich damit, seine Finger noch tiefer in dessen Arm zu bohren.
"Der Junge gehört zu mir", erwiderte Levi mit Nachdruck.
Der Hüne fischte Levi die Schiffslaterne aus der Hand und hielt sie Duve direkt vors Gesicht. Die scharfen Bernsteinaugen musterten ihn prüfend. "Ich wusste gar nicht, dass du einen Sohn hast", brummte er, an Levi gewandt.
"Du kannst ihm vertrauen", versicherte der, ohne das Verwandtschaftsverhältnis zu korrigieren.
Darüber lachte der Fremde. "Du gehst mit diesem Wort sehr freimütig um, Leuchtturmwärter, das muss ich sagen! In diesem Alter sind sie immer für Überraschungen gut und unausstehlich obendrein; Burschen wie Mädchen gleichermaßen. Ich weiß, wovon ich rede."
Levi stimmte leise in das Lachen mit ein. "Dafür sind seine Beine jünger als meine, Egil, deshalb merke dir sein Gesicht. Du wirst es in Zukunft wohl öfter sehen als meines. Ich kann den weiten Weg nicht mehr so oft zurücklegen wie früher."
Duve wusste nicht, ob ihn diese Information freuen sollte. Vor ihm stand offensichtlich niemand Geringeres als Kapitän Egil Leiðtogi, der berüchtigte Piratenkönig höchstselbst! ...
Weitere spannende Steampunk-Romane von Alexandra Haber: Lest unsere Buchvorstellungen zu "Das Gesetz des Himmelsstürmers" sowie "Der Zirkus unter Dampf". Beide Bücher wurden 2022 veröffentlicht.
Nachtrag (Frühjahr 2024)
Die "Verneburg-Reihe" umfasst mittlerweile fünf Bücher sowie zwei Ergänzungs-Bände. Die Bücher von Alexandra Haber sind als Taschenbuch sowie als E-Books lieferbar, eines auch als gebundene Ausgabe.
Alle Verneburg-Bücher auf einen Blick habt ihr in dieser Übersicht (der Werbelink führt zu einer Amazon-Seite): Schaut gelegentlich immer wieder hier hinein, eventuell wird die Serie erweitert.
© Für die Textauswahl aus dem Steampunk-Roman "Die Lüge des Leuchtturmwärters" und die Abbildung des Buchcovers danken wir der Autorin Alexandra Haber sehr herzlich, 07/2023.
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