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Robert W. Walker hat mit "Blut – Der Vampirkiller von Wisconsin" einen Kriminalroman und Psychothriller vorgelegt. Warum diese beiden Genregeschwister genannt werden, als stünden sie in diesem Fall beziehungslos nebeneinander, inspiziert der Lektor und Übersetzer Bernd Wicik in der folgenden Rezension.
Der US-Schriftsteller Robert W. Walker hat viele Talente. Er kann minutiös Polizeiarbeit beschreiben und macht auch vor den technischen Einzelheiten von Laborgeräten nicht halt. Er kann spannende Szenen schreiben und schreckt auch nicht davor zurück, seinen mit einer Busladung Empathie eingeführten Personen mit dem Skalpell auf den Pelz zu rücken. Leider verfügt er nicht über das Talent, seine Fähigkeiten harmonisch zu verweben. Sein Roman verliert sich über weite Strecken in übertrieben detaillierten medizinischen Analysen der Heldin Dr. Jessica Coran, ohne Spannung zu erzeugen. Dafür rockt es im Schlussviertel, als hätte ein Genrewechsel stattgefunden und jemand die Handbremse gelöst. Ein zwiespältiges Vorgehen, nur geeignet für Fans von sowohl Laborarbeit und medizinischen Prozeduren als auch harter Action, weniger für das Gros der Thrillerfreunde.
Details gibt es jetzt auch hier auf Spoiler komm raus ...
Im Psychothriller der Subkategorie, in der FBI-Profiler Serientäter jagen, dominiert die Psychologie. Eine psychische Abnormität bedingt die Verbrechen, psychologisches Wissen die Auflösung. Die Protagonistin Dr. Jessica Coran hingegen ist keine Psychiaterin oder Profilerin, sie ist eine Ärztin. Und passend zu ihrer Expertise schneidert der Autor das perfide Spielchen zu. Der Killer schneidet die Kehlen seiner Opfer martialisch auf, um den Eindruck zu erzeugen, dies wäre die Todesursache.
In Wahrheit saugt er das Blut seiner Opfer mit chirurgischer Genauigkeit und einem Werkzeug kontrolliert aus, die großen Schnitte sind Bluff. Damit laufen weniger geniale Ärzte bei ihren 08/15-Autopsien und die Profiler ohnehin ins Leere. Es bedarf der Fähigkeiten von Dr. Jessica Coran, ohne die nichts läuft bei den Ermittlungen.
Wurzel der Paradoxie ist diese Plotkonstruktion deshalb, weil sie den Psychothriller negiert. Folglich herrscht die medizinische Analyse vor, die Robert W. Walker am Herzen liegt. Gleichzeitig benutzt er die Staffage des Psychothrillers. Normalerweise verwenden Rezensionen in solch einem Fall den Begriff Crossover, aber bei einem solchen gehen zwei Genres eine harmonische Verbindung ein.
Der Killer arbeitet mit einem Ablenkungsmanöver nach dem anderen, aber eine Schlusspointe, eine mentale Falltür mit Überraschungswert, bietet dieser Roman nicht. Für Freunde des Psychothrillers eine traurige Nachricht, es gibt in dieser Abteilung nichts zu spoilern.
"Blut – Der Vampirkiller von Wisconsin" ist der Roman eines Musterschülers. Robert W. Walker weiß Details über Details über das FBI, die die Arbeit eines M. E. betreffen, eines Medical Examiner wie Jessica Coran. Leider ist Walker sich unschlüssig, ob er einen wissenschaftlich orientierten Kriminalroman oder einen Psychothriller schreiben will. Mehr Spannungsbalance hätte dem Roman gutgetan, eine große Pointe ebenso. Ein Marathon im Trab mit einem langen Sprint am Schluss, das ist eine zweifelhafte Strategie.
Gelesen und rezensiert wurde die deutsche E-Book-Ausgabe "Blut – Der Vampirkiller von Wisconsin" des norddeutschen Luzifer-Verlages (Übersetzer: Phillip Seedorf). In broschierter Form ist diese Buchausgabe rund 400 Seiten stark und unter der ISBN 978-3958353220 (Ausgabe vom März 2018) lieferbar.
Der Thriller von Robert W. Walker kann auch unter dem Originaltitel "Killer Instinct" in englischer Sprache als E-Book oder Hörbuch (Spieldauer ca. 11,5 Stunden) im deutschen Online-Buchhandel erworben werden.
© "Ein weitgehend blutleerer Blutrausch": Eine Thriller-Rezension des Lektors und Übersetzers Bernd Wicik, 09/2020. Dem Luzifer-Verlag danken wir herzlich für die Verwendung der Coverabbildung zu "Blut – Der Vampirkiller von Wisconsin".
Weitere Thriller-Rezensionen von Bernd Wicik: "Cold Silence" (Thriller von Danielle Girard) | "Der Kruzifix-Killer" (Psychothriller von Chris Carter)
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